Lupi-Epitaph mit Zehn-Gebote-Tafel aus der Peterskirche
Ein ungewöhnliches Grabdenkmal erinnert an den ersten Pfarrer der St. Peterskirche in der Frankfurter Neustadt, Johannes Wolff.
Die Bildnisplatte zeigt Johannes Wolff (lateinisch „Lupi“) im Gewand eines Priesters: mit Chorhemd (Albe), darüber die Kasel (Messgewand), einem Barett (Hut) und dem Stab eines Lehrers. Sehr realistisch ist das Gesicht des annähernd Fünfzigjährigen wiedergegeben. Die Inschrift gibt seinen Todestag mit dem Hieronymus-Tag des Jahres 1468 an (30. September) und nennt ihn Magister und „Lehrer der zehn Gebote Gottes“.
Das verweist auf die ungewöhnliche Zehn-Gebote-Tafel. In zwei Reihen sind 12 Bildfelder angeordnet, in denen die Zehn Gebote sowie im ersten Bild deren Empfänger Moses und im letzten ein mit Schriftband versehener Mann (der Verfasser der Sprüche Salomons?) dargestellt sind. Die Gebotebilder haben jeweils eine zählende Hand im Vordergrund und dahinter eine Szene. Die Szenen stellen die zehn Sünden dar, die die Gebote verbieten. Eine Inschrift verläuft in zwei Zeilen am unteren Rand der Bildfelder: Das Zitat aus den Sprüchen Salomons (7,2-3) mahnt den Leser, die Gebote mit den Fingern in die „Tafel deines Herzens“ einzuschreiben. Dieses Abzählen war eine Erinnerungstechnik, mit der sich auch Analphabeten die Gebote einprägen konnten.
Magister Johannes Wolff war ein studierter Mann. Er nutzte seine Gelehrsamkeit aber vor allem, um Glaubensinhalte für „jedermann“ verständlich zu machen. Zehn Jahre nach seinem Tod erschien sein Beichtbüchlein im Druck, und zwar ganz unakademisch in der „Volkssprache“, also auf Deutsch im mittelrheinischen Dialekt. Es bietet eine Zusammenfassung der kirchlichen Lehre für gläubige Christen. Lupi war ein Reformator vor der Reformation.
Das Epitaph gehört dem Museum schon seit 1896. Die alte Peterskirche war gerade abgerissen worden. Dabei wurden die Steine in der Nähe der Kanzel unter dem Putz gefunden. Rechts an der Bildnisplatte befand sich die Zehn-Gebote-Tafel, sodass die Oberkanten bündig waren.