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Riss A für den Turm des Frankfurter Doms

Der Pfarr- oder Domturm ist das älteste Wahrzeichen Frankfurts. Im Jahr 1415 begonnen, wurde er erst 450 Jahre später vollendet.

Der Frankfurter Madern Gerthener gehört zu den bedeutenden Baumeistern der Gotik. Von ihm stammt der Entwurf für den Pfarrturm der dem Heiligen Bartholomäus geweihten Stiftskirche, dessen Grundstein am 6. Juni 1415 gelegt wurde. Seit 1408 leitete Gerthener den Umbau des Doms zur Krönungskirche, denn 1356 hatte Kaiser Karl IV. durch den Gesetzestext der „Goldenen Bulle“ Frankfurt zur Wahlstätte der deutschen Könige und damit zu einem der zentralen politischen Orte im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bestimmt.

Der Entwurf, den Gerthener den Bauherren präsentierte, hat sich nicht erhalten. Es gibt aber mehrere Zeichnungen der Bauhütte, des Werkstattverbands beim Kathedralbau, darunter der sogenannte Riss A mit der Westseite. Er stammt wohl von einem Parlier (Baustellenführer) und gibt eine Vorstellung von der ursprünglich geplanten Gesamtansicht des Turms. Die Bauarbeiten konnten aber nicht vollendet werden. Nach der Fertigstellung der Kuppel stellte man die Bauarbeiten 1514 ein.

Die Befreiungskriege gegen Napoleon (1813 bis 1815) führten zu einem neuen Interesse an der gotischen Baukunst, die jetzt als deutscher Nationalstil angesehen wurde. In der Folge gab es auch in Frankfurt verschiedene Vorschläge zur Vollendung des Domturms. Der Kunstkenner Hüsgen projizierte bereits 1790 die fehlende Turmlaterne nach dem Domriss auf eine Ansicht des tatsächlichen Domturms, um seine Schönheit sichtbar zu machen. Der Historiker Kirchner schlug 1818 vor, die Kuppel mit einem Kreuz als christlichem und nationalem Symbol zu bekrönen, und der Architekt Hessemer empfahl 1844 die Fertigstellung des Turms, der Stadt und Landschaft „ein Ansehen, einen bestimmteren Ausdruck giebt“. Aber erst nach dem Dombrand von 1867 vollendete der Dombaumeister Denzinger beim vereinheitlichenden Wiederaufbau der Bartholomäuskirche auch den Domturm in Anlehnung an die Pläne Gertheners.