Totenmaske von Karl Konstanz Viktor Fellner
Der letzte Bürgermeister der Freien Stadt Frankfurt beging Selbstmord wegen der hohen Geldforderungen der preußischen Besatzungsmacht.
Der letzte Bürgermeister der Freien Stadt Frankfurt stammte aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre, wurde Geschäftsführer einer in Familienbesitz befindlichen Wollfirma und 1852 Direktor der Chemischen Fabrik Griesheim. Als Mitglied des Frankfurter Senats vertrat er die Stadt bei Verhandlungen im Deutschen Zollverein. Dreimal, 1857, 1862 und 1864, war er Jüngerer (= Zweiter) Bürgermeister. Das Amt des Älteren Bürgermeisters bekam er durch ein in Frankfurt übliches Losverfahren, die sogenannte Kugelung. Dadurch wurde er zum Stadtoberhaupt für das Jahr 1866 gewählt.
Im Deutschen Krieg eroberten die Preußen am 16. Juli 1866 kampflos das von ihnen als feindlich angesehene Frankfurt. Eine erste Kontributionsforderung von 5,8 Millionen Gulden wurde sofort bezahlt. Es folgte eine zweite Forderung über 25 Millionen Gulden. Die 30.800.000 Gulden entsprechen 582 Millionen Euro. Bei einer Zahl von 35.000 Einwohnern und nur 8.000 Steuerpflichtigen hätte also jeder durchschnittlich 3.850 Gulden (72.750 Euro) zu zahlen gehabt.
Die Preußen deuteten an, dass bei Nichtzahlung die Stadt mit Bombardierung und Plünderung rechnen müsse. Sie verlangten vom Bürgermeister eine Liste mit Namen und Besitzverhältnissen aller städtischen Amtsträger. Daraufhin erhängte sich Fellner am Morgen des 24. Juli 1866 in seinem Wohnhaus in der Seilerstraße. Die Familie ließ diese Totenmaske abnehmen. Der preußische Stadtkommandant ordnete an, dass das Begräbnis Fellners zwei Tage später um 4.30 Uhr morgens erfolgen solle. Trotz der frühen Uhrzeit erschienen über 6.000 Bürger bei der Trauerfeier. Karl Konstanz Viktor Fellner gilt seitdem als Märtyrer der Frankfurter Freiheit.