Miniatur des Frankfurter Doms aus dem geschmolzenen Metall der Domglocken
Das Feuer im Dom fiel mit dem Antrittsbesuch des preußischen Königs zusammen und verankerte sich im Stadtgedächtnis als eine Folge der Besetzung.
Im Zuge des Deutschen Krieges von 1866 wurde Frankfurt am 16. Juli 1866 von preußischen Truppen kampflos besetzt und zehn Wochen später annektiert. König Wilhelm I. von Preußen stattete seiner neuen Provinzstadt am 15. August 1867 einen Antrittsbesuch ab. Es war der Tag Mariä Himmelfahrt, an dem das traditionelle Kirchweihfest gefeiert wurde. Der König reiste mit dem Zug an.
Zu diesem Zeitpunkt war der Frankfurter Dom eine rauchende Ruine. Kurz nach Mitternacht war in einer Brauereigaststätte an der Fahrgasse ein Feuer ausgebrochen. Brennende Hopfenbündel entzündeten das Domdach. Wind trieb das Feuer an den Turm, wo der Glockenstuhl in Brand geriet. Die Glocken stürzten herab und schmolzen. Davon wurde König Wilhelm I. zum Augenzeugen.
Er versprach Hilfe beim Wiederaufbau und überwies einen beträchtlichen Geldbetrag. Für das 1877 gegossene neue Domgeläut spendete er erbeutete französische Geschützrohre von 13 Tonnen Gewicht. Die Frankfurter verknüpften die Annexion, welche durch den Besuch des preußischen Königs einmal mehr sichtbar wurde, mit der Tragödie des Brandes. Bald erschienen Zeichnungen mit einem preußischen Adler, der den Frankfurter Dom anzündet. Der Dom wurde nach idealisierten mittelalterlichen Plänen wieder aufgebaut und 1878 der Gemeinde übergeben.
Die Miniatur ist ein Andenken an den Brand. Auf dem Sockel steht: GLOCKENMETALL FRANKFURTER DOM BRAND AM 15. AUGUST 1867. Das Material stammt angeblich vom Rest der Carolusglocke. Gleich mehrere Tonnen Bruchstücke und Schmelzgut wurden zu Andenken umgearbeitet. Treibende Kraft war der Antiquitätenhändler Benak, der auch kleine Teller, Deckeldosen, Tischglocken und sehr viele Medaillen anfertigen ließ. Ob sie alle vom Glockenmetall aus dem Dombrand stammten, wurde bereits zur Entstehungszeit angezweifelt.