Andenken an Catharina Elisabeth Goethe
Als gutgelaunte Dichtermutter ging Catharina Elisabeth Goethe, eine Frau mit vielschichtiger Biografie, in die Geschichte ein.
Catharina Elisabeth Goethe geb. Textor (1731-1808) führte das typische Leben einer jungen Frau im 18. Jahrhundert. Nach einer kurzen Ausbildung heiratete sie mit 17 Jahren den 38-jährigen kaiserlichen Rat Johann Caspar Goethe (1710-1782): sie brachte den guten Namen, er das Geld in die Ehe ein. Die Häuser am Hirschgraben wurden 1755 nach dem Tod der Schwiegermutter großzügig umgebaut. Von ihren sieben Kindern überlebten Johann Wolfgang (1749-1832) und Cornelia (1750-1777). Mit dem Erfolg des Sohnes änderte sich ihre Position einer gutsituierten Bürgersfrau. Für viele Gäste aus dem In- und Ausland erwies sie sich als eine so interessante Gastgeberin, dass diese auch noch zu ihr zu Besuch kamen, als Goethe schon in Weimar lebte. Sie war eine begeisterte Musikerin, eine begabte Erzählerin, eine große Briefeschreiberin und eine leidenschaftliche Anhängerin von Theater und Schauspiel. 1795 trennte sie sich von Haus und Möbeln und verbrachte ihren Lebensabend in einer kleinen Wohnung am Roßmarkt.
Das von Catharina Elisabeth überlieferte Bild wurde stark geschönt. Zum Bild der „idealen Hausfrau“ mit volkstümlichen Charakter trugen Bettina von Arnim (1785-1859) und der eigene Sohn bei: Diese schmückte Anekdoten aus oder erfand sie, jener schuf ein literarisches Bild der Mutter, das auf die echte übertragen wurde. Ein Beispiel ist der Spitzname Frau Aja: Der Ehemann hatte ihr den Kosenamen gegeben. Goethe formte ihn in Dichtungen als Anspielung auf die Heldendichtung um die Familie Haimon und deren vier Kinder um.
Das Kästchen mit Haaren, einem Zahnstocher-Etui aus Elfenbein mit Silberbeschlag und Spitzenklöppel hatte die Dienerin Elisabeth Wolfermann aufbewahrt. Sie übergab es dem Buchhändler und Verleger Carl Jügel (1783-1869), der es 1858 dem Verein für Geschichte und Alterthumskunde vermachte.