Fragmente zweier Biedermeier-Stühle
Stadtverwaltung und Museen waren Profiteure und Mittäter, als in den Novemberpogromen 1938 jüdisches Kulturgut geraubt und zerstört wurde.
Ende der 1950er Jahre wurden im Depot des Historischen Museums Frankfurt Möbel gefunden. Es stellte sich heraus, dass es sich um Stücke aus jüdischem Besitz handelte, die während des Nationalsozialismus teilweise beschädigt und geraubt worden waren.
Während der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden Frankfurter Synagogen zerstört, Menschen gequält, deportiert und ermordet. Systematische Raubzüge und Plünderungen fanden statt. Auch die Stadt raubte jüdisches Kulturgut, das in privaten und öffentlichen Sammlungen untergebracht war, wie zum Beispiel in den früheren Häusern und Stiftungen der Bankiersfamilie Rothschild. Davon besonders betroffen war das Museum Jüdischer Altertümer im ehemaligen Bankhaus Rothschild in der Fahrgasse. Seit seiner Eröffnung 1922 verwahrte es eine bemerkenswerte Sammlung jüdischer Kultgegenstände und Objekte jüdischer Geschichte in Frankfurt. Das Museum wurde in der Pogromnacht stark verwüstet und geplündert. Aus den geplünderten Beständen nahmen Mitarbeiter/innen des Historischen Museums viele zum Teil beschädigte Gegenstände mit, retteten sie so vor weiterer Zerstörung, aber erweiterten damit vor allem die eigene Museumssammlung. Die ausgestellten Fragmente stammen wahrscheinlich von dort. Das Museum Jüdischer Altertümer wurde zwangsaufgelöst.
Aufgrund des Restitutionsgesetzes wurden seit 1947 in der US-amerikanischen Besatzungszone, Gegenstände aus ehemaligem jüdischem Besitz gesichert. Ein Großteil der im Historischen Museum ermittelten Objekte wurde damals an außereuropäische, jüdische Kulturinstitutionen und Gemeinden übergeben. Ein kleiner Teil der wenigen Überreste verblieb in Frankfurt. Die jüdischen Kultgeräte aus diesem Bestand übergab das Historische Museum dem Jüdischen Museum der Stadt, das 1988 als erstes Jüdisches Museum in der Bundesrepublik gegründet worden war.