Mosaikkacheln der Synagoge am Börneplatz
Der Bau des Kundencenters der Stadtwerke sorgte für Proteste und stieß eine Auseinandersetzung über den Umgang mit der jüdischen Geschichte der Stadt an.
Mitte der 1980er Jahre beschloss der Magistrat, einen sechsgeschossigen Neubau auf dem Börneplatz in der Nähe der Konstablerwache errichten zu lassen. Hier hatte die „Börneplatz-Synagoge“ gestanden – eine der vier großen Synagogen Frankfurts, eingeweiht 1882. Während des Novemberpogroms 1938 wurde das Gebäude von antijüdischen Randalierern in Brand gesetzt und zerstört. Nach Kriegsende 1945 nutzte die Stadt das Gelände u.a. als Parkplatz und Blumengroßmarkt. Vereinzelte Vorstöße hier eine Gedenkstätte zu errichten verebbten.
Im Sommer 1987 begannen die Bagger mit ihrer Arbeit. Sie stießen dabei nicht nur auf die Grundmauern der Synagoge, sondern auch auf Überreste der Frankfurter Judengasse. Dabei wurden auch mehrere rituelle Tauchbäder (Mikwen) freigelegt. Sie gehören zu den ältesten steinernen Zeugnissen der jüdischen Geschichte Frankfurts. Magistrat und Stadtwerke erklärten jedoch, dass kein Interesse am Erhalt bestünde. Es wurde weiter gebaggert. Nun regte sich öffentlicher Protest. Die Jüdische Gemeinde, Kirchen, Parteien und Einzelpersonen gründeten das Aktionsbündnis „Rettet den Börneplatz“. Juden/Jüdinnen wie Nichtjuden/Nichtjüdinnen erkannten die Bedeutung der Funde sowie der jüdischen Geschichte als Teil der Frankfurter Stadtgeschichte. Die Auseinandersetzung gipfelte in der Besetzung der Baustelle. Nach drei Tagen räumte die Polizei das Gelände und ein höherer Bauzaun wurde aufgestellt.
Am Ende des „Börneplatz-Konfliktes“ stand ein Kompromiss: Im planmäßig errichteten Kundencenter wurden fünf der über 30 freigelegten Fundamente von Häusern des jüdischen Ghettos und zwei Mikwen als Teil des „Museums Judengasse“ wiederaufgebaut. Hinter dem Neubau entstand der „Neue Börneplatz“ mit einer Gedenkstätte. Die gezeigten Bodenkacheln aus der Börneplatz-Synagoge gehören zu den Fragmenten, die von den Archäologen im Sommer 1987 eilig ausgegraben werden konnten.