Heller-Altar
Am Lebensende werden nach christlichem Glauben die Seelen „gewogen“: Gute Taten wiegen Sündenschulden auf. Der Frankfurter Großhändler Jakob Heller (ca. 1460-1522) und seine Frau Katharina Melem (gest. 1518) stifteten vor über 500 Jahren der Dominikanerkirche einen Flügelaltar, weil sich dort ihre Grabstelle befand. Damit wollten sie ihr Seelenheil und ihr Ansehen positiv beeinflussen. Heller bestellte den Altar 1507 bei dem berühmten Künstler Albrecht Dürer in Nürnberg für den ehelichen Begräbnisplatz.
Dürer selbst sagte, dieser Altar sei ein Kunstwerk, wie ihn nicht viele malen könnten. Das Mittelbild malte er eigenhändig. An den Altarflügeln waren nach seinem Entwurf auch Gesellen beteiligt. Die Mitteltafel wurde 1614 von den Dominikanern an Herzog Maximilian von Bayern verkauft und gegen eine Kopie ausgetauscht. Das Original verbrannte 1724 in München. Albrecht Dürer verlangte für die Herstellung des Altars 130 Gulden – ein vergleichsweise niedriger Preis. Während der Produktion stellte er fest, dass er sich um 100 Gulden verrechnet hatte und forderte 200 Gulden. Bei Nichtgefallen, so bot er an, nähme er den Altar gerne zurück. Jakob Heller, ganz Kaufmann, protestierte, bezahlte dann aber den geforderten Preis.
Der Heller-Altar steht hier für ein zweifaches Geschäft. Der Patrizier kaufte dem Maler ein Werk ab. Und er stiftete diese Tafeln Gott, der ihm als Gegengabe – so dachte der Kaufmann – Gnade gewähren werde. Der Besitz von Geld verleiht Macht, verpflichtet den Christen aber auch dazu, Gutes zu tun. Das Gute war zu allen Zeiten die Verteilung des Geldes an Bedürftige, also Arme und Kranke, Witwen und Waisen. Die Armen priesen dann die Wohltaten des Spenders. Im Mittelalter konnten Reiche mit ihren Stiftungen die Gebete und Fürbitten der Armen für ihr Seelenheil kaufen. Auch Altäre, Waisenhäuser, Wärmestuben konnten gestiftet und so die Bilanz aus Schuld und Buße positiv beeinflusst werden. So konnten die Schulden, die der Reiche beim Erwerb seines Reichtums aufhäufte, durch eine andere Währung (Gebete und Wohltaten) getilgt werden. Das Seelenheil war letztlich die Bilanz einer Ökonomie des Heils: Schuld(en) musste(n) durch Nächstenliebe (gute Taten, Gebete) ausgeglichen werden. Und darüber hinaus ging und geht es beim Stiften und Schenken immer auch um das symbolische Kapital: um das Ansehen und die Erinnerung an den Stifter.