The Oxford Washout Closet
Schwemmkanalisation und Großkläranlage markierten wichtige Etappen auf den Weg zur modernen Großstadt.
Seit dem 1. August 1887 wurde das Abwasser in Niederrad in vier Becken mechanisch und chemisch gereinigt – die erste Anlage dieser Art auf dem europäischen Kontinent.
1854 wies der englische Wissenschaftler John Snow den Zusammenhang zwischen Cholera-Epidemien und verunreinigtem Wasser nach. In England entwickelte Abwassertechnologien, die die Seuchengefahr abwenden konnten, waren in Hamburg bereits im Test. Nach langen Diskussionen beschloss die Stadt Frankfurt 1865, vor allem auf Drängen des Arztes Georg Varrentrapp, eine Schwemmkanalisation nach dem Mischprinzip (mit Spültüren) zu bauen, um die alten Kanäle zu ersetzen.
1867 begannen die Arbeiten, die englischen Ingenieure William Lindley (1808-1900) und Joseph Gordon sorgten für Planung und Bauaufsicht. Später übernahm Lindleys Sohn William Heerlein (1853-1917) die Bauaufsicht. Die Arbeiten verzögerten sich immer wieder, da sich Kanal-Kritiker und „Wasserclosetfanatiker“ heftige Auseinandersetzungen lieferten. Anfangs sollten die Abwässer in den Main oder auf Rieselfelder geleitet werden. Die Kritiker, die Landesregierung in Wiesbaden sowie die Regierung in Berlin verpflichteten die Stadt, eine Kläranlage zu bauen. Um 1900 war die Kanalstrecke von vormals 12,5 km (1869) auf ein Kanalisationsnetz von 226 km gewachsen. Der Bau fand international viel Beachtung und zog einen regelrechten „Kanaltourismus“ nach sich.
Als 1871 die Kanalisation auch für Fäkalien freigegeben wurde, boomte die Anschaffung der Wasserklosetts. Waren 1870 nur 49 Wasserklosetts verzeichnet, so stieg die Zahl um 1885 auf über 27.000 an. Die freistehenden Klosetts mit Pflanzen- und Tierschmuck konnten über ein Geschäft direkt aus England bezogen werden. Auch in ärmeren Wohnverhältnissen setzten sie sich durch, mussten dort aber von mehreren Parteien benutzt werden.