Porträt von Ludwig Börne: Politischer Publizist im Vormärz
Oppenheim stellt uns den Publizisten Börne in einem „sprechenden“ Halbfigurenbildnis vor. Es ist kein klassisches Autorenporträt mit den herkömmlichen Attributen, sondern eher eine Zwiesprache zwischen Maler und seinem Modell. Börne ist dem Betrachter zugewandt, den er gewissermaßen mit offenem Blick taxiert; seine Kleidung ist bürgerlich reich, eine gelbe Weste, unter der eine weiße Halsbinde hervorschaut, darüber ein blauer Mantel mit Pelzbesatz.
Ludwig Börne (1786-1837), einer der bedeutendsten deutschen Intellektuellen des Vormärz, stammt aus Frankfurt. In der Judengasse wurde er als Sohn des Bankiers, Hof- und Finanzagenten Jacob Baruch unter dem Namen Juda Löw Baruch geboren. Nach dem Studium der Medizin, Kameralwissenschaften und Nationalökonomie in Halle, Heidelberg und Gießen, promovierte er 1808 mit der Arbeit "Freimüthige Bemerkungen über die Stättigkeits- und Schutzordnung für die Judenschaft in Frankfurt". Die Emanzipation der Frankfurter Juden unter Fürstprimas Dalberg erlaubte ihm den Eintritt in den Polizeidienst, aus dem er nach der Restauration wieder entlassen wurde, worauf er 1818 zum Protestanten konvertierte. Börne etablierte sich daraufhin als Publizist, veröffentlichte mit "Die Wage" von 1818 bis 1821 eine eigene Zeitschrift und lieferte Beiträge (z.B. 1820-1821 die "Briefe aus Frankfurt") für andere Zeitschriften und Zeitungen, insbesondere das Stuttgarter "Morgenblatt für gebildete Stände". Seine Analysen der politischen und gesellschaftlichen Zustände des Vormärz, sein Eintreten für demokratische Reformen im Sinne der Französischen Revolution, vorgetragen in einer eleganten, sezierenden und bisweilen satirischen Sprache, erregten Interesse, Bewunderung und Anstoß und riefen wiederholt die Zensur auf den Plan. 1830 sah er sich gezwungen, nach Paris ins Exil zu gehen und redete den Deutschen von dort aus mit seinen "Briefen aus Paris" ins Gewissen. Begraben liegt Börne auf dem Père Lachaise in Paris.