Schnupftabakdose
Offenbach bedrohte Frankfurts jahrhundertealte Rolle als Messestadt.
Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert erlebte Frankfurt eine wachsende Rivalität durch die Messestadt Leipzig und durch die Nachbarstadt Offenbach. Der Großherzog von Hessen-Darmstadt baute die ihm nach den Napoleonischen Kriegen zugesprochene Stadt Offenbach als wirtschaftliche Konkurrenz zu Frankfurt aus. Seit dem Beitritt in den Preußischen Zollverein am 14. Februar 1828 genehmigte er Offenbach, zeitgleich zu den Frankfurter Messen eigene Messen zu veranstalten. Zudem bot er den Offenbacher Messebesuchern großzügige Steuer- und Handelsvorteile an, inklusive zollfreier Lagerung der Waren. Dies führte zu einem Aufblühen der Offenbacher Wirtschaft.
Nachdem Kurhessen 1831, Bayern und Baden-Württemberg 1833 dem Zollverein beigetreten waren, sah sich Frankfurt zunehmend isoliert und eingekreist. Nach langwierigen Verhandlungen wurde auch Frankfurt am 2. Januar 1836 Mitglied des Zollvereins. Die Entscheidung über den Beitritt Frankfurts war in Teilen der Bevölkerung und des Senats lange umstritten, da man eine preußische Vorherrschaft und einen zunehmenden Verlust der Unabhängigkeit befürchtete. Doch bald stellte sich heraus, dass der Zollverein wirtschaftliche Barrieren abbaute und den Mitgliedern finanzielle Vorteile bei der Verteilung der Mauteinnahmen bot, die sich Offenbach und Frankfurt zunächst teilen mussten.
Die Schnupftabakdose wurde nach dem Beitritt Frankfurts zum Deutschen Zollverein angefertigt. Die Abbildung auf dem Deckel zeigt einen Ausschnitt aus der anonymen Lithographie „Die neuen Trojaner oder: Wie die Frankfurter die Offenbacher Mauth an sich ziehen“. Auf der Karikatur ziehen Frankfurter Bürger das Offenbacher Zollamt auf einem Wagen in ihre Stadt zurück. Ihnen folgen zahlreiche Messebesucher mit Firmenschildern und Sackkarren. Durch die Rückgewinnung des Frankfurter Messemonopols blühte der hiesige Handel wieder auf und steigerte die Beliebtheit solcher Karikaturen in der Frankfurter Bevölkerung.