Schalttableau aus dem Aufzug des AfE-Turms
Der AfE-Turm der Goethe-Universität war mit 116 Metern einmal das höchste Gebäude Frankfurts und ein Wahrzeichen des Beton-Brutalismus.
Die Hochschule für Erziehungswissenschaften wurde 1961 der Goethe-Universität angegliedert. Die neue Abteilung für Erziehungswissenschaften erhielt von 1966 bis 1973 ein Hochhaus. Der Name AfE-Turm entstand, obwohl die Abteilung noch vor dem Einzug durch die Universitätsreform aufgelöst und im Fachbereich Erziehungswissenschaften aufging.
Schon gleich nach dem Einzug im Oktober 1973 stellte sich heraus, dass der Turm für die 2.500 Studierenden und über 300 Universitätsangestellten zu klein war. Außerdem war die Orientierung innerhalb der 38 Stockwerke schwierig, da es Geschosse in einfacher und in anderthalbfacher Etagenhöhe gab. Heizung und Klimaanlage funktionierten oft nicht. Von den sieben Aufzügen fielen einige ständig aus, so dass sich gerade vor Seminarbeginn Warteschlangen bildeten. Die Treppen waren häufig überlastet.
Die Studierenden hatten ein zwiespältiges Verhältnis zum Turm. Das äußerte sich etwa in der Aneignung der Wände: Der Turm war von unten bis oben mit Graffiti, Slogans und Aushängen „gestaltet“. Ganz oben hatte jemand „Elfenbein“ auf die äußere Gebäudehülle geschrieben. Beliebt war der Turm bei studentischen Protesten, da er sich gut besetzen und absperren ließ. Berühmt-berüchtigt war auch das selbstverwaltete Café.
Der Turm verdeutlichte durch die räumliche Nähe zum Institut für Sozialforschung die große Bedeutung der Gesellschaftswissenschaften in Frankfurt. Für den Erziehungswissenschaftler Dieter Nittel zeigte der Turm „die in Beton gegossene Form der Verzahnung zwischen kritischer Erziehungswissenschaft und Frankfurter Schule wie kaum ein anderes Gebäude in der Stadt“.
Die Verzahnung wurde mit dem Umzug der Universität auf den Campus Westend 2013 gelöst. Der Turm wurde am 2. Februar 2014 gesprengt. Vorher wurde das Schalttableau ausgebaut, das aus einem Fahrstuhl der Fünfergruppe auf der Ostseite stammt.