Astscheibe der „Alten Eibe“
Die Verpflanzung der „Alten Eibe“ war weithin eine Sensation und sorgte für ein großes Medienspektakel.
Im Mai/Juni 1907 verfolgte die ganze Stadt über zwei Wochen ein einzigartiges Schauspiel: die „Alte Eibe“ wurde vom Senckenbergischen Stift am Eschenheimer Tor nach Bockenheim gebracht. Pro Tag legte sie mit Hilfe von zwei Straßendampfwalzen etwa 200 Meter der 3,5 Kilometer langen Wegstrecke zurück.
Johann Christian Senckenberg hatte 1766 das Areal neben dem Eschenheimer Tor für seine Stiftung erworben. Dort gründete er auch den ersten Botanischen Garten der Stadt. Die dort wachsende „Alte Eibe“ stand an der Begrenzungsmauer. Ihr Alter wurde auf 200 bis 300 Jahre geschätzt. Sie galt als ein seltenes Exemplar, dem sich auch überregionale Berichte widmeten. Das war wohl auch der Grund, weshalb Eibe umsiedeln sollte, als die Stiftung das Gelände aufgab und die Einrichtungen an neue Standorte in der Stadt zogen. Der Botanische Garten siedelte sich auf einem Grundstück zwischen Palmengarten und Grüneburgpark in Bockenheim an. Ein englischer Gartenexperte und die Baufirma Ph. Holzmann & Co. sorgten für die Verpflanzung. Schon drei Jahre vorher wurden umfassende Arbeiten am Wurzelwerk unternommen, um die Eibe vorzubereiten. Sie war damals ca. 12 Meter hoch und wog wohl 900 Zentner (45.000 kg). Für den Umzug mussten die Oberleitungen der elektrischen Trambahn abgebaut werden. Die ausladende Krone wurde gestutzt - dennoch gingen einige Fensterscheiben zu Bruch. Aus einem Ast wurden kleine Scheiben geschnitten und an die Geldgeber verschenkt, die den Umzug unterstützten.
Die Zeitungen berichteten täglich über den Umzug, zahlreiche Spottgedichte entstanden und viele Ansichtskarten dokumentierten die Eibe auf ihrer Wanderschaft durch die Stadt. Auch noch Jahrzehnte nach der Verpflanzung war die Eibe Teil des kulturellen Gedächtnisses der Stadt. Heute steht sie noch als „Senckenberg-Eibe“ an der nördlichen Ecke des Palmengartens.