Fahne des Gesangsvereins Maiengruß Frankfurt-Bornheim
Bürgerliche Männergesangsvereine traten für deutsche Tugenden und nationale Einigkeit ein.
Männergesangsvereine standen im 19. Jahrhundert im Zentrum einer bürgerlichen Bewegung, die sich mit „deutschen Tugenden“ gegen den Adel und gegen den „Erbfeind“ Frankreich wandten und sich für die nationale Einigung einsetzten. 1838 fand in Frankfurt das „Erste allgemeine deutsche Sängerfest“ statt, das von demokratischen und nationalen Gedanken geprägt war.
Auch in Frankfurt gab es Dutzende von Männergesangsvereinen. Ihr patriotischer Charakter zeigte sich oft in Namen wie Alemannia, Einigkeit, Eintracht, Teutonia, Hermann oder Germania und in dem vaterländischen Liedgut, das sie pflegten. Der Männergesangsverein „Maiengruß“ entstand 1898 im Ortsteil Bornheim. Die Fahne im Jugendstil wurde 1913 „Gestiftet von den Frauen und Jungfrauen des Vereins“. Leier und Schwan (Vorderseite) verweisen auf den antiken Gott Apoll, den Gott der Musik und der Dichtung. Die Lorelei (Rückseite), die der Sage nach mit ihrem Gesang Schiffe im Rhein versinken lässt, steht für die Dichter Clemens Brentano und Heinrich Heine und das Liedgut der Romantik. Das Bildmotiv erinnert zugleich an die Befreiungskriege gegen Napoleon, die den Mythos des Rheins als Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze (Ernst Moritz Arndt) begründet hatten.