32 Schlüssel
Als die Stadt größer und reicher wurde, wollten ihre Bewohner ihren Besitz sicher verwahrt wissen. Die Schlüssel waren dafür das Erkennungszeichen.
Die 32 unterschiedlich großen Schlüssel verweisen durch ihre Machart und Form auf ganz unterschiedliche Schlösser. Mit ihnen konnten Kisten, Truhen und kleine Schränke geöffnet werden. Wer im Besitz dieser Schlüssel war, hatte die Schlüsselgewalt – verfügte über Macht und Reichtum.
Wo standen diese Truhen, Kisten oder Schränke? Und was befand sich darin? Wer solch einen Schlüsselbund trug, kam an Dinge heran, die andere nicht einmal sehen sollten. Schlüssel gelten nach dem Psychoanalytiker Sigmund Freud als „sicheres männliches Zeichen“. In der Tat verweist der Schlüssel auf männliche Berufe. Die Stadt war seit dem Mittelalter einer der größten Umschlagplätze für Geld und Waren. Kaufleute trugen Schlüssel am Körper, wenn sie die Messe in Frankfurt besuchten. Die Schlüssel konnten zu Möbeln gehört haben, in denen ein Kaufmann anlässlich der Messe Waren oder Münzen nach Frankfurt transportierte und lagerte. Darüber hinaus diente ein Schlüsselbund als Erkennungszeichen von Bankiers, Kämmerern und Gastwirten.
Doch auch im Alltag der Frauen war der Schlüssel präsent. Hier dienten Schlüssel als Zeichen häuslicher Verfügungsgewalt. Es stellte einen Rechtsbrauch dar, einer Frau nach der Heirat die Schlüssel zu übergeben. Sichtbar für alle am Gürtel getragen, machte der Schlüsselbund deutlich, dass die Trägerin den Haushalt führte und sie den alleinigen Zugang zu den in Kisten und Truhen aufbewahrten Waren für den Haushalt oder Kleidung und Schmuck hatte. Die Schlüssel stehen darüber hinaus für die Weiterentwicklung der Stadtgesellschaft: Der Reichtum hatte offensichtlich zugenommen und der Geld- und Warenverkehr hatte sich ausgeweitet, sodass es immer mehr zu schützen und zu verwahren galt.
Die Schlüssel kamen über die Schenkung eines Frankfurter Sammlers ins Museum.