Willkomm der Frankfurter Bäcker
Das gesellige Trinken spielte seit dem Mittelalter bei den Zünften eine große Rolle; es stärkte den Zusammenhalt der Zunftbrüder.
Seit dem 15. Jahrhundert gab es feste Regeln für den Brauch des geselligen Trinkens bei den in Zünften zusammengeschlossen Handwerkern. Zunächst wurde der Pokal den zu ehrenden Gästen gereicht. Dann tranken aus ihm der von der Lehrzeit freigesprochene Auszubildende, der neu eingeschriebene Geselle oder der neu aufgenommene Meister. Schließlich wurde der Pokal umhergereicht. Bei Umzügen wurde der Willkommpokal der Zunftlade vorausgetragen. Die Zunft bewahrte ihn in der Zunftstube auf.
Größe und Material des Pokals demonstrierten Ansehen und Wohlstand der jeweiligen Zunft. Die wohlhabende und angesehene Frankfurter Bäckerzunft hatte Pokale aus vergoldetem Silber. Um den Pokal aufzuwerten, stifteten Gesellen und Meister bei besonderen Anlässen silberne Anhänger, die mit ihren Wappen und Namen bezeichnet waren.
Für den Willkommpokal der Frankfurter Bäckerzunft stifteten die Frankfurter Bäckergesellen am 5. Juli 1688 einen neuen Deckel. Das belegt die umlaufende Inschrift am Rand des Deckels. „DATO. DEN 5. IULLI 1688. IST. AUF. BEFEHL. DER. OBIGEN.H.DEPUTIRTEN. UND. GESCHWORN: ALS:BEISITZER.DENEN:LÖBLICHEN BECKER:GESELLSEN.IN.FRANCKFURT/ZU:EHREN. DISER.DEKEL.NEI.GEMACHT.UND.VERMEHRET:WORDEN.GOTT.ALLEIN:DIE:EHRE.UND.SONST NIMAND.MEHRE.“
Weitere Wappen und Namen von Geschworenen und Ratsmitgliedern der Bäckerzunft aus den Jahren 1688 und 1702 befinden sich am Deckel und Fuß des Pokals sowie auf mehreren Anhängern. Diese entstanden anlässlich der Freisprechung und Aufnahme in die Zunft, der Ernennung zum Geschworenen oder Berufung in den Frankfurter Rat.
Bei dem Trinkgefäß handelt es sich um einen Nürnberger Buckelpokal. Der Deckel ist bekrönt mit einem sitzenden Löwen mit dem Wappen der Frankfurter Bäckerzunft. Den Schaft des Pokals bildet ein stehender Putto, eine nackte Kindergestalt mit Flügeln, Lorbeerkranz und Palme.