Titel:
Henriette Fürth: Frauenrechtlerin und Intellektuelle
Fliesstext:
Henriette Fürth (1861-1938), in Gießen geboren, konnte aufgrund der finanziellen Situation ihrer Familie und der geringen Chancen für Jüdinnen im Staatsdienst keine Lehrerinnenausbildung absolvieren. 1880 heiratete sie Wilhelm Fürth, mit dem sie acht Kinder hatte. Sie bildete sich selbst weiter und begann als Publizistin zu arbeiten, wodurch sie bald den Lebensunterhalt der Familie verdiente. In Frankfurt, wo die Familie seit 1885 lebte, veröffentlichte sie 1896 ihre erste Studie „Frauenarbeit in der Herrenschneiderei“. Sie setzte sich für Themen wie Kinder- und Mutterschutz, Berufstätigkeit von Frauen, sexuelle Aufklärung, Wohnungsbau und Frauenwahlrecht ein. Henriette Fürth war 1902 Mitbegründerin des „Bildungsvereins für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse“ und gründete 1904 mit anderen den Jüdischen Frauenbund, um Jüdinnen ein Forum zu geben und sie für die Frauenbewegung zu gewinnen. Sie engagierte sich sowohl in der proletarischen als auch in der bürgerlichen Frauenbewegung. 1916 trat sie in die SPD ein, für die sie von 1919 bis 1924 im Frankfurter Stadtparlament saß. 1933 von den Nazis aus allen Ämtern entlassen, zog die inzwischen verwitwete Henriette Fürth zu ihrem Schwiegersohn nach Bad Ems, wo sie 1938 starb. Zwei ihrer Töchter wurden in Auschwitz ermordet, den anderen sechs Kindern gelang die Flucht.