Stein der Trümmerverwertungsgesellschaft
Das Frankfurter Verfahren zum Wiederaufbau der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg war in seiner Form einzigartig.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Frankfurt in Trümmern. Der Luftkrieg hatte weite Teile der Stadt zerstört. Der Luftangriff vom 22. März 1944 zerstörte die Altstadt fast vollständig, auch große Teile der Museumsgebäude wurden getroffen. Nach dem Krieg herrschte akute Wohnungsnot. Um sie zu bekämpfen wurde eine große Menge an Baumaterial benötigt. Auch mussten Schutt und Trümmer der zerstörten Altstadt beseitigt werden. Deshalb wurde 1945 von der Stadt Frankfurt und drei privaten Unternehmen die gemeinnützige Trümmerverwertungsgesellschaft (TVG) gegründet. Die TVG sollte die Trümmer beseitigen und die einsturzgefährdeten Gebäude abtragen. Das so gesammelte Material sollte dann wiederaufbereitet und für den Wiederaufbau Frankfurts genutzt werden. Das Zusammenführen der verschiedenen Aufgaben in einem Unternehmen war in dieser Form einzigartig. Das sogenannte Frankfurter Verfahren erfuhr national wie international viel Beachtung.
Die Trümmerbeschlagnahme-Anordnung vom 20. Dezember 1945 machte es möglich, alle Gebäudetrümmer und Gebäude, die mehr als 70 Prozent zerstört waren, zu beschlagnahmen. Gerade letzteres war rechtlich umstritten und führte zu heftigen Auseinandersetzungen mit den betroffenen Eigentümer/innen. Die Trümmer wurden mit Hilfe einer Feldbahn abtransportiert: Der „Trümmerexpress" führte auf das Gelände der heutigen Eissporthalle und den Festplatz der Dippemess. Dort entstand ein Berg aus Schutt und Trümmern, von den Frankfurter/innen „Monte Scherbelino“ genannt. Nach der Erfüllung ihres Zwecks wurde die TVG 1964 aufgelöst. Bis dahin hatte sie 10 Millionen Kubikmeter Trümmer beseitigt.
Auch beim Wiederaufbau des Historischen Museums wurden Trümmersteine der TVG benutzt: 2009 wurde bei Sanierungsarbeiten dieser Stein im Rententurm des Historischen Museums freigelegt.