Vogelkäfig
Der mit dem Frankfurter Adler verzierte Vogelkäfig begleitete die Frankfurter Jüdin Yvonne Hackenbroch in das Exil und erinnerte sie an ihre Vaterstadt.
Yvonne Hackenbroch wurde am 27. April 1912 in Frankfurt geboren. Ihr Vater Zacharias Hackenbroch war ein bekannter Kunsthändler, der im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte. Ihre Familie gehörte der von Rabbi Samson Raphael Hirsch gegründeten Israelitischen Religionsgesellschaft an, die das orthodoxe Judentum mit der deutschen Kultur zu verbinden suchte.
Sie studierte Kunstgeschichte in Italien und München, wo sie im Dezember 1936 noch ihre Promotion abschließen konnte. 1937 floh sie nach dem Tod ihres Vaters gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester nach London. Am Britischen Museum arbeitete sie als international anerkannte Kunstsachverständige. 1946 entsandte sie die Britische Regierung als Kunstexpertin zur Betreuung der Lee Collection nach Toronto. Seit 1949 war sie Kuratorin am Metropolitan Museum in New York und Spezialistin für Renaissanceschmuck. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher und Aufsätze. Nach ihrer Pensionierung 1987 zog sie nach London zurück, forschte, publizierte und war sozial engagiert.
Durch ihre Flucht verlor sie 1937 ihre deutsche Staatsbürgerschaft. Sie war lange staatenlos, bis sie amerikanische Staatsbürgerin wurde. 1990 besuchte sie erstmals wieder ihre Vaterstadt und hielt im Historischen Museum einen Vortrag. Seitdem war sie dem Hause sehr verbunden. Es war ihr ausdrücklicher Wunsch, dass dieser Vogelbauer als Zeichen der Verbundenheit und der Versöhnung nach ihrem Tod am 7. September 2012 nach Frankfurt zurückkehrt.
Das fein geschnitzte Stück ist an den Seiten mit zwei zu öffnenden Drahtbalkonen versehen, in denen sich ein Futternapf und eine Vogeltränke aus Keramik befinden. Auf der Vorderseite prangt zwischen den vergoldeten Initialen „F“ und „C“ in einem grünen Lorbeerkranz gefasst ein weißer Adler mit einem roten „F“ auf der Brust, das Wappen der Stadt Frankfurt.