Apfelweinglas
1877 trank Kaiser Wilhelm I. in Sachsenhausen das Frankfurter Nationalgetränk Apfelwein.
Eine Reise durch die westlichen Provinzen führte Kaiser Wilhelm vom 18. bis 20. Oktober 1877 nach Frankfurt, wo er in der Oberpostdirektion auf der Zeil Unterkunft nahm. Für den kaiserlichen Ehrengast richtete der Magistrat ein aufwendiges Besuchsprogramm aus mit Besichtigungen in der Stadt, nächtlichen Illuminationen und einem Fackelzug samt Dinner und Ball. An den kaiserlichen Festen nahmen insgesamt mehr als 7.000 Personen teil. Überall wurde dem Kaiser – wie bei den Kaiserwahlen bis 1792 – mit begeisterten Hochrufen gehuldigt.
Am 19. Oktober führte die Rundfahrt in einer offenen Kutsche auch zum gerade im Wiederaufbau befindlichen Dom. Denn zehn Jahre zuvor, kurz vor dem letzten Besuch des Kaisers, war der Dom durch einen Brand stark beschädigt worden. In Sachsenhausen empfingen ihn die Bürger und reichten ihm Apfelwein in einem kostbaren Glas, das mit einer bestickten Serviette umhüllt war. Der Apfelwein hatte sich seit dem 16. Jahrhundert im Rhein-Main-Gebiet durchgesetzt und im 19. Jahrhundert den Weinanbau verdrängt. Zunächst war das Klima die Ursache, später Reblaus, die die Weinreben vernichtete. Vor allem aber benötigte die Industrialisierung immer größere Flächen.
Die Inschrift an der silbernen Becherwandung des Stangenglases lautet: „Beim Empfange durch die Bürger Sachsenhausens am 19. Oct. 1877 trank Kaiser Wilhelm aus diesem Glase, der Sachsenhäuser altes Nationalgetränk: Aepfelwein!“. Am Fuß der Silbermontierung hat sich der Stifter Ernst Schalk, der Präsident des Sachsenhäuser Comités mit seinem Namen verewigt.
Das Apfelweinglas ist in einer aufwendigen Silbermontierung gefasst. Über Rankenornamenten und Blüten schweben vier preußische Adler mit Kaiserkrone und dem Frankfurter Stadtwappen in den Fängen. Dies demonstriert das Selbstgefühl der Frankfurter unter der preußischen Herrschaft.