Frankfurt Einst?
Die Ausstellung ist immer wieder neu erfahrbar: In einzelnen Bereichen werden regelmäßig die Exponate ausgetauscht. Sogenannte „Wanderkarten“ ermöglichen immer wieder neue Blicke auf die Stadt.
An junge Besucher*innen und ihre Familien richtet sich die Familienspur. Immer wieder ermöglichen interaktive Elemente einen barrierefreien Zugang zu den Ausstellungsinhalten.
„Frankfurt Einst?“ wurde vom Museumsteam mit den Museografen arge Gillmann + Schnegg aus Basel umgesetzt.
100 x Frankfurt
Einen prägnanten und kurzweiligen Überblick bietet die gesamte Länge des Erdgeschosses im Ausstellungshaus. Hier stehen chronologisch geordnet 100 Objekte für Ereignisse und markante Personen aus einer Zeitspanne von über 1.000 Jahren. Die Galerie „100 x Frankfurt“ verdichtet Objekte und Geschichten zu einer vielschichtigen Stadtgeschichte und stellt die Highlights der Sammlung in neue Zusammenhänge. Ein Detail ist das English Water Closet – hier geht es zum Video.
Das Besondere an „100 x Frankfurt“ ist die enge Verknüpfung zwischen den Objekten und ihren Geschichten. Was hat ein vergoldeter Deckelpokal mit einem Regenschirm oder mit der Frankfurter Küche zu tun? Allen Objekten ist gemeinsam, dass sie und ihre Geschichten Epochen der Stadtgeschichte geprägt haben und auf diese Weise Teil des kollektiven Stadtgedächtnisses wurden.
So ist das Englische Monument nicht einfach nur ein vergoldeter Deckelpokal von 1558/1559, sondern steht auch für Migrationsprozesse. Englische Protestant*innen, die ihr Land verlassen mussten, bedankten sich damit für die Gastfreundschaft Frankfurts. Der Regenschirm steht für ein persönliches Schicksal und für eine nationale Bewegung: Henriette Zobel soll sich während des Septemberaufstandes 1848 damit am Mord an einen Abgeordneten der Nationalversammlung beteiligt haben. Die Frankfurter Küche bezieht sich auf die 1920er Jahre, als der Siedlungsdezernent Ernst May mit dem „Neuen Frankfurt“ zahlreiche neue urbane Siedlungsformen mit Vorbildcharakter schuf. Die österriechische Architektin Margarete Schütte-Lihotzky plante dafür die funktional eingerichtete Küche, die über 10.000 Mal in den Wohnungen des „Neuen Frankfurt“ verbaut wurde und die als Urform der Einbauküche gilt.
Stadtbilder
Die Galerie „Stadtbilder“ bildet den Auftakt von „Frankfurt Einst?“ und dient dazu, sich besser in der Stadt in Vergangenheit und Gegenwart verorten zu können. Gleich zu Beginn des Rundgangs fällt das Altstadt-Modell der Brüder Treuner ins Auge: Dicht an dicht drängen sich die bunten Häuser und erwecken den Eindruck einer intakten, gar idyllischen Altstadt, die einmal eines der prägnantesten Wahrzeichen von Frankfurt war. Doch gab es diese Idylle wirklich? Wie hat sich die Stadt im Laufe der Jahrhunderte entwickelt? Wie wurde das Frankfurtbild geprägt? Die „Stadtbilder“ setzen sich mit diesen und weiteren Fragen auseinander. Es geht um die Bilder, die die Stadt über sich selbst produzierte oder zu produzieren half. Die drei Bereiche „Frankfurt von oben“, „Altstadt-Drama“ und „Porträts der Stadt“ werfen immer wieder neue Blicke auf die Stadt.
Auch die beiden riesigen Stadtpanoramen von Karl Sager (nach dem Maler Karl Georg Enslen) werden hier erstmals präsentiert.
Der Wiener Maler Karl Georg Enslen (1792 – 1866) hielt sich zwischen 1847 und 1849 wiederholt in Frankfurt auf und schuf gleich zwei Panoramen der Stadt. Das eine Panorama wirft vom Turm der Deutschordenskirche aus einen weiten Blick über die Stadt: Das fast fünf Meter lange und ein Meter hohe Halbpanorama, das einen Rundblick von Höchst im Westen bis Offenbach im Osten zeigt, gibt einen detaillierten, mit vielen Alltagsszenen ausgeschmückten Rundblick. So sind auch Neuerungen der Zeit zu sehen, wie die neuerbaute Eisenbahnbrücke über den Main oder den „Raddampfer” auf dem kanalisierten Main. Das zweite Panorama bildet die Zeil vom Turm der Katharinenkirche aus ab. Vermutlich wurden beide Panoramen als große Attraktion im Sächsischen Hof in der Schäfergasse zusammen mit anderen Panoramen Enslens ausgestellt. Enslen war ein „Reisekünstler”, der von der Ausstellung seiner Panoramengemälde in europäischen Städten lebte. Enlsens Adoptivsohn verkaufte diese und andere Werke später der „Lübecker Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit”, von wo sie in das Lübecker Museum gelangten. Der Landtagsabgeordnete Carl Funck schenkte dem Historischen Museum eine um 1909 – 1910 von dem Lübecker Maler Karl Sager erstellte Kopie.
Bürgerstadt
Die Galerie „Bürgerstadt" fragt danach: Wer „macht“ eigentlich die Stadt? Und: Wer hat Teil an den wesentlichen Entscheidungsprozessen und wer nicht? In Frankfurt ist es besonders spannend, diese Fragen zu stellen, denn es war immer eine Stadt der Bürger*innen und nicht der Fürsten. Die Stadt wurde und wird vom sozialen Engagement einzelner Bürger*innen sowie von Vereinen, Stiftungen und Gesellschaften getragen. Im Bereich „Gesichter“ stehen einzelne Biografien im Mittelpunkt. Einige davon werden in den „Lebensläufen“ vertieft. Der Bereich „Gesellschaften“ beleuchtet die Vereine und Gesellschaften, die die Stadt in Vergangenheit und Gegenwart prägten und prägen.
Gesichter
Eine Porträtwand mit Gemälden, Skulpturen, Zeichnungen, Druckgrafiken und Fotografien zeigt Bildnisse von Frankfurter*innen aus allen sozialen Schichten vom ausgehenden 15. bis 20. Jahrhundert. An der Wand ist immer Bewegung, denn manche der Zeichnungen, Druckgrafiken und Fotografien werden wegen ihrer Lichtempfindlichkeit regelmäßig getauscht. In der Medienstation sind Informationen über die Biografie der dargestellten Personen und ihre Netzwerken sowie über die beteiligten Künstler und die verschiedenen Porträtgattungen zu finden.Lebensläufe
In den Kabinetten der „Lebensläufe“ können der Lebensweg und das Wirken einzelner Personen verfolgt werden. Auch hier finden regelmäßig Wechsel statt. Die Besucher*innen können darüber abstimmen, welche Personen sie näher kennenlernen möchten. Einen festen Kern bilden die Kabinette von Walter Schreiber und Margot Frank, die für sehr unterschiedliche Lebenswege im Nationalsozialismus stehen.Gesellschaften
„Gesellschaften“ thematisiert das Engagement einzelner Bürger*innen, die sich in Gesellschaften, Vereinen und Bewegungen zusammenschlossen und auf diese Weise seit dem Mittelalter mit politischen, sozialen oder religiösen Zielen prägten. Das eindrucksvolle Raumbild mit Fahnen, Transparenten und Bannern gibt Auskunft über das Selbstverständnis und die Ziele der jeweiligen Gruppen. Hinzu kommen die sogenannten Vereinskästen, die die Geschichten von unterschiedlichen Frankfurter Gruppierungen wie klassischer Vereine und Bürgerinitiativen vorstellen.Geldstadt
Geld ist das Alleinstellungsmerkmal von Frankfurt: In der Galerie „Geldstadt“ im ersten Obergeschoss können die Besucher*innen die wechselvolle Geschichte der Mainstadt als Messeplatz des Reiches erkunden und sich mit der Stadt als europäischem Finanzplatz der Gegenwart auseinandersetzen. In „Münzland“ geht es um die Geldmittel, um Begrifflichkeiten in „Geschichten vom Geld“, der „Finanzplatz“ beleuchtet Personen und Institutionen, während in „Auf und Ab“ die Zyklen des Handels im Mittelpunkt stehen. Ein Detail in diesem Bereich ist das Friedenszimmer – hier geht es zum Video.
Münzland
Als großes Meer aus Münzen erscheinen die über 3.000 Münzen in „Münzland“. Sie stehen für die über 300 Münzstände des Alten Reiches und des Deutschen Bundes (bis 1866). In Frankfurt wurden alle Münzen auch gehandelt.Geschichten vom Geld
In den „Geschichten vom Geld“ steht die schillernde Bedeutung des Geldes im Mittelpunkt. Es wurde untersucht, welche komplexen Beziehungen etwa das Puppenhaus der Familie Gontard oder der Heller-Altar von A. Dürer zum Geld aufweisen: einmal geht es um Ökonomie, die es zu erlernen galt, das andere Mal um Seelenheil, dass sich Kaufleute auf diese Weise zu kaufen hofften.Finanzplatz
Um die Akteure der Geldstadt, um die Bankiers und Banker*innen in Vergangenheit und Gegenwart und ihre Institutionen geht es im „Finanzplatz“. Die Privatbankiers des 18. Jahrhunderts stehen den Bankern von heute gegenüber. Beide prägten sie das Erscheinungsbild der Stadt auf vielen Ebenen. Für alle besonders sichtbar ist die Architektur in Form der vielen Hochhäuser und der einzigen Skyline in Deutschland.Auf und Ab
„Auf und Ab“ verfolgt die Zyklen des Handels vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Die weltweiten Auf- und Abschwünge der Geldströme hatten auch Auswirkungen auf die Lebenswelten in Frankfurt.Weltstadt
Die Galerie „Weltstadt“ präsentiert den Besucher*innen die Rolle Frankfurts als einen Zentralort der deutschen Geschichte sowie als heimliche Hauptstadt. In „Kaisermacher“ geht es um die Stadt als Wahl- und Krönungsort. Die „Volksvertreter“ erinnern an den demokratischen Aufbruch, der 1848 durch die Nationalversammlung in der Paulskirche einen Höhepunkt fand. Die „Kreuzungen“ thematisieren Frankfurts Rolle als Verkehrsdrehscheibe. Die „Kommunikation“ beleuchtet die vielfältigen Beziehungen der Stadt zu Verlagen, Büchern und Schrift.