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Der Struwwelpeter. Ein lustiges Kartenspiel für kleine Leute

„Sieh einmal, hier steht er. / Pfui! Der Struwwelpeter!“: Ein Frankfurter Kinderbuch als Weltbestseller.

Eingeklemmt zwischen „Karl May“ und „Hausmusik“ thront der Struwwelpeter in der langen Reihe der „Deutschen Erinnerungsorte“, die von Historikern um die Jahrtausendwende zum kollektiven Kulturerbe erhoben wurden. Das war dem ‚Frankfurter Bub‘ nicht in die Wiege gelegt. Sein geistiger Vater, der Nervenarzt Dr. Heinrich Hoffmann, zeichnete und schrieb mangels eines geeigneten Weihnachtsgeschenks für seinen Sohn Carl 1844 selbst ein Bilderbuch. Es enthält kurze, drastische, warnende Geschichten in einprägsamen Bildern und Versen, die auch heute noch viele Erwachsene auswendig können. Wer kennt sie nicht? Struwwelpeter, der böse Friederich und Paulinchen, Ludwig, Kaspar und Wilhelm, der wilde Jäger und der Hase, der Daumenlutscher, der Suppen-Kaspar und der Zappel-Philipp, Hans Guck-in-die-Luft und der fliegende Robert.

Seit dem ersten Druck bei Zacharias Löwenthal (Karl Friedrich Loening) in Frankfurt 1845 folgte eine Auflage, eine Übersetzung nach der anderen. Der Struwwelpeter wurde ein Welterfolg und fand zahlreiche Umarbeitungen und Parodien; bis heute. Auch in andere Medien wurden seine Helden übertragen; es gibt sie als Kartenspiel, als Figuren des Winterhilfswerks im Zweiten Weltkrieg und als Rockoper „Shockheaded Peter“. Besonders die politische Karikatur bediente sich gerne des wandlungsfähigen Vorbildes, von der Revolution von 1848 bis zum Struwwel-Hitler der englischen Propaganda. Einer der Karikaturisten der sogenannten Neuen Frankfurter Schule nahm sich ebenfalls seiner an: Friedrich Karl Waechter mit seinem „Anti-Struwwelpeter“ von 1970. Selbst die Diskussion über die antiautoritäre Erziehung in den 1970er Jahren konnte dem Erfolg des Struwwelpeter nichts anhaben: Der Struwwelpeter, ein widerspenstiger, ein aufmüpfiger Frankfurter Bub' als unsterblicher Weltbürger. Nicht schlecht, Herr Hoffmann.