Frankfurter Küche (Typ D aus der Frankfurter Römerstadt-Wohnsiedlung) mit Herd Prometheus (Tellerabt
Die Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky entwickelte für das Neue Frankfurt die erste Einbauküche der Welt. Sie wurde über 10.000-mal eingesetzt.
Bis zum Zweiten Weltkrieg war für viele Familien eine separate Küche mit normierten Schrankelementen, Wasseranschluss und Elektrogeräten noch unerreichbar. Einen immensen Fortschritt bedeutete daher die Entwicklung eines Wohnprinzips „funktional, raumsparend, hygienisch und möglichst preiswert“, das ab 1925 im Rahmen des „Neuen Frankfurt“ durch den Leiter des Städtebaudezernats Ernst May (1886-1970) realisiert wurde. Der Wohnungsnot in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wollte man mit vielen, gut ausgestatteten Wohnungen in neu erschlossenen Siedlungen entgegentreten. Für die Aufgabe einer modernen Küchenplanung fand May in Margarete Lihotzky, der ersten Architektin Österreichs, eine im Bereich des normierten Möbelbaus erfahrene Mitarbeiterin.
Neben der Verbesserung der Wohnsituation galt ihr Interesse besonders der Rationalisierung der Hauswirtschaft. Aufbauend auf den Forschungsergebnissen amerikanischer Wissenschaftler entwarf sie ein Raumkonzept, das Wege und Arbeitsabläufe verkürzte. So entstand ein schmaler Küchenraum mit verschiedenen Arbeitsbereichen. Die Zubereitung der Speisen war einem Block mit belüftetem Vorratsschrank – ein Kühlschrank war damals noch Zukunftsmusik –, Schneidebrett und Abfallrinne zugeordnet. An den Spülkomplex mit innovativem Tellerabtropfgestell schlossen sich Geschirr- und Topfschränke an. Die Vorratsschütten aus Aluminium waren praktisch und hygienisch. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich die Kochzeile mit einem Gas- oder Elektroherd.
Bei der Gestaltung setzte Schütte-Lihotzky auf kubische Formen, die sich für eine Massenanfertigung eigneten. Ein besonderer Aspekt war die Farbgebung der Frankfurter Küche. Während die ersten normierten Küchenmöbel noch mehrheitlich weiß waren, standen die erbsengrüne Frankfurter Küche und anders farbige Modelle in der Bauhaus-Tradition.