Forschungsprojekt Frankfurter Modeamt
Kleidung und insbesondere ihre kreative Ausformung – die Mode – ist wie alle anderen Formen der Angewandten Kunst – und hierin gleichgestellt mit der Bildenden Kunst – von ihrer uneingeschränkten freien Ausübung abhängig.
In Zeiten eingeschränkter Meinungsfreiheit reichen Maßnahmen des staatlichen Dirigismus auch immer in den freien kreativen Bereich hinein. In Frankfurt entstand in den Zeiten der nationalsozialistischen Herrschaft ein deutschlandweit einzigartiges Institut, das den Staatsdirigismus auch in den Bereich der Mode lenken sollte – das Frankfurter Modeamt.
Das 1933 gegründete städtische Amt war beauftragt, Vorgaben für eine dem Nationalsozialismus opportune deutsche Mode zu entwickeln, die international konkurrenzfähig sein sollte. Es galt, die Bedeutung der dominanten französischen Mode zu schwächen. Hinter diesem ideologischen Ziel standen dezidierte wirtschaftliche Interessen. Beabsichtigt war eine Stärkung des deutschen Schneiderhandwerks bei gleichzeitiger Verdrängung jüdischer Bekleidungsbetriebe. Mit dem Entstehen einer deutschen Mode in Frankfurt sollte die Stadt zum deutschen Bekleidungszentrum avancieren.
Seit Ende der 1990er Jahre mit der Übergabe eines großen Modeamt-Bestands und der sich daran anschließenden Ausstellung "Frankfurt macht Mode" rückte das Wirken dieses Instituts erstmals in den Fokus des Historischen Museums. Der Nachlass wurde zu einem wichtigen Sammlungsschwerpunkt des Hauses.
Ein großer Fotobestand mit der Dokumentation zahlreicher Modelle, Modenschauen und Ausstellungen des Modeamtes, fünf großformatige Bände angefüllt mit Presseausschnitten sowie eine Anzahl von Accessoires und einer kleinen Sammlung von Schuhen und Plexiglasabsätzen bildeten bis 2022 den Sammlungsbestand. Es fehlten jedoch originale Modellkleider, da der Großteil – über 500 Kleidungsstücke mit Zubehör – in Folge einer kriegsbedingten Auslagerung verloren gegangen sind.
Erst im Frühjahr 2022 gelang es, drei Kleidungsstücke, die die ehemalige Leiterin des Modeamtes, Margarethe Klimt, nach ihrem Ausscheiden mit ins heimatliche Wien genommen hatte, aus dem Familienbesitz zu erwerben. Die Kleidungsstücke stellen eine herausragende Quelle dar, denn sie bieten erstmals die Möglichkeit, Entwurfs- und Fertigungsvorgänge des Modeamtes am Original nachzuvollziehen. Dieses soll Ziel eines Forschungsprojekts unter der Leitung der Kuratorin Dr. Maren Härtel sein.
Leider sind die Stücke in einem stark restaurierungsbedürftigen Zustand, da sie über einen längeren Zeitraum getragen und falsch gelagert worden sind. So weisen sie eine Reihe von Belastungsspuren auf: Nähte sind aufgeplatzt und Knöpfe sind ausgerissen. Zudem sind die Kleider überarbeitet und an den Körper der neuen Trägerin angepasst worden. Die Restaurierung ist aufwändig und könnte ohne eigene Fachrestauratorin für den Bereich Textil nicht durchgeführt werden.
Seit ihrer Gründung fördert die Ernst von Siemens Kunststiftung Restaurierungen, inzwischen über 350, teils sehr aufwändige Projekte. Die Stiftung hat entschieden, dem Historischen Museum Frankfurt die Mittel zur Verfügung zu stellen, um diese einmaligen Kleidungsstücke restaurieren lassen zu können.
Wir sind sehr dankbar für diese Unterstützung!
Zur Ernst von Siemens Kunststiftung geht es hier.
Zur Förderung des Forschungsprojektes mit der Restaurierung der Kleidungsstücke von Margarethe Klimt geht es hier.