Seidenroben und Lederjacken – Das Modeatelier Erika Segel-Reinhardt
Ein wichtiges Kriterium bei der Entwurfsarbeit der Frankfurter Modedesignerin Erika Segel-Reinhardt ist die Bewegung der modernen Frau – mit „vorgeschobenen Schultern und weitausgreifenden Schritten“. Schnitt und Stoff sind entscheidend für die Bewegungsfreiheit der Trägerin. Diesem Thema wird das Historische Museum Frankfurt in den kommenden Jahren besondere Aufmerksamkeit widmen.
In den 1950er Jahren wurde Leder in erster Linie mit Funktionskleidung in Verbindung gebracht. Leder ist weitgehend witterungsunempfindlich; es bietet Schutz vor Nässe und Kälte und ist damit prädestiniert für die Anfertigung von Mänteln und Jacken. Leder galt weder als besonders chic, geschweige denn besonders glamourös und war damit keineswegs prädestiniert für exklusive Kleidermode. Von diesen Vorbedingungen ausgehend entwickelte Erika Segel-Reinhardt eine anspruchsvolle Modelinie sowohl für die weibliche wie auch für die männliche Kundschaft. Exklusive Jacken und Mäntel wurden aus exotischem Material, zumeist Gazellen- oder Antilopenleder hergestellt. Von Beginn an entschied sich Erika Segel-Reinhardt gegen die Modedoktrin der 1950er Jahre und damit gegen eine eng auf die Figur geschnittenen Mode mit stark eingezogener Taille. Erika Segel-Reinhardt setzte mit ihrer Ledermode dagegen auf eine lockere, die Figur umspielende Schnittführung, die die Bewegung nicht einschränkte, sondern ermöglichte. Als sportbegeisterte, moderne Frau entwickelte sie Mode für „die Frau auf Reisen, die Frau im Auto, die sportliche Frau“ (so die Aussage einer Werbeanzeige). Sie machte Mode für Frauen wie sich selbst: berufstätig, mobil und erfolgreich. Neben den Ledermodellen entstand eine nicht minder exklusive Abendmode aus Seidenstoffen, die den hohen Standard in Bearbeitung und Entwurfsgestaltung ebenfalls eindrucksvoll vor Augen führt.
Viele Modelle von Erika Segel-Reinhardt haben sich allein durch die Fotografien von Regina Relang erhalten. Relang (Stuttgart 1906-1989 München) war eine der einflussreichsten und weltweit berühmtesten Modefotografinnen der 1950er und 1960er Jahre. Nach ihrem Studium der Malerei in Berlin zog sie 1932 nach Paris und konnte sich in kürzester Zeit als Autodidaktin einen Namen als Mode- und Reisefotografin erarbeiten. Sie fotografierte Reise- und Modereportagen in Südeuropa für u.a. Vogue, Madame und Harper’s Bazar. Sie setzte die Mode der großen Modehäuser wie Christian Dior, Pierre Cardin oder Yves Saint-Laurent in Szene und schuf so die ikonischen Bilder, die das moderne Bild der Frau der Nachkriegsepoche und Aufbruchszeit bis heute prägen. Ihre Arbeiten wurden durch die internationale Bildagentur Magnum Photos Inc., New York vertrieben.
Zeit ihres Lebens erhielt sie zahlreiche Fotopreise und wurde 1972 für ihr Werk mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Regina Relang setzte auch alle Modelle von Erika Segel-Reinhardt in Szene. Aus der Reisefotografie übernahm sie die Arbeit im Stadtraum. Sie verzichtete häufig auf Studioaufnahmen und lichtete die Mannequins stattdessen in alltäglichen städtischen Szenen ab, um einen modernen urbanen Lebensstil zu visualisieren.
Felicitas Lampert besuchte die Meisterschule für Mode, Institut für Modeschaffen, in Frankfurt am Main (unter Leitung von Emy Grassegger), als sie Erika Segel-Reinhardt kennenlernte. Nach bestandener Meisterprüfung hatte Felicitas Pleitgen, wie sie damals noch hieß, eine Anstellung bei ihr erhalten. Von 1959 bis 1961 war sie die persönliche Assistentin der Unternehmensleiterin. Nach ihrem Ausscheiden waren die beiden Frauen eng befreundet. Nach dem Tod von Segel-Reinhardt 1991 verwahrte sie ihren Nachlass. Im Sommer 2010 erwarb das HMF bei einer Versteigerung im Auktionshaus Neumeister in München ein Wollkostüm, das als eine Abschlussarbeit des Instituts für Modeschaffen in Frankfurt, dem ehemaligen Frankfurter Modeamt, vorgestellt wurde. Recherchen ergaben, dass es sich um eine Arbeit von Felicitas Lampert handelte, die dem Museum den Nachlass von Erika Segel-Reinhardt anbot.
Karsten Bott – Gleiche Vielfache
Sowohl für den Frankfurter Künstler Karsten Bott wie auch für das HMF war die Ausstellung ein Novum. Erstmals stellt der Künstler so umfangreich in einem kulturhistorischen Museum aus und das HMF lud erstmalig einen zeitgenössischen Künstler für eine Kunstinstallation ein. Auf einer Fläche von 220 Quadratmetern bildeten sechs raumhohe Regale mit insgesamt 140 Fächern das Zentrum der Ausstellung.
Die Regale sind dicht gefüllt mit Objekten. Ihre Anordnung lässt Ordnungsbegriffe erkennen und fördert vielfältige Verknüpfungen. Material- oder funktionsbezogene Objektgruppen, zu denen Begriffe wie Sport, Camping, Werkzeug oder Elektro passen, stehen in Beziehung zu Objektgruppen, die Themen wie Alter, Familie, Geschichte oder auch Universum zugeordnet sind. In Einzelvitrinen befinden sich die „Gleichen Vielfachen", die Variationen eines immer gleichen Alltagsgegenstandes wie zum Beispiel einer VHS-Kassette, einer Wäscheklammer oder eines Brötchens.
Seit 1988 sammelt Karsten Bott Gebrauchsgegenstände, er nennt es „Archiv für Gegenwarts-Geschichte". Der Künstler und Sammler archiviert und katalogisiert die Stücke und präsentiert sie für seine Ausstellungen immer neu. Es wird deutlich, dass eine komplette Erfassung und vor allem eine Ordnung und Klassifizierung der Welt nicht möglich sind. Für die Präsentation hat sich der Künstler auf den Ort eingelassen und bezieht sich auf das Sammlermuseum, was Bestandteil des HMF ist.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Susanne Gesser.
Eine Broschüre (Kabinettstück) ist erhältlich.
Gisèle Freund - 1. Mai 1932
Die großzügige Schenkung von Margarete und Martin Murtfeld war Anlass, die Fotografien von Gisèle Freund im 13. Sammlerraum auszustellen.
Gisèle Freund – die als politisch engagierte Studentin am Institut für Sozialforschung bei Karl Mannheim forschte – war mit ihrer Leica-Kamera dabei, als in Frankfurt am 1. Mai 1932 die Arbeiterbewegung zusammen mit linken Parteien und Studentengruppen gegen die Anhänger der Nationalsozialisten demonstrierten. Ihre Aufnahmen sind einzigartige historische Zeugnisse, die bereits den fotografischen Blick für Szenen und Geschichten aufweisen, für die sie, nach ihrer Flucht nach Paris, als eine der bedeutendsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts bekannt wurde.
Kuratiert wurde die Präsentation von Martha Caspers.
Gefangene Bilder. Wissenschaft und Propaganda im Ersten Weltkrieg
Den Ausgangspunkt der Ausstellung bilden 15 großformatige Nahaufnahmen, die zehn Menschen zeigen. Es sind Kriegsgefangene, die aus Nord- und Westafrika stammen und in einem Gefangenenlager fotografiert worden sind. Aber wie passen diese Fotografien zu unserem Bild vom Ersten Weltkrieg?
Die Ausstellung hinterfragt genau diese Vorstellungen und erzählt die bisher wenig beachteten Geschichten und Zusammenhänge dieser Fotos. Die Schau schließt thematisch an die vergangenen Ausstellungen „Fremde im Visier. Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg“ und „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ an.
Die Soldaten
Eine halbe Millionen Männer aus den französischen Kolonien kämpften für Frankreich im Ersten Weltkrieg. Oft wurden sie unter Zwang rekrutiert. Dieser Einsatz gibt dem Terminus „Weltkrieg“ erst seine wirklich globale Bedeutung. Auch auf britischer Seite kämpften viele Kanadier, Australier und vor allem Inder, auf russischer Seite oft muslimische Nicht-Russen aus Zentralasien und dem Kaukasus. Dabei gerieten viele in Gefangenschaft. In speziellen Lagern sammelten die Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn solche Soldaten ihrer Gegner, von denen sie hofften, sie könnten gegenüber den britischen und französischen Kolonialherren ihrer Herkunftsländer aktiv werden.
Projektfilm auf YouTube
Trailer zur Performance der Compagnie Mémoires Vives aus Straßburg: "A nos morts"
Zur Ausstellung ist das 160-seitige Begleitbuch "Gefangene Bilder. Wissenschaft und Propaganda im Ersten Weltkrieg" im Michael Imhof Verlag erschienen. Es enthält 150 farbige Abbildungen der Ausstellungsobjekte und ergänzende Informationen. Mit Beiträgen von Sophie Bajart, Anna-Maria Brandstetter, Antoine Champeaux, Julie Coulombel, Eric Deroo, Katja Geisenhainer, Jean-Louis Georget, Jan Gerchow, Hélène Guillot, Margot Kahleyss, Karl-Heinz Kohl, Richard Kuba, Britta Lange, Joe Lunn und Sandra Maß. Herausgeber sind die Mitautor*innen Benedikt Burkard und Céline Lebret.
ISBN 978-3-7319-0069-6, Buchhandel und Museum: 19,95 €
Die kolonialen Kriegsgefangenen wurden in der Lagern auch zum Untersuchungsgegenstand von Forschern, die auf diese Weise ohne aufwendige Expeditionen Zugang zu Menschen verschiedenster Ethnien aus der ganzen Welt erhielten. Entsprechend den Gepflogenheiten einer in kolonialistischer Tradition stehenden Wissenschaft hat man sie mit Zirkeln vermessen, ihre Köpfe in Gips abgegossen und auf vorgebliche Rassenmerkmale untersucht; sie wurden gefilmt, etwa bei Festen in den Lagern, und ihre Musik und ihre Stimmen wurde auf Schallplatten und Wachswalzen aufgenommen. Wie sollen Museen heute mit solchen „sensiblen Sammlungen“ umgehen?
Viele deutsche Propagandaschriften, Postkarten und andere Darstellungen prangerten den Einsatz von schwarzen Soldaten, „wilden Bestien niedrigster Kulturstufe“, im Kampf gegen die deutsche „Kulturnation“ an. Und auch ein Ethnologe wie Leo Frobenius, der einerseits bei den Gefangenen Märchen und Mythen sammelte, veröffentlichte ein Buch (für das die gezeigten Fotografien entstanden), in dessen Einleitung er Frankreich und Großbritannien mit Dompteuren gleichsetzte.
Nicht nur während des Ersten Weltkrieges spielte ein rassistisch geprägtes Überlegenheitsgefühl eine Rolle. Als etwa während der Rheinlandbesetzung 1919 bis 1930 schwarze Soldaten als Besatzungstruppen eingesetzt wurden, rief dies unter der Parole „Schwarze Schmach“ in der deutschen Öffentlichkeit große Empörung hervor. Heute erinnern nur wenige Friedhöfe und Gedenkstätten an die Präsenz und die Schicksale der Kolonialsoldaten. Die Ausstellung macht sich zur Aufgabe, den außereuropäischen Teilnehmern des „Großen Krieges“ eine Stimme zu geben und auf einen der Ursprünge des Rassismus in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen.
In Kooperation mit dem Frobenius-Institut an der Universität Frankfurt und dem Institut français Frankfurt
Die Holzhausen. Frankfurts älteste Familie
Keine andere Familie nahm auf die Entwicklung der Stadt Frankfurt so viel Einfluss wie die Holzhausen.
Von 1243, als Heinrich von Holzhausen aus dem Taunus in die wachsende Stadt zog, bis 1923, als Adolph Freiherr von Holzhausen ohne Nachkommen verstarb, gestalteten Angehörige der Familie die gesellschaftliche und politische Entwicklung der Stadt. In allen Jahrhunderten förderten sie die Künste und soziales Engagement. Ihre Biografien und die Kunstwerke in der Ausstellung legen davon beredtes Zeugnis ab.
Von 1255, als Heinrich von Holzhausen zum Schöffen gewählt wurde, bis 1806 waren 68 Bürgermeister Angehörige der Familie Holzhausen – mehr als von jeder anderen Familie. Eine solche Machtfülle war das Ergebnis kluger Zusammenarbeit mit anderen Familien der tonangebenden Gesellschaftsschicht. Diese Bündnisse wurden bevorzugt durch Hochzeiten geschlossen oder gefestigt. Durch eine geschickte Heiratspolitik steigerten die Holzhausen ihre politische und gesellschaftliche Bedeutung.
Der gesellschaftliche Einfluss der Familie Holzhausen zeigt sich vor allem auch in der Förderung kirchlicher Einrichtungen und sakraler Kunst. Das Reliquienkreuz, das Siegfried von Marburg zum Paradies um 1370 der Liebfrauenkirche gestiftet hat, erinnert an die Epoche, als Frankfurts Selbständigkeit vollendet wurde. Im Lauf der Jahrhunderte konnten die Holzhausen immer wieder durch die Besetzung entscheidender Positionen mit Familienangehörigen politischen Einfluss ausüben.
Im frühen 16. Jahrhundert führten Humanismus und Reformation auch in Frankfurt zum einem tiefgreifenden Umbruch. Die Holzhausen hatten großen Anteil daran: Hamman von Holzhausen war 1520 einer der Gründer der Frankfurter Lateinschule – dem Vorgänger der heutigen Gymnasien in Frankfurt – und verhalf dem Protestantismus und der Lehre Luthers in der Reichsstadt zum Durchbruch. Hammans Sohn Justinian von Holzhausen repräsentierte überaus selbstbewusst die Stärke des Frankfurter Patriziats. Er ließ sich von Conrad Faber von Creuznach mit den Symbolen des Reichtums portraitieren. Durch die Aufträge der Holzhausen wurde er zu einem der bedeutendsten deutschen Renaissancemaler.
Das Wasserschlösschen − das spätere Holzhausenschlösschen – stieg unter Justinian zu einem Museumshof auf. Unter Johann Hieronymus von Holzhausen wurde das Schlösschen im 18. Jahrhundert zu einem Barockensemble umgebaut und hat sich in dieser Form bis heute erhalten. Während die Bedeutung der Familie in der Stadtpolitik abnahm, erwarben die Holzhausen weitere Landgüter und stiegen so zu feudalen Großgrundbesitzern auf.
Ihr letzter Vertreter – Adolph Freiherr von Holzhausen – vermachte sein Erbe der Stadt Frankfurt und ihren Bürgern. Der weitläufige Grundbesitz um das Holzhausenschlösschen herum war angesichts der Expansion der Stadt äußerst lukrativ geworden und wurde nun für teures Geld verkauft. So entstand eines der nobelsten Quartiere in der Stadt, das Holzhausenviertel.
Die neue Bürgerstadt – Das Frankfurt der Architekten Burnitz
Zum Altbauensemble des Historischen Museums gehört der Burnitzbau von 1848. Doch wer kennt dessen Namenspatron? Es ist sein Baumeister Rudolf Burnitz (1788-1849), dessen Sohn Heinrich (1827-1880) ebenfalls Architekt wurde. Obwohl sie zusammen für mehr als ein halbes Jahrhundert Frankfurts Stadtbild maßgeblich mitprägten, sind Rudolf und Heinrich Burnitz fast gänzlich in Vergessenheit geraten. Die Ausstellung würdigt nun erstmals und umfassend ihr Schaffen.
Rudolf Burnitz realisierte als ersten Bau nach seiner Ankunft 1822 in Frankfurt das Metzlersche Palais in Bonames; für derartiges hatte er sich mit einem Fürstenschloss in Hechingen empfohlen. Schon wenige Jahre später wurde er dann mit den neuen Bauaufgaben der Bürgerstadt betraut – Waisenhaus, Krankenhaus und Altersheim im Auftrag von Stiftungen. Leider sind alle diese Bauten nicht mehr erhalten, wie auch sein Wohnhaus am Untermainkai.
Heinrich Burnitz errichtete ebenfalls Wohlfahrtsbauten, doch Karriere machte er in der sich schnell wandelnden Stadt vor allem mit Wohn- und Geschäftshäusern. Nur wenige seiner Werke sind erhalten, darunter zwei Häuser in der Kaiserstraße, der Vorzeige-Bauernhof Luisenhof der Rothschilds, sowie sein bedeutendstes – die Neue Börse (gemeinsam mit Oscar Sommer). Verloren sind repräsentative Wohnbauten, unter anderem für die Bankiersfamilien Metzler und Grunelius, ebenso wie der erste Frankfurter Saalbau.
Die Ausstellung kann sich im Wesentlichen auf das Burnitz-Konvolut des Historischen Museums stützen, das 2009 durch einen Teilnachlass aus der Familie ganz erheblich erweitert wurde. Bauten und Entwürfe werden anhand qualitätvoller, häufig kolorierter Originalzeichnungen präsentiert, ergänzt durch Fotografien und Modelle. Aus Sammlungsbeständen lassen sich auch die Ausbildungen der beiden Architekten rekonstruieren – mit Studienarbeiten, Fotografien und Reiseskizzen, vor allem aus Italien. Ausgewählte Beispiele repräsentieren zudem Rudolf Burnitz' Wirken für die Hechinger und Sigmaringer Hohenzollern-Fürsten.
Die Ausstellung bietet einen differenzierten Einblick in die hiesige Baugeschichte des 19. Jahrhunderts vom Klassizismus zum Historismus. Durch Thematisierung der Bauherren und Einbettung in die Stadtentwicklung vermittelt sie ein über die Architektur hinaus gehendes Bild Frankfurter Geschichte jener Zeit. Es erscheint ein umfangreicher Katalog. Die Ausstellung wurde kuratiert von Michael Stöneberg.
Dragutin Trumbetaš: Gastarbeiter in Frankfurt
„Der Gastarbeiter” ist die zentrale Figur in Drago Trumbetaš' künstlerischem Schaffen. In seinem umfangreichen zeichnerischen und literarischen Werk hat sich der kroatische Maler, Grafiker und Autor immer wieder mit der schizophrenen Situation der „Gäste, die arbeiten” auseinandergesetzt. Der gelernte Schriftsetzer Dragutin Trumbetaš kam 1966 nach Frankfurt. Er lebte lange Jahre in einer Dachwohnung im Sandweg. Von dieser ebenso exponierten wie auch isolierten Lage aus dokumentierte er in einem eigenwilligen künstlerischen Stil die Situation der Gastarbeiter in Frankfurt und liefert damit gleichzeitig auch eine kritische Sicht auf die Stadt.
„Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen.” Diese viel zitierte Feststellung des Schriftstellers Max Frisch bringt das Dilemma im Umgang mit den – damals so genannten – Gastarbeitern auf den Punkt: Sie sollten ihre Arbeit möglichst unsichtbar und geräuschlos erledigen, idealerweise jederzeit austauschbar sein und möglichst keine Spuren in der bundesrepublikanischen Gesellschaft hinterlassen. Max Frischs Diktum könnte auch paradigmatisch über dem zeichnerischen und literarischen Werk des Drago Trumbetaš stehen: Er reklamiert für sich die Position eines unbestechlichen Beobachters, der das Leben der Gastarbeiter in Frankfurt dokumentiert.
Die Ausstellung umfasst ca. 30 Collagen, die aus Zeichnungen, Fotografien und Zeitungsausschnitten bestehen und Szenen aus Arbeit und Freizeit zum Thema haben. Die Collagen werden ergänzt durch Drago Trumbetaš' „Gastarbeiterbude”: Trumbetaš hat sämtliche Möbel und Gegenstände, mit denen sein ca. 12 qm großes Dachzimmer im Sandweg ausgestattet war, aufbewahrt, sodass das Zimmer originalgetreu wiederaufgestellt werden kann. Ein weiterer Teil der Ausstellung ist seinen druckgrafischen Werken gewidmet, die in den 1970er und 80er-Jahren in mehreren Editionen aufgelegt wurden.
Meine Großeltern
Großvater hörte immer sehr laut Radio, Großmutter sah ein bisschen aus wie eine Wurst; Opa ist früh gestorben und bei der Oma hat es im Badezimmer immer so eigenartig gerochen. Erinnerungen an Großeltern sind zunächst Kindheitserinnerungen an alte Menschen. Was aber wissen wir von früher, als die Großeltern jung waren? Sie sind unsere persönlichste Verbindung in eine Vergangenheit, die wir nur aus Filmen und Büchern kennen. Aber wie lebten und liebten die Großeltern in jener Zeit? Und, was ist uns davon geblieben?
Seit gut zwei Jahren bittet der Künstler Mats Staub Generationen von Enkel*innen zum Gespräch und sammelt Bilder und Geschichten von deren Großeltern. Sein „Erinnerungsbüro” ist von Stadt zu Stadt unterwegs – dabei entstehen ein ständig wachsendes, internationales Archiv subjektiver Geschichten und eine Sammlung von Fotografien, die die Großeltern in jungen Jahren zeigen. Eine Auswahl aus diesem reichhaltigen Fundus wurde von Mats Staub als Audio-Ausstellung im Historischen Museum Frankfurt präsentiert.
„Meine Großeltern” blickt auf die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts, aber die Enkel*innen erzählen nicht als Zeitzeugen, sondern von einer Zeit, die sie nur vom Hörensagen kennen – sie konstruieren eine Erzählung aus ihren Erinnerungen an Erzählungen. Die Audio-Installationen führen in einen Kosmos spannender und spekulierender Geschichten – und sie stellen zugleich persönliche Fragen nach Herkunft und Identität, Erinnern und Vergessen, Legende und Wahrheit.
Ein Langzeitprojekt von Mats Staub.
Frühe Kunststoffe – Die Sammlung der Kulturwissenschaftlerin Eva Stille
Die erste Kabinettausstellung des Historischen Museums im Obergschoss der Stauferkapelle im Saalhof widmet sich Objekten aus einem ganz besonderen Stoff: Dingen aus Kunststoff aus der Sammlung Eva Stille.
Kunststoff fand zu Beginn des 20. Jahrhunderts Eingang in den deutschen Sprachgebrauch: das Organ deutscher Kunststoff-Fachverbände propagierte ihn in der Zeitschrift „Kunststoffe”. Gemeint waren damit die Materialien, die aus chemisch umgewandelten Naturstoffen neu entstanden oder ganz synthetisch hergestellt wurden. Heute ist Kunststoff nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken – und wird zuweilen als übermäßige Belastung empfunden, da manche Kunststoffe die Umwelt nachhaltig schädigen.
Das war nicht immer so: Vor über 140 Jahren begannen sich die künstlich hergestellten Materialien durchzusetzen. Ob Knöpfe oder Gürtelschnallen aus Galalith oder Celluloid – die neuen Stoffe boten günstige Alternativen zu Naturstoffen wie Elfenbein oder Perlmutt. Gegenstände aus Kunststoff durchdrangen im großen Stil den Alltag und verbreiterten den Kreis der gesellschaftlichen Teilhabe an nützlichen und schönen Dingen. Mit der Weiterentwicklung der Kunststoffe konnten ganz eigene ästhetische Kategorien in der Konsum- und Warenwelt begründet werden. Auch aus dem Bereich der technischen Erfindungen sind Stoffe wie Bakelit nicht wegzudenken. Kurzum: Kunststoffe eroberten im 20. Jahrhundert unsere Gesellschaft.
Die Sammlung von Eva Stille bildet die Faszination ab, die von den neuen Materialien ausgingen und noch heute ausgehen: Die bunte Vielfalt von Alltagsgegenständen vermittelt einen eindrucksvollen Einblick in die Anfänge des Kunststoffzeitalters. Die mehr als 600 Objekte gehören seit 2009 zum Historischen Museum Frankfurt; in der Ausstellung zeigen wir eine Auswahl von über 130 Exponaten. Als Sammlerin war die Wahlfrankfurterin zugleich Kuratorin, denn sie widmete sich auch der Erforschung der Objekte, um damit Ausstellungen für und mit Museen zu realisieren. Bereits ab 1960 begann die Eva Stille, systematisch Sammlungen von alltagsgeschichtlichen Objekten aufzubauen – oft auch auf Flohmärkten. Sie spezialisierte sich auf Bereiche wie Spielzeug, Mode und Hausarbeit, Christbaumschmuck und eben frühe Kunststoffe.
Mit dem Historischen Museum Frankfurt verbindet Eva Stille eine langjährige Zusammenarbeit in gemeinsamen Ausstellungsprojekten, die schließlich auch zur ersten Kabinettausstellung führte. Die Ausstellung zur Kunststoffsammlung Stille bildet den Auftakt einer Reihe, die in regelmäßigen Abständen weitere Sammler*innen vorstellt. Die Kabinettausstellungen sind auf diese Weise eng verbunden mit der großen Dauerausstellung „Frankfurter Sammler und Stifter”, die zwölf unterschiedliche Frankfurter Sammlerpersönlichkeiten sowie ihre zeittypischen Vorlieben des Sammelns vorstellt: sei es das Sammeln als Weltaneignung, zur bürgerlichen Repräsentation oder wie hier bei Eva Stille, als kuratorisches Handeln.
Frühe Kunststoffe. Die Sammlung Eva Stille.
1. Kabinettstück des Historischen Museums Frankfurt, 2012.
Für 2 Euro ist sie im Museumsshop erhältlich.
Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg – Ein vergessenes Kapitel der Geschichte
Der Zweite Weltkrieg verwüstete nicht nur Europa, sondern auch weite Teile der Dritten Welt. Allein China hatte mehr Tote zu beklagen als Deutschland, Italien und Japan zusammen. Die Ausstellung erinnerte daran mit Fotos, Objekten, Texten, Video- und Hörstationen sowie an die Einsätze von Millionen (Kolonial-)Soldaten aus Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika, die auch in Europa an vorderster Front kämpften, um die Welt von Naziterror und japanischem Großmachtwahn zu befreien.
Kaum eine Epoche der Zeitgeschichte scheint so gut erforscht, medial aufbereitet, in den Schulen behandelt wie der Zweite Weltkrieg – und dennoch gibt es noch weiße Flecken im Geschichtsbewusstsein: Millionen Soldaten aus Afrika, Asien und Ozeanien haben im Zweiten Weltkrieg gekämpft, um die Welt vom deutschen Nationalsozialismus, vom italienischen Faschismus und vom japanischen Großmachtwahn zu befreien.
Allein Indien stellte 2,5 Millionen Kolonialsoldaten und China hatte mehr Opfer zu beklagen als Deutschland, Italien und Japan zusammen. Sowohl die faschistischen Achsenmächte als auch die Alliierten rekrutierten in ihren Kolonien Hilfstruppen und Hilfsarbeiter oftmals mit Gewalt. Japanische Militärs verschleppten zudem Hunderttausende Frauen aus Asien in ihre Frontbordelle. Rekruten aus den Kolonien, ob Freiwillige oder Zwangsverpflichtete, mussten sich mit weniger Sold, schlechteren Unterkünften und geringeren Kriegsrenten als ihre „weißen” Kameraden zufrieden geben.
Weite Teile der Dritten Welt – von Nordafrika über den Nahen Osten und Indien bis nach Südostasien und Ozeanien – dienten auch als Schlachtfelder und blieben nach Kriegsende verwüstet und vermint zurück. Bei der Befreiung der philippinischen Hauptstadt Manila von den japanischen Besatzern starben mehr Zivilist*innen als in Berlin, Dresden oder Köln. Die Kolonien der kriegführenden Mächte mussten zudem Nahrungsmittel für die kämpfenden Truppen und Rohstoffe für die Rüstungsproduktion liefern. Oft hungerte deshalb die einheimische Bevölkerung.
Auch das NS-Regime bezog kriegswichtiges Material aus den französischen Kolonien in Afrika und Indochina, die unter der Kontrolle der Kollaborationsregierung in Vichy standen. Die Nazis wollten nach der Unterwerfung Osteuropas zudem ein Kolonialreich in Zentralafrika erobern und über Nordafrika in den Nahen Osten vorstoßen. Auch Hunderttausende Juden in dieser Region mussten deshalb um ihr Leben fürchten. 1942 landete ein SS-Kommando in Tunesien, das die Juden im besetzten Nordafrika vernichten sollte, und noch im chinesischen Shanghai sahen sich Zehntausende jüdische Flüchtlinge von Gestapo-Verfolgern bedroht. In der Dritten Welt gab es allerdings nicht nur Opfer, sondern auch Kollaborateure der faschistischen Achsenmächte, von Nordafrika und Palästina über den Irak und Indien bis nach Thailand und Indonesien. Wer weiß schon, dass 3000 Inder auf Seite der deutschen Wehrmacht gegen die englischen Kolonialherren kämpften?
Begann der Zweite Weltkrieg tatsächlich am 1. September 1939? Oder gehört dazu nicht auch schon die Eroberung Äthiopiens durch italienische Kolonialtruppen ab dem Herbst 1935 oder der japanische Vernichtungskrieg gegen China, der im Sommer 1937 begann und für den in der chinesischen Erinnerung das Massaker von Nanking steht?
Vom 27. September 2012 bis zum 7. April 2013 war die Ausstellung „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg”, die vom Verein Recherche International und dem Rheinischen JournalistInnenbüro in Köln erarbeitet wurde, im Historischen Museum Frankfurt zu sehen. Eigens für Frankfurt waren Relikte und Objekte dazu gekommen, die auf diese weitgehend unbeachtete Vergangenheit verweisen, und die Video- und Hörstationen wurden um einen Frankfurt-Bezug ergänzt. Denn auch hier wohnen Nachfahren derjenigen, die vor 70 Jahren den Zweiten Weltkrieg aus einer nicht-europäischen Perspektive erlebten. Die Geschichten aber, die sie zu erzählen haben, waren bislang kaum zu vernehmen.
Dazu gehört etwa die Hiphop-Tanztheater-Gruppe „Mémoires Vives” aus Frankreich, die zu Vorführungen ihres Stücks „A Nos Morts” eingeladen waren. Ihre Hommage an die vergessenen Kolonialsoldaten wird unter dem Titel „Die vergessenen Befreier” in deutscher Fassung (mit Obertiteln auf Videoscreen) aufgeführt.
Im Begleitprogramm liefen darüber hinaus Filme, Lesungen, Vorträge und Führungen. Seminare für Jugendliche und Lehrer*innenfortbildung wurden in Kooperation mit dem Pädagogischen Zentrum des Jüdischen Museums und des Fritz Bauer-Instituts sowie mit den hessischen UNESCO-Projektschulen angeboten.
Weitere Informationen auf der Ausstellungshomepage
Treuners Frankfurt – Das Altstadtmodell des Historischen Museums und sein Kontext
Das bekannte Altstadtmodell wurde von 1925 bis 1961 von den Brüdern Hermann und Robert Treuner für das Historische Museum Frankfurt gebaut. Im Sommer 2011 wurde es im Kontext der schon über ein Jahrhundert währenden Debatte um bauästhetische Vorstellungen, stadtplanerische Visionen und Denkmalschutz der Frankfurter Altstadt neu präsentiert.
Das Altstadtmodell stellt einerseits eine Dokumentation historischer Gebäude und Straßenzüge dar, andererseits nährt es romantisierende Vorstellungen vom Leben in der Altstadt. Die damaligen, sozial und hygienisch unhaltbaren Zustände werden in den sauber bemalten Gassen und Fassaden des Modells nicht sichtbar. In diesem Sinn war das Modell stets ein Konstrukt: Es entwarf ein reduziertes, harmonisches und homogenes Bild der Frankfurter Altstadt, wie es wohl niemals existiert hat.
Die hölzernen Gebäude des Modells halten die Erinnerung wach an unterschiedliche Zustände der Altstadt und an Eingriffe in ihre bauliche Struktur: Die Brandmauern an der Braubachstraße wurden sichtbar, nachdem diese Straße 1904/05 durch das Quartier hindurch gebrochen wurde. Während des Nationalsozialismus wurden im Rahmen der sogenannten „Altstadtgesundung” in der „Stadt des deutschen Handwerks” Hinterhöfe wie der am Fünffingerplätzchen und der Kirschgarten entkernt. Nach 1945 waren u.a. das Salzhaus und das Goethehaus Gegenstände langjähriger Debatten über Rekonstruktion und Moderne.
Neben dem Altstadtmodell wurden in der Ausstellung weitere Modelle sowie Gemälde, Grafiken und Fotografien der Brüder und weiterer Künstler erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Einblick wurde auch in den Modellbauprozess gewährt, von dem Skizzenbücher mit Aufmaßen und großformatige Zeichnungen erhalten geblieben sind.
Kundenzentrum der Frankfurter Sparkasse
Neue Mainzer Straße 49
60311 Frankfurt am Main
Das Frankfurter Altstadtmodell der Brüder Treuner. Hrsg. von Jan Gerchow und Petra Spona, mit Beiträgen von Oliver Elser, Jan Gerchow, Oliver Morr, Petra Spona, Michael Stöneberg und Christian Walter, Henrich Editionen 2011, 32 Seiten, 35 Abbildungen, Bd. 1 der kunststücke des historischen museums frankfurt, hrsg. von Jan Gerchow, 9,95 €
Abisag Tüllmann (1935–1996). Bildreportagen und Theaterfotografie
Das Historische Museum Frankfurt stellte anlässlich des 75. Geburtstags von Abisag Tüllmann erstmals posthum das vielschichtige Werk einer der bedeutendsten Fotokünstlerinnen Deutschlands vor. Neben dem umfangreichen, bildjournalistisch-künstlerischen Werk steht ein mehr als 200 Bühnenaufführungen umfassendes theaterfotografisches Œuvre – beide führten die Ausstellung und das Katalogbuch erstmals zusammen.
Die Ausstellung stieß mit über 18.000 Besucher*innen auf großes Publikumsinteresse und regte zum mehrmaligen Kommen an. Dabei wurde neben der Qualität der Fotografien und ihrem zeitgeschichtlichen Kontext auch das Ausstellungskonzept positiv wahrgenommen. „Zum 2. Mal gesehen und jetzt erkannt: natürlich wunderbare Fotos, aber auch ausgesprochen gut gehängt und zusammengestellt”, schrieb ein Besucher in das Gästebuch. Bereits am Tag der Eröffnung wurde die Präsentation in einem Bericht der Tagesschau vorgestellt. Eine durchweg positive und umfangreiche Berichterstattung in den Print- und Online-Medien folgte.
Die Ausstellung war vom 17. Juni bis 18. September 2011 im Museum für Fotografie der Staatlichen Museen zu Berlin zu sehen.
Das Ausstellungsprojekt
Grundlage des Projekts war eine erste wissenschaftliche Sichtung und Auswertung des Nachlasses im Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin (50.000 Positive, 260.000 Negative, 10.000 Dias, Archivalien) und im Deutschen Theatermuseum München (17.000 Positive, 350.000 Negative, 17.000 Dias). Neben umfangreichen Recherchen in weiteren öffentlichen und privaten Archiven wurde Tüllmanns Arbeitsweise durch Interviews mit Assistent*innen, Auftraggeber*innen, Künstlerfreund*innen und Wegbegleiter*innen nachvollzogen.
Als grandioser Auftakt zu Abisag Tüllmanns vielseitigem Bildschaffen waren die Originalaufnahmen für das 1963 veröffentlichte Fotobuch „Großstadt” zu sehen – eine Hommage an ihre Wahlheimat Frankfurt am Main. Fotografien von den Ereignissen und Akteuren der 68er-Bewegung wie Daniel Cohn-Bendit und Joschka Fischer, von der Künstler- und Theaterszene im In- und Ausland mit Bildern von Joseph Beuys und Bernhard Minetti, aber auch von Politikern und Wirtschaftsführern machen Abisag Tüllmann zu einer Chronistin der Zeitgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dies gilt auch für ihre Auslandsreportagen über die postkolonialen Entwicklungen in Algerien, Rhodesien/Simbabwe, Südafrika und über den Israel-Palästina-Konflikt.
Tüllmanns zweiter Arbeitsschwerpunkt lag in der Theaterfotografie. Wichtige Sprech- und Musiktheaterbühnen waren ihre Auftraggeberinnen im In- und Ausland. Erste Aufnahmen, die im Rahmen der Recherche in einer privaten Sammlung gefunden wurden, entstanden bereits Anfang der 1960er-Jahre in Frankfurt. Die fast dreißig Jahre währende künstlerische Zusammenarbeit mit Claus Peymann, dessen Inszenierungen sie fotografisch begleitete, stellte einen Höhepunkt der Ausstellung dar.
Seit 1958 prägten Abisag Tüllmanns Fotografien in Zeitungen, Magazinen und Büchern das kollektive Bildgedächtnis der deutschen und internationalen Öffentlichkeit. Als Bildjournalistin und Theaterfotografin richtete sie ihren Blick auf die politischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Umbrüche ihrer Zeit. Mit hintergründigem Humor beobachtete sie den Alltag und die Bedingungen menschlichen Zusammenlebens in der Welt. Themen wie Ausgrenzung, Unbehaustheit und die Verletzbarkeit menschlicher Existenz standen immer im Zentrum ihres engagierten fotografischen Handelns. Diese wichtigen, die Arbeit Tüllmanns prägenden Aspekte wurden im Ausstellungskonzept besonders berücksichtigt.
Die Schau entstand in Kooperation mit dem Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin, dem Deutschen Theatermuseum, München und der Abisag Tüllmann Stiftung, Frankfurt, die den überwiegend unveröffentlichten fotografischen und schriftlichen Nachlass bewahren.
Das Begleitbuch bietet auf 304 Seiten und mit 298 SW- und Farbabbildungen einen fundierten Einblick in das vielfältige Werk Abisag Tüllmanns. Die sechs thematischen Aufsätze von Martha Caspers, Monika Haas, Barbara Lauterbach, Kristina Lowis, Katharina Sykora und die von Ulrike May zusammengestellte Biografie basieren auf bisher unbekannten schriftlichen Quellen, auf privaten Fotografien und zahlreichen Gesprächen mit Zeitzeugen. Mit dem im Hatje Cantz Verlag erschienenen und hervorragend gedruckten Katalogbuch wurde Pionierarbeit geleistet. In der Fachzeitschrift PHOTO International bestätigte Hans-Michael Koetzle: „Bis auf den schmalen Katalog von 1995 gab es zu Abisag Tüllmann bis dato keine einzige Monographie [...] Vor diesem Hintergrund ist die vorliegende Publikation nicht weniger als die überhaupt erste historisch-kritische Arbeit über eine Künstlerin, die mit Sicherheit zu den wichtigsten Repräsentanten bundesdeutscher Fotografie zu rechnen ist” (Ausgabe 02/2011, S.22f).
Besonderer Höhepunkt des Begleitprogramms war die ganztägige Veranstaltung „Zwischen Stillstand und Bewegung – Abisag Tüllmanns Arbeiten für den Film” am 30. Januar 2011 im Mal Seh'n Kino. In drei großen Sequenzen wurden die Filme „Von der Schönheit des Alltäglichen. Die Fotografin Abisag Tüllmann”, Deutschland 1996 von Carola Benninghoven, „Tue recht und scheue niemand – Das Leben der Gerda Siepenbrink”, BRD 1975, von Jutta Brückner, „Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – Redupers”, BRD 1977, von Helke Sander und „Die Reise nach Lyon, BRD 1978–80" von Claudia von Alemann gezeigt. Die anwesenden Regisseurinnen berichteten in den fast durchgängig ausverkauften Vorführungen anschaulich über ihre Zusammenarbeit mit Abisag Tüllmann und deren oft nicht unwesentlichen Anteile an den Filmprojekten. Die Veranstaltung und der Katalogbeitrag von Monika Haas kristallisierten das bislang gänzlich unbekannte oder unberücksichtigte Interesse der Fotografin am Film deutlich heraus.
Am 2. März 2011 stellte Katharina Sykora, Professorin an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, in ihrem Vortrag „Schauplatz Großstadt. Abisag Tüllmanns Frankfurtansichten” das Fotobuch „Großstadt” ausführlich vor. Sie konnte durch den Vergleich mit zeitgleichen Publikationen, wie „Das Münchener Jahr” (1957) von Elisabeth Niggemeyer und „Wolfsburg – Bilder einer jungen Stadt” (1963) von Heinrich Heidersberger, die herausragende fotografische und gestalterische Modernität des Frankfurter Bildbandes eindeutig belegen.
Die Finissage am 27. März wurde ein krönender Abschluss der letzten Präsentation im „Neubau” von 1972 vor dessen Abriss. Die geladenen Gäste, Prof. Jean Christophe Ammann, ehemaliger Direktor des Museums für Moderne Kunst, die Bürgermeisterin Jutta Ebeling und der Cellist Frank Wolff, stellten den zahlreichen Besucher*innen auf anschauliche Weise ihre Lieblingsfotografien Tüllmanns in Kurzführungen vor.
Die Ausstellung wurde vom 17. Juni bis zum 18. September 2011 im Museum für Fotografie, Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin gezeigt. Eine dritte Folgestation ist in Planung.
Im Rahmen der Projektforschung wurde umfangreiches neues Quellenmaterial recherchiert. Diese schriftlichen Aufzeichnungen, Briefe und Fotografien werden von der Abisag Tüllmann Stiftung, Frankfurt, an das Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin zur Vervollständigung des dort befindlichen Nachlasses übergeben und damit für zukünftige Forschung zugänglich gemacht. Das Historische Museum Frankfurt selbst erhielt für die eigene Sammlung von der Abisag Tüllmann Stiftung und aus Privatbesitz Fotografien und Plakate mit Frankfurtbezug geschenkt.
Martha Caspers M.A. (Projektleitung)
Dr. Kristina Lowis, Barbara Lauterbach M.A., Ulrike May M.A.
exposition GbR, Frankfurt/M. – Martin Krämer und Sabine Gutjahr
Abisag Tüllmann Stiftung, Frankfurt/M.
Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin
Deutsches Theatermuseum, München
Dr. Marschner Stiftung, Frankfurt/M.
Evonik Industries AG, Frankfurt/M.
Hessische Kulturstiftung, Wiesbaden
Kulturamt Stadt Frankfurt/M.
Richard Stury Stiftung, München
Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg
Mal Seh'n Kino
Römer 9, Evangelische Stadtakademie
Zentralbibliothek Stadtbücherei Frankfurt am Main
Abisag Tüllmann 1936-1996. Bildreportagen und Theaterfotografie, 304 Seiten, 298 SW- und Farbabbildungen mit Texten von Martha Caspers, Monika Haas, Barbara Lauterbach, Kristina Lowis, Ulrike May, Katharina Sykora, hrsg. von Martha Caspers, erschienen als Bd. 30 der Schriften des historischen museums frankfurt, hrsg. von Jan Gerchow, Hatje Cantz Verlag, ISBN 978-3-7757-2708-2, Preis 29,80 €
Wenn (nicht nur) Architekten träumen dürfen... Neue Projektideen für Frankfurt
In der Ausstellung „Wenn Architekten träumen dürfen. Neue Projektideen für Frankfurt” wurden im Historischen Museum Frankfurt elf Visionen Frankfurter Architekten gezeigt, die unabhängig von wirtschaftlichen, planungsrechtlichen und politischen Vorgaben ihr Traumprojekt frei entwarfen. Das HMF animierte seine Besucher*innen, gemeinsam mit den Architekten zu träumen und ihre Vorstellungen von einem anderen Frankfurt zu skizzieren. Ein Resümee.
Die Rhein-Main-Zeitung, der Regionalteil der F.A.Z., hatte elf renommierte Frankfurter Architekturbüros gebeten, jeweils einen Entwurf zu fertigen, der auf Budgets, Gesetze, Eigentumsverhältnisse und auch auf die öffentliche Meinung keine Rücksicht nehmen muss. Kein Platz galt in dieser Versuchsanordnung als unbebaubar, kein Bestandsgebäude als unantastbar. Es ging nicht um ein konkretes Programm für Frankfurt, die Ausstellung sollte zeigen, was denkbar ist.
„Ich träume von einer Stadt, in der alles in Bewegung ist und doch in sich ruht.” Was eine Besucherin der Ausstellung poetisch ausdrückte, formulierten andere Besucher*innen mit konkreten Gestaltungswünschen für die Stadt. Eine City-Maut für eine fahrradfreundlichere Innenstadt, ein speakers corner und ein walk of fame für Frankfurt, Lavendel und Rosen für den Goetheplatz, eine drogenfreie Konstablerwache, das zweitgrößte Hochhaus der Welt, Badeinseln im Main, ein Viktualienmarkt für Frankfurt, hängende Gärten oder Dachterrassen auf den Hochhäusern – diese „Träume” sind nur wenige Beispiele für die über 100 Beiträge, die die Besucher*innen im Rahmen der einmonatigen Ausstellung eingebracht haben.
Trotz der Vielschichtigkeit der skizzierten Träume lässt sich ein Meinungsbild in den Beiträgen ablesen: Die Stadt soll ein grüner Lebensraum sein. Mehrmalige Nennungen, wie eine autofreie Innenstadt, Untertunnelungen für den Auto-Verkehr, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Wiederbelebung des Mainufers, die Schaffung von mehr Parks, Grünflächen und Plätzen mit Aufenthaltsqualität zeugen davon. Es ist wohl auch dieser Gemeinsinn, der sich in den Besucherfavoriten der Frankfurter Architekturentwürfe zeigt:
Als eindeutigen Favorit erkoren die Besucher*innen den Entwurf von Stefan Forster, der am Beispiel der Elbestraße im Bahnhofsviertel zeigt, wie eine verkehrsberuhigte und durch Vorgärten begrünte Stadt aussehen kann. Zweiter Besucherliebling ist das Konzept des Architektentrios Ferdinand Heide, Thomas Meurer und Ingo Schrader, die eine Stärkung der Wallanlage als öffentliche Grünfläche und eine Verdichtung der sie umgebenden Bebauung vorsehen. Den dritten Platz teilen sich drei Visionen: Das Strandbad am „Nizza” von Albert Dietz und Anett-Maud Joppien, der Sommerpavillon am Mainufer in der Höhe der Weseler Werft von der Bürogemeinschaft Scheffler/Menges und die Gestaltung der B-Ebenen, Parkhäuser und U-Bahn-Stationen von Till Schneider und Michael Schumacher.
Das rege Besucherinteresse daran, eigene Vorstellungen von einem anderen Frankfurt einzubringen und die hohe und diskussionsfreudige Teilnahme an den beiden Podiumsveranstaltungen am 15. September und 1. Oktober zeigten, dass eine qualifizierte Debatte darüber angeregt wurde, was möglich und was nötig ist. Eine Auswertung der Besucherbeiträge hat das Historische Museum dem Stadtplanungsamt zugesandt.
Fremde im Visier. Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg
Genau 21.507 Besucher*innen lockte die Ausstellung „Fremde im Visier. Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg” ins Frankfurter Historische Museum. Ein gut besuchtes Rahmen-
programm sowie gleich zwei, mit internationalen Einträgen gefüllte Gästebücher runden diese Rekordzahl ab. Das Besondere an der Ausstellung: Sie präsentiert eine private Bildgeschichte des Zweiten Weltkriegs. Dass dies einen anderen Zugang zur NS-Geschichte ermöglicht, brachte eine Antwerpenerin, die jetzt im Taunus wohnt, im Besucherbuch auf den Punkt: „Sehr beeindruckend! Die Bilder und Kommentare gehen mir mehr unter die Haut als offizielle Reportagen – Danke!”
Das Ausstellungsthema
Siebzig Jahre nach Kriegsbeginn verhandeln die nachfolgenden Generationen intensiver denn je die Nachlässe und Erinnerungen aus dem Zweiten Weltkrieg. Wie geht man mit den oft verheimlichten Fotoarchiven, aufbewahrt in Schränken und Schubladen, in den Familien um? Die Ausstellung „Fremde im Visier – Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg” bietet Lesarten und Sichtweisen für ein tieferes Verständnis dieser Bildarchive. „Die Fotografien in der Ausstellung zeigen die Blicke der deutschen Soldaten auf fremde Menschen, Landschaften und Kulturdenkmale in den besetzten Ländern”, sagt Dr. Petra Bopp, Kunsthistorikerin und Kuratorin. „Wir haben sowohl die Motive und die Bildästhetik der Fotos untersucht als auch den Einfluss der Kriegspropaganda auf die Privat- und Amateurfotografie.”
Im Jahr 1939 besaßen rund zehn Prozent aller Deutschen einen eigenen Fotoapparat. Der Aufforderung des Propagandaministeriums, „die Kamera auch im Krieg nicht ruhen zu lassen”, folgten viele Soldaten bereitwillig. Neben den Feldpostbriefen sollten auch die Knipserfotos der Soldaten den Zusammenhalt zwischen Front und Heimat stärken. Die Familien bewahrten die Bilder der Abwesenden sorgfältig im heimatlichen Wohnzimmer auf. Anordnung und Kommentierung verweisen auf die subjektiven Konstruktionen von Kriegserinnerungen. Sie machen deutlich, wie der Krieg gesehen wurde, nicht, wie er war. Viele Konvolute folgen dem historischen Kriegsverlauf: Überfall auf Polen 1939, „Blitzkrieg” an der Westfront 1940 und Vernichtungskrieg im Osten ab 1941. Deutlich weniger fotografiert wurde auf dem Rückzug 1943 bis 1945. Von der Kriegsgefangenschaft sind nur wenige Fotos aus englischen Lagern in Nordafrika und aus sowjetischen Lagern überliefert.
Zu Beginn fotografierten die Soldaten Kameraderie und militärischen Alltag in der Kaserne und präsentierten stolz die erste Uniform auf professionellen Atelierportraits. In den besetzten Ländern und an der Front richtete sich die Kamera nicht nur auf die Zerstörungen der Wehrmacht, sondern auch auf die flüchtende Zivilbevölkerung und die Kriegsgefangenen. Viele Fotos wiederholten den touristischen Blick, zugleich war die Sichtweise auf das Fremde auch durch die rassistische NS-Bildpropaganda geprägt. So zeigen die fotografierenden Soldaten zwar keine authentischeren Bilder der Front, aber doch eine differenziertere Perspektive als die der „Bildberichter” im Dienst der Propagandakompanien, deren Bilder die offizielle Sicht auf den Krieg dominierten. Die Soldaten tauschten intensiv ihre Fotos untereinander, so dass die Alben verschiedene Wahrnehmungen des Krieges widerspiegeln. Hinter den zunächst harmlos wirkenden Knipserfotos scheinen Unsicherheit und Angst, aber auch Gewalt und Zerstörung durch Kampfhandlungen auf. Die Individualität der Kriegserzählungen und der persönlichen Schicksale wird häufig auf den letzten Albenseiten deutlich. Tod, Verwundung oder Gefangennahme lassen die Bilder abrupt versiegen, es bleiben leere Seiten. Das Gruppenbild mit der Familie symbolisiert die Heimkehr, Fotos von Kameradschaftstreffen führen das Kriegsalbum bis in die 1950er Jahre fort.
Auf etwa 450 qm Ausstellungsfläche wurden in Frankfurt Originalalben, Schwarz-Weiß-Reproduktionen sowie Dia- und Filmprojektionen präsentiert. Rund 150 Fotoalben aus Privatbesitz – Leihgaben von ehemaligen Wehrmachtssoldaten und ihren Angehörigen aus Norddeutschland – sowie Alben aus Museen und Archiven bilden die Basis der Ausstellung. Ergänzt wurde sie durch Alben und Knipserfotos aus der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums. Im Zuge des von der Kuratorin Dr. Petra Bopp durchgeführten Forschungsprojektes, das der Ausstellung vorausging, gaben Zeitzeugen in ausführlichen Interviews Informationen zu den Motiven der Fotos, zur Anlage des Albums und zur Motivation des Fotografierens. Drei dieser Interviews sowie die Lesung von Feldpostbriefen sind in der Ausstellung in Medienstationen zu hören.
Zwölf vollständig reproduzierte Alben standen dem Publikum in der Mitte der als Rundgang aufgebauten Ausstellung an bestuhlten Tischen zum Selbststudium zur Verfügung – ein Angebot, das sehr gut angenommen wurde. Ein ergänzend in Frankfurt gestalteter Raum thematisierte die Art und Weise, wie sich bestimmte Bildmotive durch Kauf- und Tauschpraktiken verbreiteten und normierten. Deutlich wurde, dass private Alben aus dem Zweiten Weltkrieg meist eine Mischung von Fotos verschiedener Knipser, Amateure oder gar professioneller Propagandafotografen waren.
Das Thema Nationalsozialismus stellt die Pädagogik immer wieder vor Probleme. Es berührt stets die Grenzen des Legalen zum Illegalen, des moralisch Erwünschten zum Verwerflichen und es rührt an unterschiedlichste individuelle Erfahrungen, Wünsche und Ängste. Damit führt das Thema häufig zu besonders emotionalen Auseinandersetzungen und bleibt ein drängendes Thema der Gegenwart und damit der schulischen und außerschulischen Bildung. Das Historische Museum Frankfurt nahm daher das Kooperationsangebot des Pädagogischen Zentrums – einer Einrichtung des Jüdischen Museums Frankfurt und des Fritz Bauer Instituts – sehr gerne an. Es wollte sich mit seiner umfangreichen Erfahrung an der Vermittlung der vielschichtigen Inhalte der Ausstellung beteiligen.
Das Rahmenprogramm setzte sich aus Vorträgen und Gesprächen zusammen, bot neben den allgemeinen und thematischen Rundgängen durch die Ausstellung erstmals auch öffentliche Führungen in russischer Sprache an. Das in Kooperation mit der Cinematographie des Holocaust im Fritz Bauer Institut zusammengestellte Filmprogramm wurde im Kino „Pupille. Kino an der Uni” durchgeführt. In dem für die Ausstellung gestalteten Veranstaltungsraum stand ein gesonderter Bereich für Veranstaltungen mit Schüler*innen und Studierenden zur Verfügung. An der Goethe-Universität wurde ein Blockseminar zum Thema „Fremde im Visier. Fotografien als Quellen für die Geschichte des Zweiten Weltkriegs” von Dr. Jörg Osterloh und Gottfried Kößler angeboten.
Die wohl ungewöhnlichste Veranstaltungsreihe fand unter dem Namen „Ihre Alben unter der Lupe” statt. Hier konnten Bürger*innen mit ihren Fotos und Alben aus dem Zweiten Weltkrieg ins Museum kommen und darüber Einzelgespräche mit Mitarbeiter*innen des Museums und des Fritz Bauer Instituts führen. Überwiegend kam die zweite Generation der Töchter und Söhne der Kriegsteilnehmer ins Museum, manches Mal auch die Enkel, oft als Unterstützung eines Auseinandersetzungsprozesses ihrer Eltern mit der Familiengeschichte und vereinzelt waren auch Zeitzeugen zu Gast – insgesamt waren es 80 Einzelpersonen oder Familien. „Dass so viele Besucher speziell dieses Angebot wahrgenommen haben, zeigt, wie aktuell das Thema Zweiter Weltkrieg immer noch im Familienleben der Deutschen ist”, erläutert Petra Spona, Historikerin und Koordinatorin der Frankfurter Präsentation der Wanderausstellung. Sie und ihre Kolleg*innen bemühten sich, die unterschiedlichen Fragen nach der Herkunft von Fotos, der Vergleichbarkeit von Alben mit anderen, nach den Aufgaben der Soldaten und einer eventuellen Mittäterschaft im Krieg und nach Recherchewegen zu beantworten. In diesen Gesprächen sollten gerade die individuellen Sichtweisen der Soldaten und die familiäre Erinnerung Thema sein. Sie sollten die Ausstellung ergänzen, durch die vor allem die Diskrepanz zwischen objektivem historischen Wissen über die deutsche Geschichte und die oft positiv geformte, subjektive Erinnerung an Väter und Großväter deutlich wird und die die Chance bietet, beides zu vermitteln und damit einen ungewöhnlichen Weg des Lernens zu beschreiten.
Neue Sammlung des Historischen Museums Frankfurt
Vielen Teilnehmer*innen dieser Gespräche über die Alben war oftmals erst nach dem Tod ihres Vaters oder Großvaters bewusst geworden, dass es sich bei den Alben nicht nur um persönliche Erinnerungen, sondern auch um wertvolle zeithistorische Dokumente handelt. 40 Besucher*innen schenkten ihre Bilderinnerungen dem Museum, um sie für spätere Generationen zu bewahren. Durch diese Zusammenarbeit zwischen Museum und Besucher*innen entstand im Laufe der Ausstellungszeit eine eigene Sammlung von Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg Frankfurter Provenienz. „Die vielen Übereignungen ans Museum zeigen, dass das Bewusstsein darüber gewachsen ist, dass es sich auch bei diesen privaten Aufzeichnungen um wertvolles und bewahrenswertes Kulturgut handelt” resümiert Petra Spona.
Durch die neue Sammlung konnte in der letzten Ausstellungswoche eine ungewöhnliche Finissage stattfinden: Die Praktikant*innen Christian Rödig und Natalie Wahnsiedler hatten die eingegangenen 22 Alben, vier Musteralben, vier große und zehn kleine Fotokonvolute, fünf Bücher sowie fünf umfangreichere Dokumentensammlungen in Vitrinen für das Frankfurter Publikum zusammengestellt.
Das Spektrum der Exponate, die zeigen, wie Wehrmachtssoldaten aus Frankfurt den Zweiten Weltkrieg erlebten, war groß. Ein aus Holz mit Metall beschlagenes Album wurde dem Kommandeur eines Panzerregiments von seiner Einheit geschenkt, ein weiteres zeigt einen Feuerwehrmann, der im Zweiten Weltkrieg in einer Feuerwehreinheit der Luftwaffe eingesetzt war und ein drittes kleines Passepartout-Album wurde einer Frau von ihrem Verehrer geschenkt, der an der Front war. In mehreren Exemplaren fertig gestellte Musteralben von Kompanien waren ebenso dabei wie ein Sammelalbum mit Fotos von Hitler. Hinzu kamen Fotos, die den Soldatenalltag im Dienst und in der Kampfpause zeigten, aber auch die Opfer von Massakern fotografisch festhielten.
Am letzten Wochenende, das auf das Museumsuferfest fiel, wurden zwei herausragende Schenkungen etwas ausführlicher von der Koordinatorin der Frankfurter Zeigung, Petra Spona, vorgestellt. Es handelte sich dabei um das Gästebuch eines Soldatenheims im italienischen Florenz als außergewöhnlich seltenes Objekt und den Fotobestand eines Wehrmachtssoldaten, der 1941/42 in der Ukraine eingesetzt war, insbesondere in Lemberg. Er hinterließ sehr aufschlussreiche und erschreckende Fotodokumente über den Wechsel von der sowjetischen zur deutschen Besetzung der vorwiegend von Polen und Juden bewohnten Distrikthauptstadt. Die neue Sammlung steht nun der Forschung für weitere Recherchen zur Verfügung.
Viele Besucher*innen haben in den Gesprächen über ihre Alben bedauert, dass sie ihre Angehörigen heute nicht mehr fragen können, was sie damals erlebt hatten. Um die Erinnerungen der Zeitzeugen für die Nachwelt zu bewahren, haben das Historische Museum Frankfurt und das Fritz Bauer Institut mit Unterstützung von Claus Withopf, Dozent im Bereich Film/Video an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, und seinem studentischen Filmteam im Anschluss an die Ausstellung Interviews mit vier Zeitzeugen gefilmt. Daraus sind mittlerweile zwei Filme entstanden (zu den Filmen unter der Seite des Filmprojekts).
Die gute Resonanz auf die Ausstellung zeigt sich auch anhand einer intensiven regionalen aber auch überregionalen Medienberichterstattung in Radio und Fernsehen, aber auch im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der ZEIT, dem Spiegel und dem Svenska Dagbladet, einer großen schwedischen Tageszeitung (mehr dazu unter Pressestimmen).
Stadtmuseum Oldenburg: 20.06.2009 bis 13.09.2009
Münchner Stadtmuseum: 20.11.2009 bis 28.02.2010
Historisches Museum Frankfurt: 14.04.2010 bis 29.08.2010
Stadtmuseum Jena: 24.09.2010 bis 30.01.2011
Kreismuseum Peine: 27.02.2911 bis 15.05.2011
Armeemuseum Delft/Niederlande: 27.04.2012 bis 29.07.2012
Joanneum Graz: 19.10.2012 bis 01.09.2013
Weitere in Planung
Ergebnis des Forschungsprojektes: Petra Bopp, Fremde im Visier. Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg, Kerber Verlag, Bielefeld 2009; 160 Seiten mit zahlreichen Abbildungen; 29, 80 € (im Buchhandel erhältlich, im Museum ausverkauft)
Ausstellungskatalog: Petra Bopp, Sandra Starke, Fremde im Visier - Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg, Broschüre zur Ausstellung, Kerber Verlag, Bielefeld 2009; 72 Seiten mit zahlreichen Abbildungen; 6,00 Euro
Bestellen
Die von Dr. Petra Bopp und Sandra Starke konzipierte Ausstellung ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts von Dr. Petra Bopp an den Universitäten Oldenburg und Jena. Sie wurde in Kooperation zwischen dem Stadtmuseum Oldenburg, der Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum, dem Stadtmuseum Jena und dem Historischen Museum Frankfurt realisiert. Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Stiftung Niedersachsen, die Niedersächsische Sparkassenstiftung in Hannover und die Landessparkasse zu Oldenburg sowie CeWe Color in Oldenburg und D8 digital Lab in München. Zu den Förderern der Frankfurter Präsentation zählen die Historisch-Archäologische Gesellschaft und die Fazit-Stiftung aus Frankfurt sowie die Alfred Töpfer Stiftung F.V.S. aus Hamburg. Das umfangreiche Begleitprogramm wurde gemeinsam mit dem Fritz Bauer Institut, dem Jüdischen Museum und der Pupille – Kino an der Uni durchgeführt.
Dr. Petra Bopp, Sandra Starke
In Zusammenarbeit mit
Stadtmuseum Oldenburg
Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum
Historisches Museum Frankfurt
JenaKultur Stadtmuseum
Dr. Petra Spona, Historisches Museum Frankfurt
Martin Krämer und Sabine Gutjahr, exposition GbR, Frankfurt am Main
Frankfurts demokratische Moderne und Leopold Sonnemann. Jude – Verleger – Politiker – Mäzen
Die Alte Oper, der Palmengarten, der Frankfurter Hof oder das Einheitsdenkmal auf dem Paulsplatz: Orte in Frankfurt, die jeder kennt. Kaum bekannt ist: Es gäbe sie nicht ohne Leopold Sonnemann.
Man kennt ihn allenfalls als Gründer der Frankfurter Zeitung. Dabei kämpfte er zeitlebens für eine demokratische Moderne. Demokratisierung und Modernisierung waren für ihn untrennbar miteinander verbunden. Die Gründung seiner Zeitung war dafür beispielhaft, ebenso wie die von ihm initiierte Internationale Elektrotechnische Ausstellung 1891 in Frankfurt.
Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg und die Zerstörung Frankfurts bewirkten aber einen Überlieferungsbruch. Der Demokrat und Mentor Leopold Sonnemann geriet in Vergessenheit. Sein Einsatz als Verleger, demokratischer Politiker und Mäzen prägte Frankfurts Entwicklung zur modernen Großstadt jedoch maßgeblich. In Kooperation mit dem Jüdischen Museum zeigte das Historische Museum erstmals das Wirken Leopold Sonnemanns in all seiner Vielfalt. Gleichzeitig eröffnete sich den Besucher*innen ein lebendiges Panorama Frankfurts im 19. Jahrhundert auf dem Weg zur europäischen Metropole.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung stellte fest: „Wenn die Frankfurter jetzt ihren Sonnemann nicht ins Gedächtnis zurückholen, ist ihnen nicht zu helfen.”
Frankfurter Societät
Frankfurter Neue Presse
Ernst Max von Grunelius-Stiftung
Georg und Franziska Speyer'sche Hochschulstiftung
Stiftung Polytechnische Gesellschaft
Europäische Zentralbank
Peter Struwwel – Heinrich Hoffmann. Ein Frankfurter Leben 1809–1894
Zu seinem 200. Geburtstag den anderen, den unbekannten Heinrich Hoffmann in Erinnerung zu rufen, war das Anliegen der zentralen Ausstellung zum Heinrich Hoffmann-Sommer 2009 in Frankfurt. Oder, um es mit den Worten eines Besuchers zu sagen: „Endlich ist die Stadt auf die Idee gekommen, den ganzen Heinrich Hoffmann zu würdigen.” Im Mittelpunkt der Schau stand denn auch Hoffmanns vielfältiges Engagement für die Bürgergesellschaft Frankfurts vor dem Hintergrund des langen Lebensweges von der Kindheit während der Befreiungskriege gegen Napoleon über die Revolution von 1848 bis zum Deutschen Kaiserreich unter Wilhelm I.
Nur hier war das selten gezeigte Urmanuskript des bekanntesten deutschen Kinderbuches zu sehen. Aber nicht nur das: Vielmehr präsentierte die Ausstellung das facettenreiche Lebenswerk Hoffmanns, der als Leichenhausaufseher, Geburtshelfer, Armenarzt und Direktor des „Irrenhauses” in seiner Vaterstadt tätig war. Als Gründer und Mitglied zahlreicher politischer und literarischer Vereine und Stiftungen hatte er zudem am gesellschaftlichen Leben seiner Vaterstadt einen bedeutenden Anteil. Die Ausstellung veranschaulichte Hoffmanns faszinierenden Lebensweg und bot dabei ein Panorama des Frankfurter Bürgertums vom Vormärz bis zum Kaiserreich. Ein Pfad mit Kinderstationen sowie ein pädagogisches Begleitprogramm machten die Ausstellung für Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu einem spannenden Erlebnis.
Die Ausstellung teilte sich in sechs Abschnitte, von denen vier überwiegend biografisch orientiert waren (Kindheit in Frankfurt 1809-1828; Medizinstudium 1828-1834; Arzt in Frankfurt 1834-1851; „Irrenanstalt” am Affenstein 1851-1888) und zwei Abschnitte sich übergreifenden Themen widmeten (Politik; Kunst – Literatur – Kinderbücher).
Heinrich Hoffmann wurde in eine bewegte Zeit hineingeboren. Die Napoleonischen Kriege und die nachfolgende Neuordnung Europas ließen auch Frankfurt nicht unverschont. Das Aufwachsen in dieser Zeit, in der Freiheitsstreben und Sehnsucht nach nationaler Einheit mit der Restauration der politischen Verhältnisse aufeinander prallten, prägte Hoffmanns späteres politisches Denken.
Hoffmanns Familie setzte sich aus zwei sehr unterschiedlichen Zweigen zusammen: Der Vater hatte einen sozialen Aufstieg aus dem bescheidenen Handwerkermilieu zum Architekten und städtischen Wege- und Brückenbaumeister geschafft. Die Mutter hingegen stammte aus einer wohlhabenden Weinhändlerfamilie. Hoffmanns Großvater Johann Heinrich Gerhard Lausberg besaß eine beeindruckende Gemäldesammlung: ein Highlight des Ausstellungskapitels war das Gemälde „Paulus und Barnabas werden in Lystra als Götter verehrt” von Adriaen van Stalbemt aus der Sammlung von Hoffmanns Großvater. Die Ausstellung zeigte das politische und soziale Umfeld, in dem Heinrich Hoffmann aufwuchs, und das ihn Zeit seines Lebens prägen sollte. Daneben wurde aber auch der Alltag des Schülers Heinrich Hoffmann beleuchtet: Ein originales Schulzeugnis Hoffmanns verrät, dass er – wohl aufgrund seiner ausgeprägten Fantasie und Kreativität – keine ganz leichte Schulzeit hatte.
Im Jahr 1829 traf Heinrich Hoffmann auf Anraten seines Vaters eine folgenreiche Entscheidung: er ging nach Heidelberg, um hier das Medizinstudium aufzunehmen. Es folgte die Promotion in Halle und schließlich ein praktisches Jahr in Paris – damals das Zentrum der medizinischen Forschung. In seiner Studienzeit lernte Hoffmann nicht nur die führenden Mediziner und ihre Diagnose- und Heilmethoden kennen – medizinische Lehrmittel der Zeit wurden in der Ausstellung gezeigt –, sondern nahm auch intensiv am studentischen Leben teil. Zahlreiche Objekte der Studentenkultur des Vormärz führten die Lebenswelt der damaligen Studenten vor Augen. Während dieser ganzen Zeit hielt Hoffmann durch einen regen Briefverkehr den Kontakt zu seiner Familie nach Frankfurt aufrecht. Davon waren einige Briefe und Zeichnungen in der Ausstellung zu sehen.
„DEN SACHSENHÄUSER BÜRGERSLEUT' / VERKAUFT ER JETZT UNSTERBLICHKEIT”
In Frankfurt erhielt Hoffmann nach seiner Rückkehr die Stelle als Leichenhausaufseher am Sachsenhäuser Friedhof. Leichenhäuser sollten verhindern, dass Scheintote lebendig begraben werden. Zugleich engagierte sich Hoffmann in einer neu errichteten Armenklinik, für die er auch regelmäßige Konsultationen in Bornheim abhielt. In Sachsenhausen betrieb er eine Privatpraxis und war als Geburtshelfer aktiv. Das Praxisschild des Arztes Hoffmann war sicherlich eines der Highlights der Abteilung. Aber auch der Geburtsschein, den Hoffmann für seinen Sohn Carl ausstellte, für den er später den Struwwelpeter als Weihnachtsgeschenk zeichnen und dichten sollte, war zu sehen.
Einen Karrieresprung bedeutete schließlich 1844 die Anstellung als Lehrer an der traditionsreichen Senckenbergischen Anatomie. Ein Seziertisch, Präparate aus der Senckenbergischen Anatomie sowie ein Modell des alten Senckenbergianums, medizinische Instrumente der Zeit und nicht zuletzt Heinrich Hasselhorsts Gemälde „Die Sektion” führten das Arbeitsumfeld des Mediziners Dr. Heinrich Hoffmann eindrücklich vor Augen.
Das Gründen von Vereinen bildete eine Liebhaberei des „geselligen Universalgenies” und „Netzwerkers” Heinrich Hoffmann, die für das 19. Jahrhundert typisch war. Im Ärzteverein (1845) schlossen sich die Frankfurter Mediziner zu wissenschaftlicher Belehrung und Förderung zusammen. Der Bürgerverein (1848) diente als Forum zur gesellschaftlichen Annäherung aller Stände. Die Tutti Frutti (1840-1845) versammelten ebenso wie die Katakomben (1849-1851) Maler, Dichter und Musiker zum gegenseitigen Vortrag ihrer künstlerischen Schöpfungen. In dieser „Kreativwerkstatt” wurde auch der Struwwelpeter erstmals öffentlich vorgetragen und seine Drucklegung angeregt. In der Dienstwohnung in der Irrenanstalt am Affenstein hielten Hoffmann und seine Frau zudem auch selbst einen Salon, zu dem sich viele einflussreiche Mitglieder der Frankfurter Gesellschaft und auswärtige Gäste einfanden.
Die Ausstellung thematisierte das kreative Umfeld Hoffmanns und warf damit einen neuen Blick auf sein eigenes künstlerisches Schaffen. Besonders der Kreis der Tutti Frutti und Katakomben sowie Hoffmanns Tätigkeit als Administrator des Städel rückten damit in das Blickfeld. Zu sehen waren etwa die illustrierten Protokollbücher der Tutti Frutti und ein bebilderter Roman, den die Vereinsmitglieder kollektiv entwickelten. Natürlich war hier auch der Ort für das Urmanuskript des Struwwelpeter von 1844 sowie zahlreiche Zeichnungen und Manuskripte von Hoffmanns weiteren Kinderbüchern.
Die politische Biografie Hoffmanns ist in mehrfacher Hinsicht typisch für einen großen Teil seiner Generation: Als Student und als junger Arzt in Frankfurt hing er der nationalen Idee an und half bei der Organisation von Nationalfeiern, wie dem ersten Deutschen Sängerfest 1838 oder der Gutenbergfeier 1840. Die prächtig bemalte Fahne, die die Weingärtner bei der Vierhundertjahrfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst mit sich führten, war ein attraktives Objekt der Ausstellung. Zudem waren aber auch weitere Zeugnisse der politischen Fest- und Vereinskultur des Vormärz und der 1848er Revolution zu sehen. Sie zeigten vor allem den Prozess der Vergemeinschaftung, den politische Aktivitäten dieser Zeit bedeuteten.
In der 1848er Zeit wurde Hoffmann Abgeordneter im Vorparlament, das das erste Deutsche Nationalparlament vorbereitete, zeigte sich aber enttäuscht von der Ablehnung der Kaiserkrone durch den Preußischen König. Hoffmanns Engagement in dieser Zeit schlug sich sowohl in pathetischen Liedern als auch in bissigen satirischen Schriften nieder, die in der Ausstellung gezeigt wurden. Darüber hinaus wurde sein Struwwelpeter zu einer der beliebtesten Figuren der zeitgenössischen politischen Satire, auch hierfür zeigte die Ausstellung eindrucksvolle Beispiele. In der Annexion Frankfurts durch Preußen 1866 und der Reichseinigung 1870/71 sah Hoffmann schließlich seine politischen Ziele erreicht.
Als Hoffmann 1851 zum Direktor der „Anstalt für Irre und Epileptische” berufen wird, geht er sofort an die Verwirklichung seiner Lebensaufgabe: In einer beeindruckenden Kampagne warb er für einen modernen Neubau der Klinik am Affenstein. Zusammen mit dem Architekten Oskar Pichler unternahm er eine ausgedehnte Studienreise durch mehrere Länder, um die neuesten Erkenntnisse in der Psychiatrie und im Krankenhausbau kennenzulernen und in Frankfurt anzuwenden – Hoffmanns und Pichlers erhaltene Reisepässe geben unmittelbare Zeugnisse dieser Reise ab.
Die im gotischen Stil errichtete Frankfurter Anstalt wurde 1864 eröffnet und war damals das größte Gebäude der Stadt. Der prächtig kolorierte Originalentwurf Pichlers verdeutlicht die Dimension dieses Projektes, das Hoffmann stets als sein Lebenswerk betrachtet hatte. Hoffmann steht der Anstalt bis zu seiner Pensionierung 1888 als Direktor vor. Die Ausstellung erlaubte einen Blick in das Alltagsleben der Patienten, indem sie Therapieinstrumente der Zeit zeigte und mittels Hörstationen Krankengeschichten von Hoffmanns Patienten erfahrbar machte. Zudem wurden die bei Grabungen im Jahr 2008 auf dem Gelände der Anstalt gefundenen Relikte gezeigt.
„Hoffmann was famous... but I didn't know who he was”, schrieb einer der Ausstellungsbesucher ins Besucherbuch. Vielen Frankfurter*innen und Nichtfrankfurter*innen ist Heinrich Hoffmann trotz ihrer kindheitlichen Struwwelpeterlektüre ein Unbekannter geblieben. Die Ausstellung im Sommer 2009 und das begleitende Katalogbuch gab und gibt ihnen ausgiebig Gelegenheit, nähere Bekanntschaft mit diesem außergewöhnlichen Frankfurter zu schließen.
Die Ausstellung war ein Projekt des Heinrich Hoffmann-Sommers 2009 und wurde mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, Stiftung Flughafen FrankfurtMain, Ernst Max von Grunelius Stiftung, Aventis Foundation, Cronstetten und Hynspergische Evangelische Stiftung zu Frankfurt am Main, 1822-Stiftung, Fazit-Stiftung, Historisch-Archäologische Gesellschaft Frankfurt am Main e. V., Medienpartner Frankfurter Allgemeine Zeitung durchgeführt.
Heinrich Hoffmann – Peter Struwwel. Ein Frankfurter Leben 1809–1894. Hrsg. von Wolfgang P. Cilleßen und Jan Willem Huntebrinker, Michael Imhof Verlag 2009, 383 Seiten, über 250 Abb., Schriften des Historischen Museums, Bd. 28, 19,95 €
Liselotte Strelow (1908–1981) – Retrospektive
Ausstellungen über Fotografinnen sind fester Bestandteil im Programm des Historischen Museums. Anfang 2009 wurde die Reihe mit der Übernahme der Retrospektive Liselotte Strelow (1908-1981) vom LVR-Landesmuseum Bonn hervorragend ergänzt. Aus Anlass des 100. Geburtstages Strelows 2008 und passend zum 60. Jahrestag der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 2009 wurde die weitgehend in Vergessenheit geratene Fotografin einem breiten Publikum vorgestellt.
Nach ihrer Ausbildung und ersten Ateliererfolgen als Fotografin im Berlin der NS-Zeit zog Liselotte Strelow nach dem Zweiten Weltkrieg ins Rheinland. Bewusst gestaltete sie dort ihre Karriere als Berufs-
fotografin und Fotokünstlerin der jungen Bundesrepublik. Politiker, Künstler und Schauspieler aus dem In- und Ausland sowie die Elite des deutschen Wirtschaftswunders saßen ihr Modell.
Die Präsentation der 220 originalen Porträt- und Theaterfotografien aus der Zeit von 1942/43 bis 1971 wurde ergänzt durch Zeitschriften, Bücher und Filme, die besondere Aufmerksamkeit erregten. In der Filmreihe "Sagt die Fotografie die Wahrheit?" (WDR, 1965–1967) erklärt Liselotte Strelow selbst bis ins Detail ihre Arbeitsweise. Die Informationen der ausgewählten Sequenzen nahmen viele Besucher*innen mit großem Interesse auf, um sich mit dem Thema der Manipulation von Fotografie, z. B. durch Retuschen, direkt am Original zu beschäftigen.
Der von Liselotte Strelow mitgeprägten Zeit der „Wirtschaftswunderjahre” wollte das Begleitprogramm atmosphärisch nachspüren. Das Deutsche Filmmuseum bot hierzu in Kooperation mit dem Historischen Museum eine Filmreihe an. In der spannungsreichen Lesung "Nach den Tagen des Zorns" kombinierten Barbara Englert und der Pianist Jacob Bussmann Werke der von Strelow porträtierten Dichterinnen und Komponisten. Die in Kooperation mit dem Frauenreferat Frankfurt konzipierte Veranstaltung am Weltfrauentag war ein voller Erfolg. Sie offenbarte eindringlich – wie die Fotografien der von Strelow Porträtierten – Kontinuitäten und Widersprüche der bundesdeutschen Nachkriegszeit.
Eine Ausstellung in Kooperation mit dem LVR-LandesMuseum Bonn und der Gesellschaft Photo Archiv e.V. Bonn
Die 68er – Kurzer Sommer, lange Wirkung
Mit der Ausstellung revitalisierte das Historische Museum eine Tradition, die bis in die frühen 80er Jahre des 20. Jahrhunderts zum Markenzeichen des Hauses gehört hatte: die große zeitgeschichtliche Museumsausstellung. Jüngere Besucher*innen entdeckten durchaus erstaunt, dass auch das Historische Museum Thema war und der Konzeptionswandel in den frühen 70er Jahren zur Wirkung des „kurzen Sommers” gehörte. Zum Neuen gehörten die zeitgeschichtliche Ausstellung und das Ziel, auch die Dauerausstellung in der Gegenwart enden zu lassen.
Die in den Monaten der Laufzeit der 68er oft gestellte Frage: „Gehören die 68er ins Museum?” wird mit „Nein” beantwortet, wenn Musealisierung mit „Relevanzverlust” gleichgesetzt ist. Das klare „Ja” als Antwort schließt ein nicht weniger klares „Ja” zum Historischen Museum als Vermittler von Vergangenheit und Gegenwart ein. „Ins Museum” bedeutet nicht Endstation. „Ins Museum” ist Bedingung für den Diskurs über die 40 Jahre zwischen dem bewegten und bewegenden Jahr und heute im Medium einer Ausstellung.
Die Besucherbücher der Ausstellung bieten auf 380 Seiten Einträge mit Bewertungen der Ausstellung. Weit über 90 % sind positiv. Häufig lässt sich das Alter, die Zugehörigkeit zur Generation der 68er oder zur Generation der Nachgeborenen erschließen. Auch die Selbsteinschätzung als „68er” (oder nicht) ist immer wieder nachzulesen. Die positive Bewertung der Ausstellung korreliert nicht mit Alter und Selbsteinschätzung. Diese Beobachtung ist in Bezug auf die Konzeption der Ausstellung interessant. Von „nachgeborenen” Kurator*innen erarbeitet, schloss sie die Beschwörung eines Mythos „68” oder eine Konzeption aus der Sicht der Avantgarde ebenso aus, wie den Versuch einer Definition oder punktgenauen Interpretationen der Wirkung. Da die Besucherkritik an fehlender Mythologisierung oder Heroisierung vereinzelt bleibt, kann das Lob des genannten Prozentsatzes der schreibenden Besucher*innen auf die Ausstellungskonzeption bezogen werden.
Da in der Öffentlichkeit die Bedeutung von „68” kontrovers diskutiert wird, fällt schließlich auf, dass die Einträge, die direkt zu „68” Stellung nehmen, zahlenmäßig deutlich geringer sind als die Ausstellungs-kommentare. Die Ausstellung ist ein Medium mit eigenen Gesetzen. Im Museumsdiskurs ist umstritten, ob jedes Thema ausstellbar ist. Andererseits ist sicher, dass mit der Medienwahl „Ausstellung” das Thema einen besonderen Zuschnitt erfährt. Eine Ausstellung bietet einen Diskurs mit Bildern und Dingen. Wenn Sie „erkenntnisfördernd” ist, hat sie ein Ziel erreicht. „Spannend” darf sie auch sein und wie eine Besucherin kommentiert: „Lebensnah”.
Die Ausstellung „Die 68er. Kurzer Sommer – lange Wirkung” ist beim Publikum angekommen.
Frankfurt und der Nordpol. Entdecker und Forscher im ewigen Eis: 1861–1931
Mit der Frankfurtischen Nordfahrt des Georg Berna von 1861 begann die wissenschaftliche Erschließung von Jan Mayen. In Frankfurt stand 1865 die Wiege der Deutschen Polarforschung. Hier trug Alfred Wegener 1912 erstmals die Theorie der Kontinentalverschiebung vor. In den 70 Jahren zwischen 1861 und 1931 gab es mehr als zehn Expeditionen nach Jan Mayen, Grönland, Kaiser-Franz-Josef-Land und Spitzbergen mit maßgeblicher Beteiligung von Forschern, die in Frankfurt und Hessen zu Hause waren.
Eine Ausstellung zum vierten Internationalen Polarjahr vom 1.3.2007 bis zum 1.3.2009.
Die Tradition der Polarjahre wurde 1882/1883 von Carl Weyprecht begründet und zum zweiten Mal 1932/1933 von Johannes Georgi fortgesetzt. Das dritte Polarjahr 1957/1958 war gleichzeitig das Internationale Geophysikalische Jahr, als es erstmals der Sowjetunion gelang, in den Weltraum vorzustoßen. Die Beschäftigung mit dem frankfurtischen Aspekt der Erforschung der Arktis geht auf ein Buchmanuskript des Frankfurter Polarfahrers Theodor Lerner (1866-1931) zurück.
Die Ausstellung erfolgte in enger Kooperation mit dem Naturkundemuseum Senckenberg, dem Alfred Wegener Institut in Bremerhaven und der Deutschen Gesellschaft für Polarforschung. Zu sehen waren Globen, Karten und nautische Instrumente, Ausrüstungsgegenstände der Polarfahrer, Fauna und Mineralien der Arktis, Briefe, Dokumente und Expeditionswerke, Ölgemälde und Bilder des Nordens und der Nordfahrer, Kurzfilme über einige Unternehmungen, Geräusche von Tieren und Eis.
Frankfurt und der Nordpol. Forscher und Entdecker im ewigen Eis.
Von Frank Berger (Hg.). Frankfurt 2007, Schriften des Historischen Museums, Bd. 26. 26,50 €
Blickwechsel. Frankfurter Frauenzimmer um 1800
Innovativ, unternehmerisch, kreativ und streitbar – Frankfurterinnen um 1800 waren bemerkenswert aktiv und ambitioniert. An sie zu erinnern und sie im kollektiven Gedächtnis der Stadtgesellschaft zu verankern, war Anlass dieser Ausstellung.
Die Ausstellung thematisierte eine Epoche, die wie kaum eine andere so variantenreich weibliche Lebenswelten vor Augen führt. Deshalb wird sie auch das „Jahrhundert der Frauen” genannt.
Wenig andere deutsche Städte könnten wohl auf Anhieb mit so vielen bekannten Frauen des 18. Jahrhunderts aufwarten wie Frankfurt. Doch werden auch Frauen vorgestellt, die bisher eher selten ans Licht gerückt wurden. Sie alle waren in ihren jeweiligen Arbeits- und Lebenszusammenhängen bemerkenswert aktiv und ambitioniert.
Der Wechsel des Blicks von der männlichen zur weiblichen Hälfte des Frankfurter Bürgertums führt zur überzeugenden Einsicht, dass eine Stadt auch vor dem Anbruch der Moderne nicht ohne Frauen „funktionierte”.
Künstlerinnen und Schriftstellerinnen, Sammlerinnen und Stifterinnen, Meisterinnen und Handelsfrauen arbeiteten im Familienverband und behaupteten ihre wirtschaftliche Existenz gegenüber männlicher Konkurrenz. Frankfurterinnen trugen soziale Verantwortung und engagierten sich in der städtischen Öffentlichkeit. Über ihre Lebensbedingungen zu berichten, ihren Spuren nachzugehen und ihre Verdienste wieder in das kulturelle Gedächtnis dieser Stadt aufzunehmen, das waren die Beweggründe für diese Ausstellung.
Auch die Frage nach dem Sichtbaren bzw. Unsichtbaren in der sozialen, ökonomischen und kulturellen Praxis von Händlerinnen, Handwerkerinnen oder Dienstmägden erkundete die Präsentation und eröffnete damit überraschende Perspektiven und Erkenntnisse über bisher verborgene Handlungsspielräume.
Ausstellung, Begleitband, Medienstationen und ein umfangreiches Begleitprogramm wurden unterstützt vom Frauenreferat der Stadt Frankfurt, der Cronstett- und Hynspergischen Evangelischen Stiftung, der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, der Historisch-Archäologischen Gesellschaft.
Zur Ausstellung wurde eine Webseite angelegt, die bis heute von der Wissenschaftlerin Ursula Kern erweitert wird. Sie ist die Kuratorin der Ausstellung und hat ihre intensive Forschungstätigkeit nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst im Historischen Museum Frankfurt fortgesetzt. Zur Webseite gelangen Sie mit einem Kick hier auf www.frankfurterfrauenzimmer.de
Von Fremden zu Frankfurtern – Zuwanderung und Zusammenleben
Seit Ende der 1990er Jahre ist das Thema Migration in verschiedenen Projekten des Historischen Museums präsent und stellt einen Schwerpunkt in der Vermittlungsarbeit dar. Zwischen 2004 und 2011 trug die Dauerpräsentation der Geschichte der Migration in Frankfurt dazu bei, ein Signal an die gegenwärtige und weitverzweigte Migrationsgesellschaft zu geben und Migration als Teil der Stadtgeschichte zu verstehen.
Den typischen Frankfurter gibt es eigentlich nicht, stammen doch viele Frankfurter Bewohner*innen nicht von alteingesessenen Familien ab. 2004 gehörten die 650.000 Einwohner*innen von Frankfurt 185 verschiedenen Nationalitäten an; nahezu jede*r dritte Einwohner*in hatte keine deutsche Staatsbürgerschaft.
„Von Fremden zu Frankfurtern” wollte die Zuwanderung nach Frankfurt und das Zusammenleben von Frankfurter*innen und Zugewanderten sowie ihre Integration in die städtische Gesellschaft in Vergangenheit und Gegenwart bewusst machen. Auf historischer Seite standen etwa die Wanderungsbewegungen von Glaubensflüchtlingen früherer Jahrhunderte im Zentrum, die in Frankfurt einen Zufluchtsort fanden und so zum Wachstum der Frankfurter Einwohnerschaft beitrugen.
Im 20. Jahrhundert waren es vor allem politische und wirtschaftliche Gründe, die viele Menschen als Heimatvertriebene, displaced persons, Republikflüchtlinge oder als sogenannte Gastarbeiter nach Frankfurt brachten. Ihre Lebenswelten, Wohn- und Arbeitssituation waren Gegenstand der Ausstellung. Im Blickfeld standen auch Vereine, die unterstützend agierten und auch heute noch agieren, um etwa Migrant*innen in den Arbeitsprozess zu re-integrieren oder in Prostitution geratenen Frauen zu helfen.
Während die Themen des ersten Ausstellungsteiles auf großen Tafeln mit Bildern und Texten vermittelt wurden, kamen im zweiten Teil der Ausstellung in erster Linie Erinnerungsobjekte zur Darstellung, ergänzt von Zeitzeug*innen-Interviews. Exponate wie Fotografien, Plakate, Arbeitsverträge oder persönliche Erinnerungsstücke gaben Einblicke in verschiedene Lebens- und Arbeitssituationen.
Die Ausstellung bot auch Platz für den „Treffpunkt der Kulturen” und die „Galerie Migration”. Hier fand über die Jahre ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Lesungen, Diskussionsabenden oder kleineren Ausstellungen statt, das von zahlreichen Kooperationspartnern (z.B. Internationales Familienzentrum e.V., Caritas Stadtmitte oder der JBS Anne Frank) mitgetragen wurde.
Bei der Neukonzeption vom Fachmuseum zum Stadtmuseum der Mainmetropole, das Frankfurt sowohl in seiner historischen Bedeutung als auch mit seinen aktuellen Themen präsentiert, wandelte sich auch die Auffassung von Migration. Aktuell verstehen wir Migration als Querschnittsthema und als Teil der kulturellen Diversität, deren Spuren wir in Geschichte und Gegenwart verfolgen. So trifft es sich gut, dass ein Teil der Objekte der Ausstellung „Von Fremden zu Frankfurtern” in die Sammlung übernommen werden konnte.
„Von Fremden zu Frankfurtern” ist entstanden in Zusammenarbeit mit dem Amt für Multikulturelle Angelegenheiten, dem Museum der Weltkulturen und mit Unterstützung der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung.
Kurator: Roland Hoede M.A. / Terra Incognita e.V.
Rahmenprogramm: Wolf von Wolzogen