Das neue Ausstellungshaus
4.000 Quadratmeter Fläche für neue Ausstellungen
Das neue Ausstellungshaus hat auf vier Etagen rund 4.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Es ist das Herzstück des Museumsneubaus. Auf Ebene 0 befindet sich der Eingang ins Ausstellungshaus. Das ist auf Höhe des großen Foyers unter dem Museumsplatz und direkt neben der Schneekugel. Von hier aus erreichen die Besucher*innen auch den Raum für große Sonderausstellungen. Er misst fast 1.000 Quadratmeter und bietet optimale Ausstellungsbedingungen. Über ein großes Treppenhaus und über einen Aufzug erreichen die Besucher*innen die oberen Geschosse (Ebenen 1 bis 3). Das Treppenhaus ist zweiläufig, es ist wie eine Schere angeordnet. Auf zwei Geschossen (2.000 qm) wird die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte gezeigt: Sie heißt „Frankfurt Einst?“. Sie ist unterteilt in fünf große Themen: Stadtbilder, 100xFrankfurt, Bürgerstadt, Geldstadt und Weltstadt. Im Dachgeschoss mit seinen zwei Giebeln befindet sich die Ausstellung „Frankfurt Jetzt!“. Hier kann man das Frankfurt der Jetztzeit untersuchen. Dort ist auch das Stadtlabor. Hier zeigt das Museum wechselnde Ausstellungen. Sie entstehen in Zusammenarbeit (Partizipation) mit Frankfurter*innen. Von hier oben hat man schöne Ausblicke: Ein großer Erker mit Panorama-Fenster und 84 kleine Fenster bieten spektakuläre Blicke über die Stadt.Das Konzept des Neubaus
Im Januar 2008 haben Lederer Ragnarsdóttir Oei Architekten (Stuttgart) den internationalen Wettbewerb für das neue Historische Museum Frankfurt gewonnen. Der Entwurf öffnet das große Museumsareal mit einer einladenden Freitreppe und einem neuen Platz. Damit knüpft er an die Kleinteiligkeit und den Gassenverlauf der Frankfurter Altstadt vor den Kriegszerstörungen an. Der kleinere der beiden Neubauten ist an den historischen Saalhof angebaut und ergänzt den Torso wieder zu einer Einheit. So war es bereits in der Vergangenheit, man kann dies sehr schön im Altstadtmodell der Treuner-Brüder sehen. Das große Ausstellungshaus erstreckt sich hinter der Nikolaikirche am südlichen Ende des Römerbergs, es ist etwas zurückversetzt. Vom Römer öffnet sich so ein unverstellter Blick auf Rententurm und Mainufer. Beide Neubauten bilden zusammen den neuen Museumsplatz. Die beiden Neubauten des Museumsquartiers sind unter dem Museumsplatz miteinander verbunden. Im Eingangsbau zwischen Ausstellungshaus und Altbau (Saalhof) führen zwei Glasgänge links und rechts des Stauferhafens zu den Ausstellungen im Altbau. Unter dem Museumsplatz befindet sich ein großes Foyer mit wichtigen Service-Einrichtungen (Garderobe, Toiletten, Museumscafé) und auch eine ganz besondere Attraktion: die Schneekugel. Die Fassaden der Neubauten sind in Mainsandstein, Basalt und Naturputz ausgeführt. Dies sind charakteristische Baumaterialien der Altstadt. Auch die mit Naturschiefer gedeckten Satteldächer schließen gestalterisch an historische Großbauten der Altstadt wie Römer, Dom und Karmeliterkloster an. Baubeginn war im März 2012.Die Altbauten
Der Saalhof erzählt Stadtgeschichte: mit fünf Gebäuden aus acht Jahrhunderten
Der Saalhof ist einzigartig in Frankfurt. Er umfasst heute fünf Bauten aus 800 Jahren. Ursprünglich wurden damit alle Gebäude zwischen der alten Saalgasse im Norden, dem Fahrtor im Westen, dem Mainufer im Süden und dem Kleinen Saalhof im Osten bezeichnet. Die fünf Baudenkmäler des Museums, die heute noch stehen, wurden von 2008 bis 2012 gründlich restauriert. Das geschah nach dem Konzept von Diezinger Architekten (Eichstätt). Das Konzept betont die geschichtliche Eigenart der fünf Gebäude, sowohl im Innern wie in der äußeren Gestaltung. Das älteste Gebäude des Saalhofs ist die staufische Königsburg aus der Zeit um 1200. Es ist das älteste aufrecht stehende Gebäude der Stadt. Deshalb wurde es besonders sorgfältig restauriert. Die Einbauten des 20. Jahrhunderts wurden entfernt, die Grundmauern und Wände des Mittelalters (1200-1500) wurden freigelegt . Im Innern wurde der mächtige Wohnturm vom Keller bis zum Dach wieder sichtbar gemacht. Um 1842 hatte der Architekt Rudolf Burnitz den Turm zu einem Wohngebäude umgebaut. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde der mittelalterliche Turm nur außen, nicht aber innen wieder hergestellt. Der Umbau zum Museumsgebäude ließ die Spuren des mittelalterlichen Baus fast vollständig verschwinden. Jetzt ist auch der fast sechs Meter hohe Turmraum im Erdgeschoss wieder rekonstruiert worden.
An die Ostwand des Stauferturms wurde kurz nach 1200 eine Kapelle angebaut. Sie wurde bald danach um ein Obergeschoss erhöht. Insgesamt hat die Kapelle also drei Stockwerke. Der Kellerraum war ursprünglich nur durch eine schmale Luke vom Hauptraum aus erreichbar. Das ist typisch für die mehrgeschossigen Kapellen in Königsburgen des 12. und 13. Jahrhunderts. Das Untergeschoss wurde vermutlich als ein Tresorraum für die Aufbewahrung des Reichsschatzes benutzt. Die Könige nahmen den Reichsschatz bis zum 15. Jahrhundert auf ihren Reisen immer mit. Es war ein geistlicher Schatz, der viele heilige Reliquien enthielt. Deshalb wurde er in einem Kirchenraum aufbewahrt. Heute sind dort die Kopien der Reichsinsignien ausgestellt.
Der Rententurm an der Westseite des Ensembles ist einer der wenigen erhaltenen Türme der spätgotischen Stadtbefestigung. Er wurde von 1454 bis 1456 durch Eberhard Friedberger errichtet. Erstmalig in seiner über 500jährigen Geschichte wird er nun für die Öffentlichkeit zugänglich, und zwar über ein gotisches Wendeltreppenhaus. Im Innern wurden die Betondecken der 1950er Jahre entfernt und durch Ebenen aus Stahl ersetzt, die Durchblicke durch alle Geschosse ermöglichen. Diese Landmarke am Mainufer eröffnet die schönsten Ausblicke auf die Stadt und den Fluss.
Zwischen Rententurm und Stauferbau stehen auf den Fundamenten der spätmittelalterlichen Stadtmauer zwei Wohngebäude. Den Bernusbau ließen die reichen Woll- und Tuchhändler Heinrich und Johann Bernus von 1715 bis 1717 errichten, vielleicht durch den Architekten und Zisterzienser Bernardus Kirnde. Der Bankier Jakob Bernus (1681–1749) präsentierte hier bereits seine große Gemäldesammlung. Jetzt ermöglicht ein großes Fenster den Blick vom Bernusbau auf den unmittelbar angrenzenden Rententurm. Östlich vom Bernuspalais ließ Constantia Margaretha Leerse geb. Bernus im Jahr 1842 ein weiteres repräsentatives Wohngebäude errichten. Der Architekt Rudolf Burnitz (1788 –1849) plante die Fassade des nach ihm benannten Burnitzbaus im neoromanischen Stil. Die geringe Tiefe des Grundstücks wurde durch Einbeziehung des Stauferbaus erweitert, so dass die südwestliche Flanke des Turms verschwand. Die Restaurierung macht diese Turmwände im Burnitzbau jetzt wieder sichtbar. Als Besucher*in erschließen Sie sich das Haus auf einer historischen Wendeltreppe. Aus derselben Zeit stammt das Zollgebäude am westlichen Ende des Saalhof-Ensembles. Der neoromanische Bau ersetzte ein klassizistisches Gebäude und das spätmittelalterliche Fahrtor am südlichen Eingang zum Römerberg. In das Obergeschoss wurde der gotische Erker des Fahrtors als Spolie eingebaut.
Der neue Museumsplatz
Der Museumsplatz ist das Herz des neuen Museumsquartiers
Passant*innen können ihn zu Tag- und Nachtzeit überqueren und sind damit mitten im Museum, ohne Eintritt zu bezahlen. Von hier aus öffnen sich beeindruckende Blicke auf das Haus Wertheim im Westen - das einzige noch existierende Fachwerkhaus der Frankfurter Altstadt - und den Stauferbau im Osten, das älteste aufrechtstehende Baudenkmal der Stadt aus dem 12. Jahrhundert. Auch die archäologischen Funde rund um den Stauferbau lassen sich von hier aus gut betrachten. Eine Skulpturengalerie mit Figuren aus Häusern und Gärten der Frankfurter Alt- und Neustadt (17.-18. Jahrhundert) führt bereits in das Thema des Museums ein. Der neue zentrale Eingang des Museums ist vom Platz aus durch zwei große Türen zu erreichen. Die auffällige Rautenfassade des Eingangsbaus macht schon von weitem auf sich aufmerksam. Von hier aus sind die fünf Altbauten des Saalhofs ebenerdig zu erreichen. Und unter dem Platz hindurch führt der Weg zum großen Ausstellungshaus. Unter dem gesamten Platz liegt das zweite, das untere Foyer des Museums. Hier befinden sich Garderobe, Museumscafé und Toiletten. In seiner Mitte liegt der Rundraum für die Schneekugel, die Attraktion des Museums. Ihr können die Besucher*innen bereits durch das große Periskop aus Messing vom Platz aus bei der Arbeit zusehen und neugierig werden.Das HMF-Quartier