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Liesel Simon

Liesel Simon (1887-1958)
in der Dauerausstellung „Frankfurt Einst?“
In den biographischen Kabinetten „Lebensläufe“ werden einmal im Jahr neue Lebensgeschichten vorgestellt. Den Anfang macht die Puppenspielerin Liesel Simon. Ihr Puppentheater war ein wichtiger Bestandteil des Frankfurter Kulturlebens in der Zwischenkriegszeit.

Liesel Simon geb. Karoline Goldschmidt war eine der ersten professionellen Puppenspielerinnen in Deutschland. 1910 kam sie aus Neumarkt i.d. OPf. nach Frankfurt, wo sie den Kaufmann Paul Simon heiratete, mit dem sie zwei Söhne hatte. Seit 1919 führte sie ein eigenes Puppentheater in ihrer Wohnung im Oeder Weg 155. Ihre Darbietungen wurden in zeitgenössischen Kritiken sehr gelobt.  Ihr "Kasperl-Theater" war in den 1920er und 1930er Jahren offensichtlich nicht nur beim jungen Publikum beliebt.
Für die Aufführungen schrieb sie Märchen oder Theaterstücke um. Die Handpuppen ließ sie von Künstlern gestalten; Theatermaler sorgten für die Dekoration. Sie trat selbst oder gemeinsam mit Schauspielern auf. Mit ihren transportablen Bühnen war sie deutschlandweit unterwegs. Sie trat auch mit ihrem Ensemble im 1924 in Frankfurt gegründeten Südwestdeutschen Rundfunk auf, der live aus dem Sendesaal sendete.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 konnte die Vortragskünstlerin wie so viele andere jüdische Künstlerinnen ihren Beruf nicht mehr uneingeschränkt ausüben. Als Jüdin erhielt sie Berufsverbot und konnte nur noch bei Veranstaltungen des Jüdischen Kulturbundes auftreten. 1941 konnte sie gerade noch mit dem letzten Schiff von Lissabon nach New York, dann nach Ecuador fliehen, wo bereits einer ihrer Söhne Zuflucht gefunden hatte. Der andere Sohn überlebte die NS-Zeit in Frankreich, während ihr Mann in Auschwitz ermordet wurde. Einige ihrer persönlichen wie beruflichen Besitztümer konnte sie auf der Flucht mitnehmen.

Durch die Vermittlung der Frankfurter Historikerin Hanna Eckhardt schenkten die Nachfahren aus Ecuador dem Historischen Museum die Handpuppen und weitere Stücke.
Im Kabinett werden neben den Puppen und Fotografien auch Aufnahmen von Stücken zu hören sein, die Simon mit ihrem Ensemble in den 1920er Jahren auf Schellackplatten aufgenommen hat.

Zur Präsentation erscheint das Kabinettstück "Seid Ihr alle da? Die Puppenspielerin Liesel Simon 1887-1958".  (Museumsshop, 4 Euro)