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Die Sammlung Burnitz


Das Frankfurter Stadtbild des 19. Jahrhunderts wurde von einer kleinen Gruppe von Architekten geprägt, zu denen neben Johann Friedrich Christian Hess, Friedrich Hessemer und Friedrich Rumpf auch Rudolf Burnitz (1788-1849) und sein Sohn Rudolf Heinrich Burnitz (1827-1880) gehören. Rudolf Burnitz absolvierte seine Ausbildung in Karlsruhe bei Friedrich Weinbrenner und ließ sich nach einer Italienreise 1821 in Frankfurt nieder. Hier schuf er unter anderem das Waisenhaus (1826), das Israelitische Krankenhaus (um 1827) und für die Familie Leerse-Bernus den nach ihm benannten Burnitzbau im Saalhof (1840), der heute einen Teil des Historischen Museums bildet. Sein Sohn Rudolf Heinrich ging zuerst bei ihm in die Lehre, bevor er seine Ausbildung bei Heinrich Hübsch in Karlsruhe und an der Berliner Bauakademie fortsetzte. Nach einem längeren Italienaufenthalt entwarf er in seiner Vaterstadt zahlreiche öffentliche und private Bauwerke wie die Geschäftshäuser in der Liebfrauenstraße (Malakoff, 1858), den Saalbau in der Junghofstraße (1861), die Gasanstalt der Neuen Frankfurter Gasgesellschaft (1861-1863), das Alte Bürgerhospital im Senckenbergischen Stift (1874, von Oskar Pichler begonnen), die Neue Börse (1874-1879), die Villa Grunelius am Untermainkai (1877) und etliche Mietshäuser.
 
Das Historische Museum Frankfurt konnte aus Privatbesitz Teile des Nachlasses der Familie Burnitz erwerben. Es handelt sich um ein umfangreiches Konvolut mit Zeichnungen, Aquarellen, Fotografien, Gemälden, Büsten und persönlichen Dokumenten der beiden Architekten, das den bereits im Museum vorhandenen Bestand an Burnitz-Werken bedeutend erweitert. Hervorzuheben sind neben Studienblättern aus der Ausbildungszeit die Entwurfszeichnungen für Frankfurter Bauwerke sowie eine große Anzahl von Reiseskizzen mit Darstellungen italienischer Bauwerke. Hinzukommen vermutlich während der Reise erworbene Fotografien, die Rudolf Heinrich Burnitz als Inspirationsquellen für sein eigenes Schaffen dienten.
 
Das Burnitz-Konvolut wird zurzeit im Hinblick auf eine spätere Sonderausstellung mit einem begleitenden Katalog sukzessive erschlossen und inventarisiert.

Neuerwerbung der Schmetterlings-Enzyklopädie „Les papillons d'Europe"


Der Frankfurter Bankier Johann Christian Gerning (1745-1802) besaß eine bedeutende, im 18. Jahrhundert von europäischen Insektenkundlern häufig besichtigte Sammlung von Schmetterlingen, Insekten und Vögeln. Unter ihnen befanden sich auch die Schmetterlinge aus dem Besitz der Maria Sibylla Merian. Gerning lieferte daher auch einen wesentlichen Beitrag zu den Abbildungen und den Beschreibungen der entomologischen (insektenkundliche) Enzyklopädie „Les papillons d'Europe”, die zwischen 1779 und 1792 in Paris von Engramelle und Ernst herausgegeben wurde.
 
Das extrem seltene, in einer Auflage von nur 250 Stück hergestellte Werk, umfasst acht Tafel- und Textbände mit 353 kolorierten Kupfertafeln. Zahlreiche Tafeln wurden in Frankfurt von Maria Eleonora Hochecker nach den Gerningschen Schmetterlingen handkoloriert und nach Paris geschickt. Das Historische Museum Frankfurt hat dieses kostbare Werk 2009 über ein Amsterdamer Antiquariat als Dauerleihgabe der Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung erwerben können.

Aktuelles von Umbau und Umzug – Januar 2011 Klimakisten gegen Väterchen Frost

Seit Dezember 2010 zieht die Grafische Sammlung in einem mehrwöchigen Prozess aus ihrem ehemaligen Sammlungsraum in die neue Depotfläche um. Dies stellt eine große logistische Herausforderung dar, da es sich um das Verpacken und Transportieren von rund 76.000 Grafiken und Fotografien und mehr als 100 massiven Schränken handelt.
Der Bestand der Grafischen Sammlung besteht zum Großteil aus Grafiken und Fotografien, aber auch aus Urkunden, Spielkarten, Miniaturen und Tapeten. Es handelt sich hierbei um Kunst- und Kulturobjekte meist auf Papier, die empfindlich auf klimatische Veränderungen reagieren und daher vor einer zu feuchten oder zu trockenen Umgebung geschützt werden müssen. Daher werden die Objekte in sogenannten Klimacontainern transportiert. Diese speziell ausstaffierten Holzkisten halten das Klima im Inneren für mehrere Stunden stabil, sodass die Grafiken und Fotografien nicht nur vor mechanischen Schäden und Verschmutzungen, sondern auch vor schwankenden Witterungsverhältnissen wie Regen, Schnee, Trockenheit und Kälte während des Transports geschützt sind.
 
Vorher müssen die in Mappen aufbewahrten Objekte aus den Schubladenschränken gehoben, mit säurefreiem Papier verpackt und in die Container gelegt werden. Parallel dazu werden die leeren Schränke ausgesaugt und feucht gereinigt. Sie werden zusammen mit den gefüllten Klimacontainern in das neue Depot gefahren und an einem zugewiesenen Standort erneut aufgebaut. Die Sammlungsobjekte werden vorerst verpackt belassen wieder in ihre Schränke geräumt. Um die Ordnung innerhalb der Sammlung beizubehalten müssen die verpackten Objekte und Schränke genau beschriftet werden, damit sie nach dem Transport der richtigen Schublade bzw. ihrem neuen Stellplatz zugeordnet werden können. Dies klingt einfach, wird aber dadurch erschwert, dass die neuen Räumlichkeiten eine geänderte Aufstellung der Schränke verlangen.
 
Alle Arbeiten müssen von einem Umzugsteam aus Papierrestaurator*innen und Kunstspediteur*innen miteinander verzahnt werden, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Um diese Aufgabe zu bewältigen, waren umfangreiche Vorplanungen notwendig bezüglich des Personalumfangs, der Art und Menge des Verpackungsmaterials und der neuen Stellordnung für die Schränke. Voraussichtlich im Mai 2011 wird die Grafische Sammlung an ihrer neuen Bleibe wieder für eine öffentliche Nutzung zur Verfügung stehen.

Aktuelles von Umbau und Umzug – August 2010
Reisevorbereitung für Großgrafiken

Der bevorstehende Abriss des Betonbaus des Historischen Museums am Römer stellt die Restaurator*innen vor eine Herausforderung. So wurden gerade die unhandlichen Großformate der Grafischen Sammlung für den Umzug vorbereitet und verpackt.  
Die Großgrafiken umfassen Objekte auf Papier wie Stadt- und Architekturpläne, Skizzen für Wandmalereien, Entwürfe für Glasfenster, Stammbäume einflussreicher Familien und Plakate. Sie wurden bisher im gerollten Zustand aufbewahrt – teils in dekorativen objekteigenen Hülsen, teils in Papprollen aus Graupappe oder nur in Packpapier eingeschlagen. So lagen sie in Regalen oder standen nebeneinander in Schränken. Die Restaurator*innen standen vor der Aufgabe, die Objekte transportfähig verpacken zu lassen und gleichzeitig die Aufbewahrungsart zu verbessern.
 
Die Aufbewahrung im gerollten Zustand ist einerseits platzsparend und ab gewisser Größe notwendig. Andererseits kann sie zu Schäden, z.B. im Bereich der Malschicht führen oder aufgrund von entstehenden Spannungen im Papier das Ausbreiten und damit die Benutzung erschweren. Dieser Problematik ist man entgegengekommen, indem neue Papprollen mit größeren Durchmessern von bis zu 20 cm gewählt wurden.
 
Auch die Verpackungsmaterialien wurde verbessert. Graupappe und Packpapier führen durch ihren relativ hohen Anteil an Säure und Holzfasern zu Papierverfall und auffälliger Verbräunung der Originale. Daher wurden sie durch Papprollen in Museumsqualität ersetzt, deren Zusammensetzung konservatorischen Ansprüchen gerecht wird und die damit für eine langfristige Aufbewahrung geeignet sind. Eine dazu passende Kartonage aus säurefreier Wellpappe verhindert, dass Druck durch das Eigengewicht und andere Objekte ausgeübt wird. Sie schützt vor mechanischer Beschädigung sowie Staubablagerung und fängt durch ihren alkalischen Gehalt saure Bestandteile aus der Luft auf, bevor sie zu Schäden am Original führen können.
 
Umzugsvorbereitungen in einer Sammlung bieten auch eine seltene Gelegenheit, Material und Erhaltungszustand der Objekte zu prüfen. So wurde bei dieser Teilsammlung besonderer Wert auf die trockene Oberflächenreinigung der Objekte gelegt, da ein Teil u. a. aufgrund von Luftverschmutzung einen auffälligen grauen Belag zeigte.