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Zwischen 1939 und 1941 aus jüdischem Besitz abgeliefertes Silber

Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde Juden der Besitz von Silber verboten. In Frankfurt mussten sie es bei der städtischen Darlehensanstalt abliefern.

Der nationalsozialistische Terror gegen die jüdische Bevölkerung ermöglichte dem Historischen Museum den umfangreichen „Erwerb“ von Frankfurter Silber. Neben einigen auch über 300 Jahre alten Einzelstücken handelte es sich vor allem um Stücke aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert, die bis dahin in den Sammlungen des Museums kaum oder nicht vertreten waren. Darunter befanden sich vor allem qualitätsvolles Tafelsilber und etwa 80 Becher, die ihren Eigentümern für den „Kiddusch“, den Segensspruch über einen Becher Wein gedient hatten und 150 Leuchter für das Anzünden der Kerzen zu Beginn des Schabbat am Freitagabend. In den jüdischen Familien vererbt und bis 1938 genutzt, sah das Museum in der durch Antisemitismus und Verfolgung verursachten Zwangsabgabe des Silbers nur eine wohlfeile Chance zur Schließung einer Lücke in der Dokumentation des Frankfurter Gold- und Silberschmiedehandwerks. Die Darlehensanstalt verkaufte auch kunst- und kulturgeschichtlich interessantes Silber zu konkurrenzlosen „Schnäppchen-Preisen“, nämlich nach Gewicht.

Nach 1945 gab das Historische Museum nur etwa zwei Drittel des zwischen 1939 und 1941 bei der Darlehensanstalt „angekauften“ Silbers zurück. 143 Objekte wurden 1952 mit dem Hinweis inventarisiert, sie seien „Im Museum vorgefunden“ worden. Damit wurde die Erwerbsgeschichte verschleiert und die Erinnerung an die emigrierten oder im Holocaust ermordeten Besitzer beseitigt. Die Ausstellung „Bürgerliche Kultur im 19. Jahrhundert“ des Historischen Museums präsentierte 1957 unter dem Titel „Silber als Tafelschmuck“ 38 Exponate. 32 waren 1939/1941 „erworben“, 28 erst 1952 inventarisiert worden. Die Behauptung, die Objekte seien erst 1952 in das Museum gelangt, beugte bereits dem Verdacht vor, der sich zwölf Jahre nach dem Ende des Holocaust bei der Angabe „Im Museum vorgefunden“ hätte regen können. 2006 berichtete das Museum erstmals über die tatsächliche Herkunft.