„Mai 68: Sous les pavés, la plage“
Zwanzig Jahre nach den Pariser Studentenunruhen im Mai 1968 spielte der ehemalige Aktivist Daniel Cohn-Bendit die Revolution als Brettspiel nach.
Daniel Cohn-Bendit (geb. 1945 in Montauban, Frankreich) war seit 1967 zuerst in Paris, danach in Berlin und Frankfurt in der Studentenbewegung aktiv. Er stieg rasch zum populären Sprecher radikaler Gruppierungen auf (unter anderem Liaison des Etudiants Anarchists, Sozialistischer Deutscher Studentenbund). Dem Soziologie-Studenten wurde im Mai 1968 die Rückreise von Berlin nach Frankreich verwehrt. „Dany-le-Rouge“ ging nach Frankfurt, wo er mehrere Jahre mit seiner Mutter gelebt hatte. Spektakulärer Auftakt in Frankfurt war die Demonstration gegen die Verleihung des Friedenspreises an den senegalesischen Staatspräsidenten Leopold Senghor. Cohn-Bendit sprang am 22. September 1968 medienwirksam über die Absperrungen vor der Paulskirche, wofür er acht Monate Haft auf Bewährung „kassierte“. In den 1970er Jahren gab er das Stadtmagazin „Pflasterstrand“ heraus und wurde schließlich einer der Mitgründer der Partei „Die Grünen“. Nach den Frankfurter Kommunalwahlen 1989 amtierte Cohn-Bendit als bundesweit erster Stadtrat für Integration.
Gleichzeitig zu Cohn-Bendits politischem Aufstieg erschien in Paris das Gesellschaftsspiel „Mai 68“, das die ersten zehn Tage der Proteste nachstellt. In einem Katz- und Mausspiel für zwei bis vier Spieler/innen müssen die Studierenden den „Strand unter dem Pflaster“ (sous les pavés, la plage) aufdecken, während die Polizist/innen das zu verhindern versuchen. Der Spielplan zeigt Straßen des Pariser „Quartier Latin“, die Rückseiten der Straßenkarten zitieren die Kampfsprüche der Studierenden, z.B. „Il est interdit d’interdire“ (Es ist verboten zu verbieten). Neben der Spielanleitung enthält das Spiel ein Informationsblatt „Historique“: Daniel Cohn-Bendit wird hier mehrfach namentlich erwähnt.
Daniel Cohn-Bendit schenkte das Spiel 2012 dem Museum. Er hatte es bereits 2008 für die Ausstellung „Die 68er. Kurzer Sommer – lange Wirkung“ ausgeliehen.