Aus Sagen und Geschichten von Frankfurt und Umgebung
Frankfurts Gründungssage: Auf der Flucht vor den Sachsen findet Karl der Große die "Frankenfurt" durch den Main.
„Frankfurt ist eine von den sechzehn Städten, die sich des Vorzugs erfreuen, der Ort zu sein, an dem sich der folgende Zwischenfall ereignete. Karl der Große gelangte, als er die Sachsen verfolgte (wie er sagte), oder als er von den Sachsen verfolgt wurde (wie sie sagten), im Morgengrauen bei Nebel an den Ufer eines Flusses. Der Feind war entweder vor ihm oder hinter ihm, aber auf alle Fälle wollte Karl hinüber, und zwar sehr. Er hätte alles um einen Fremdenführer gegeben, aber es war keiner zu beschaffen. Schließlich sah er, wie sich eine Hirschkuh mit ihrem Jungen dem Wasser näherte. Er beobachtete sie, denn er sagte sich, daß sie gewiß eine Furt suche, und da irrte er nicht. Sie watete durch den Fluß, und das Heer watete hinterher. So wurde ein großer fränkischer Sieg erfochten oder eine große fränkische Niederlage vermieden; und zur Erinnerung an diese Episode befahl Karl der Große, daß an genau der Stelle eine Stadt gebaut werde, die er Frankfurt nannte – die Furt der Franken. Keine von den anderen Städten, in deren Nähe dieses Ereignis stattfand, wurde danach benannt – ein stichhaltiger Beweis, daß Frankfurt der erste Ort war, an dem es sich zutrug.“
So machte sich Mark Twain in seinen Reiseerinnerungen „Bummel durch Europa“ (1880) über die Gründungssage Frankfurts lustig. Wie andere europäische Städte führte auch Frankfurt seinen Ursprung auf eine bedeutende historische Persönlichkeit aus einer möglichst weit zurückliegenden Epoche zurück. Im 19. Jahrhundert gehörten solche tatsächlichen oder erfundenen geschichtlichen Ereignisse zu den beliebten Themen der zahlreichen Sagenbücher und der bürgerlichen Historienmalerei. Der am Städel’schen Kunstinstitut ausgebildete Maler Christian Leopold Bode stellt daher die Karlslegende in den Mittelpunkt eines siebenteiligen Zyklus von Sagen und historischen Ereignissen der Frankfurter Geschichte.