Schmerzensmann
Krankenpflege war im Mittelalter eine fromme Pflicht für Christen: Das erste Hospital entstand als Krankenhaus für Fremde: Pilger und andere Reisende.
Das Heilig-Geist-Spital war schon im 13. Jahrhundert zur Pflege von bedürftigen Fremden gestiftet worden. Der Schultheiß und die Schöffen – die Stadtregierung – übernahmen 1278 die „Pflegschaft“ (Aufsicht und Verwaltung) dieser Stiftung. Hier beginnt die bis heute bestehende Stiftungsaufsicht der Stadt. Sie trug dazu bei, dass in Frankfurt schon früh besonders viele Stiftungen entstanden. 1531 gründete der Rat der Stadt den Allgemeinen Almosenkasten, eine weitere Stiftung, die soziale Aufgaben übernahm, wie die Versorgung von Bedürftigen mit Nahrung, Kleidung und Geld. Die meisten Stiftungen des Spätmittelalters wurden Teil des Almosenkastens, die Heilig-Geist-Spitalstiftung blieb als eigenständige Stiftung bis heute erhalten.
Vom 14. bis zum 19. Jahrhundert stand das Hospital zwischen Leinwandhaus und Saalhof in der Saalgasse. Es entsprach aber Anfang des 19. Jahrhunderts nicht mehr den modernen medizinischen und hygienischen Standards. Die Stiftungsverwaltung hatte deshalb hinter der Stadtbibliothek 1835 bis 1839 einen Neubau errichten lassen und die alten Gebäude zum Abbruch verkauft. Bekannte Bürger wie der Jurist Friedrich Schlosser, der Leiter des Städelschen Kunstinstituts Johann David Passavant und der Stadtbibliothekar Johann Friedrich Böhmer setzten sich vergebens für den Erhalt der „im schönsten altdeutschen Baustyl“ errichteten Hospitalbauten ein.
Auf Betreiben des Stadtbaumeisters J.C.F. Hess wurden die bedeutendsten Kunstschätze des Spitals gerettet. Der Schmerzensmann aus dem 14. Jahrhundert zeigt den leidenden Jesus Christus mit seinen Wunden. Das Andachtsbild war ursprünglich vermutlich für die Halle gedacht und sollte die Kranken trösten und stärken. Später versetzte man es an die Nordwestecke der Kirche des Spitals. Nach dem Abriss 1840 gelangte es in die Stadtbibliothek und von dort 1878 in das Historische Museum.