Abguss einer Kanone
Die Stadt erinnerte mit Rückgabeforderungen symbolischer Gegenstände auch noch 40 Jahre später an die preußische Annexion.
Während des Deutschen Krieges von 1866 besetzten preußische Truppen am 18. Juli 1866 Frankfurt. Die sechs Kompanien des Frankfurter Linienbataillons mit 700 Mann blieben in ihren Kasernen. Am Abend übergaben sie mit allen militärischen Ehren die Hauptwache an das preußische Militär. Die neuen Machthaber erhoben umgehend hohe Geldforderungen. Bei Verweigerung drohten sie mit Plünderung und Beschießung der Stadt. Da er die Folgen nicht mittragen wollte, beging der Bürgermeister Fellner Selbstmord.
Das Zeughaus stand 1866 am Rahmhof, dem heutigen Vorplatz der „Neuen Börse“. 1766 befanden sich in den Zeughäusern an der Konstablerwache, am Graben und am Rahmhof noch 166 Kanonen und 660 Gewehre, die ab 1803 als veraltet aussortiert wurden. Übrig waren 1866 nur noch 22 Fahnen und einige historische Frankfurter Stadtkanonen. Diese Kriegsbeute wurde nach Berlin überführt.
40 Jahre später bemühte sich der Magistrat in einer Eingabe an den Kaiser um eine Rückführung des 1866 beschlagnahmten städtischen Eigentums. Dem wurde nicht stattgegeben, doch zumindest sollte der Bitte mit einer Geste entsprochen werden. Auf die Veranlassung des Kaisers wurden zwei Kanonen von 1711 abgegossen und dem Historischen Museum zugestellt. Sie tragen wie die in Berlin gebliebenen Originalkanonen von 1711 die Wappen der Stadt Frankfurt, des Älteren Bürgermeisters Heinrich A. Barckhausen und des Jüngeren Bürgermeisters Conrad Hieronymus Eberhard gen. Schwind.
Das Museum inventarisierte die Abgüsse der Kanonen am 30. Juni 1907. Der Eintrag enthält die Bemerkung: „Durch Magistrat gedankt.“ Der gesamte Vorgang zeigt das immer noch gespannte Verhältnis zwischen der preußischen Zentrale und einer Stadt Frankfurt, die hohen Wert auf die Symbole ihrer Identität legte.