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Wir bauen eine Stadt, Spiel für Kinder

„Ich habe mich […] fast ganz von der Konzertmusik abgewandt und […] Musik mit pädagogischen und sozialen Tendenzen geschrieben.“ (Paul Hindemith, 1930)

Der Frankfurter Komponist Paul Hindemith, seit 1927 Professor für Komposition an der Berliner Hochschule für Musik, veröffentlichte 1930 unter dem Titel „Wir bauen eine Stadt“ ein besonderes „Spiel für Kinder“. Das Musikstück wurde während der Tagung „Neue Musik Berlin 1930“ uraufgeführt. Hindemith schuf damit ein Werk „nicht für, sondern mit Kindern“ (Robert Seitz), eine „Gebrauchsmusik“, die Kinder aktiv zur modernen Musik hinführen sollte. Der Kritiker der Frankfurter Zeitung schrieb, die Musik sei „auf knappste, simpelste Formen gebracht, die wie Bauklötze nach Belieben verschoben, herausgenommen, durch andere ersetzt werden können“.

Die Weimarer Republik war für den modernen Siedlungsbau eine überaus produktive Zeit, in der das Weimarer Bauhaus und das Neue Frankfurt einen neuen Wohn- und Lebensstil prägten: Ein Thema, das bestens geeignet erschien, für ein modernes Kinderstück „mit pädagogischen und sozialen Tendenzen“. Im Mainzer Anzeiger konnte man dazu lesen: „Auch unsere Jugend lebt und spielt in der Zeit der Schnelligkeitsrekorde, der Betonhochhäuser und Verkehrspolizeivorschriften. Sie sprechen und singen Städtebau.“

Hindemith gewann als Mitarbeiter den Schriftsteller Robert Seitz und den mit ihm eng befreundeten Frankfurter Maler und Graphiker Rudolf Heinisch, der sich wiederholt mit dem Thema der modernen Stadt auseinandergesetzt hatte. Schott erhielt von dem Komponisten ein Modellheft mit dem Seitenumbruch, in dem er die Platzierung der einzelnen Bilder angab. Eine Sonderausgabe mit teils handkolorierten Farblithographien erschien in einer nummerierten und handsignierten Auflage von 200 Stück (das Exemplar des Historischen Museums hat die Nummer B9). Hindemiths Kinderstück wurde weltweit positiv besprochen, übersetzt, aufgeführt und im Rundfunk ausgestrahlt.