Christbaumschmuck der Frankfurter Familie Schreiber
In Frankfurter Haushalten hingen ab 1933 die Hakenkreuze am Weihnachtsbaum.
Wie in vielen Familien in Frankfurt war auch der Alltag von Familie Schreiber ab 1933 von der nationalsozialistischen Ideologie durchdrungen. Die Verwendung nationalsozialistischer Symbole machte sogar vor dem christlichen Weihnachtsfest keinen Halt. Die nationalsozialistische Ideologie war im Kern gegenüber Religion und den Menschen, die diese ausübten, feindlich gesinnt. Deshalb standen die christlichen Kirchen der Machtübergabe an die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) und Adolf Hitler ab 1933 kritisch gegenüber. Sie wurden zu Anpassungen und Zugeständnissen gezwungen, die dennoch vereinzelt Widerstand zuließen.
Der Alltag vieler Menschen, auch in Frankfurt, war 1933 vom christlichen Bekenntnis geprägt. Deshalb sah die NS-Kirchenpolitik eine schrittweise Vereinnahmung der Kirchen vor, um ihren gesellschaftlichen Einfluss langfristig zu unterdrücken.
Wilhelm Schreiber war begeisterter Nationalsozialist und zugleich Kirchgänger in der Frankfurter Paulsgemeinde. Dort erschien er in SA-Uniform. Im Auftrag der NSDAP sollte er Versuche der Gemeinde verhindern, sich gegen die NS-Ideologie abzugrenzen und den opponierenden Pfarrer zu schützen.
Der Weihnachtsbaum mit NS-Symbolik gehörte für Schreiber wie für viele Eltern zur Kindererziehung dazu. Verlage und Firmen machten damit Gewinn, indem sie Bastelbögen für NS-Baumschmuck herausgaben oder Serien von „Julschmuck“, Kugeln mit nationalsozialistischen Emblemen, anboten. Auch das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes profitierte vom Weihnachtsbaumgeschäft. Abzeichen und Figuren konnten durch Spenden erworben und an den Baum gehängt werden. Mithilfe der Spenden konnte das NS-Regime benachteiligte Bevölkerungsschichten unterstützen und für sich gewinnen. Zugleich sollte die Spendensammlung Zusammenhalt der „Volksgemeinschaft“ bewirken.