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Aktuelles aus der Restaurierung – Januar 2012

Hängung der Tapisserie „Bauerntanz vor dem Wirtshaus” nach Motiven von David Teniers d. J. im Frankfurter Römer 
 
Fast ein ganzes Jahr hatte es gedauert, bis das Projekt Anfang Januar 2012 im Frankfurter Römer zu einem guten Ende geführt werden konnte: Die bedeutende Tapisserie „Bauerntanz vor dem Wirtshaus” aus dem Nachlass des Frankfurter Ehrenbürgers Generalkonsul Bruno H. Schubert und Schenkung an die Stadt Frankfurt wird jetzt im Frankfurter Römer präsentiert!
Aus dem Nachlass des Frankfurter Ehrenbürgers Generalkonsul Bruno H. Schubert ging im Januar 2011 eine bedeutende Tapisserie in den Besitz der Stadt Frankfurt über: Der Wandteppich zeigt ein beliebtes Motiv der flämischen Barockmalerei, eine ländliche Festgesellschaft im Wirtshaus. Das Motiv beruht auf Genreszenen des Malers David Teniers d. J. (1610-1690), dessen Gemälde europaweite Nachfrage und Berühmtheit erlangten.
 
Auf Wunsch des Schenkenden wie auf Initiative der Oberbürgermeisterin Petra Roth sollte die aus Wolle, Seide und Leinen gewirkte Tapisserie zukünftig im Frankfurter Römer zu sehen sein.
 
Zwischenzeitlich ist die Tapisserie viel „gereist”, wurde sie doch zuerst in einem dafür ausgerichteten Atelier in Belgien mit einem speziellen, für Tapisserien entwickelten Verfahren mit Aerosolen gereinigt, um anschließend in Nürnberg durch die Textilrestauratorin Magdalena Verenkotte-Engelhardt restauriert zu werden.
 
Zurück in Frankfurt musste nun ihre Installation durch das HMF, vor allem durch die Textilrestauratorin des Museums, Ines Scholz, vorbereitet werden. Um zu verhindern, dass das immerhin 281 x 433 cm große historische und inhomogen gealterte Textil aufgrund seines Eigengewichts weitere Dimensionsveränderungen und somit Schädigungen erfährt, wurde eine Montage auf einer mit Textil bespannten schrägen Ebene gewählt, heute übrigens Standard bei musealen Präsentationen dieser Art. Die Ausführung der Unterkonstruktion wurde in enger Absprache präzise von der Schreinerei Zeschick bewerkstelligt.
 
Nach der Bestimmung des jetzigen Standortes über dem Hochzeitsbalkon im Römer wurde allen Beteiligten schnell deutlich, dass hier weitere Hilfe nötig sein würde, um die aufwändige Hängung schlichtweg unfallfrei bewältigen zu können. Das war nur möglich, nachdem uns Ulrich Lang (Konservator/Restaurator am MMK) und Stefan Bressel (arthandler), beide mit langjährigen Erfahrungen bei der Hängung von Großformaten, ihre Zusammenarbeit zugesichert hatten. Unter ihrer professionellen Federführung und mit Hilfe zweier Mitarbeiter des Römers konnte am Samstagvormittag die montierte Tapisserie in einer zweistündigen Performance in doch eher ungewöhnlicher Höhe an die Wand gebracht werden.
 
Zum Neujahrsempfang 2012 konnte die Tapisserie schließlich im Römer präsentiert werden!

Aktuelles von Umbau und Umzug – März 2011

Wie verpackt man einen etwa 3 x 4 m großen Wandteppich?

Erst im Januar 2011 kam ein wertvoller Neuzugang in die Mode- und Textilsammlung: eine um 1710 in einer Brüsseler Manufaktur gewirkte Tapisserie. Wie aber muss ein solcher Teppich überhaupt behandelt werden und wie zieht man ihn schonend um?
Die um 1710 in einer Brüsseler Manufaktur gewirkte Tapisserie zeigt die Bauernkirchweih – ein Bildmotiv, das zu einer Gruppe mit weiteren ländlichen Szenen gehört. Vorlage (Karton) war ein Motiv des in Antwerpen geborenen Malers David Teniers. Der bekannte Maler entwickelte diese Szenerien, die in verschiedenen Brüsseler Manufakturen als großformatige Tapisserien umgesetzt wurden.
 
Wie alle Neuzugänge in der Textilsammlung wurde auch dieser 286,5 x 421 cm große Wandteppich zunächst in der hauseigenen Stickstoffanlage behandelt, um einem möglichen Schädlingsbefall zu begegnen. Nach dieser Prozedur wird die Tapisserie glatt verlegt (plangelegt). So kann sie genau untersucht und anstehende Restaurierungsmaßnahmen besprochen werden.
 
Für den anstehenden Umzug muss die Tapisserie um eine Rolle aus säurefreiem Archivkarton gelegt werden. Da die Bildseite für die Lagerung oben liegen muss, wird das Textil zunächst umgedreht. Bei einem derart großen Objekt sind vier Personen vonnöten, um dies für das Objekt möglichst „stressfrei” zu gestalten. Bevor die Kartonrolle zum Einsatz kommt, wird die Tapisserie mit Seidenpapierbahnen ausgelegt. So liegen die Textillagen beim Einrollen nicht unmittelbar aufeinander. Zum äußeren Schutz vor Staub wird ein dauerhaftes, synthetisches Verpackungspapier (Tyvek) um die Rolle gewickelt. Ein Aluminiumrohr sowie zwei fahrbare Ständer gewährleisten den Transport und die spätere stabile Lagerung.

Aktuelles von Umbau und Umzug – November 2010

Zu den Beständen des Historischen Museums gehört eine kleine, etwa 1.200 Objekte umfassende, interessante Schmucksammlung, die sich aus sehr unterschiedlichen Stücken zahlreicher Epochen zusammensetzt. Dieser Sammlungsbestand muss im Rahmen des Museumsumzuges ebenfalls sein angestammtes Depot verlassen.
Die teilweise sehr fragilen Schmuckstücke sind aus den unterschiedlichsten Materialien gefertigt. Für ein effizientes Arbeiten war es notwendig, ein Verpackungssystem zu entwickeln, das der sehr heterogenen Sammlung gerecht wird. Ein weiterer Aspekt war die bisherige, aus konservatorischer Sicht unbefriedigende Aufbewahrung der Sammlung. Dies war für die Zukunft zu optimieren.
 
Die einzelnen Schmuckstücke wurden mit archivgerechten Materialien verpackt und so gesichert, dass sich kein Stück bewegen kann. Hierzu fanden alterungsbeständiger, säurefreier Archivkarton und Seidenpapier, alterungsbeständiger Polyethylenschaum und weiches Baumwollband Verwendung. Jedes Schmuckstück, und sei es noch so klein, bekam ein eigenes Etikett mit Inventarnummer und Matrixcode. Das Verpacken der teilweise sehr kleinen Objekte nahm mehrere Wochen in Anspruch.
 
Besonders anspruchsvoll war beispielsweise das Verpacken von Modeschmuck aus frühen Kunststoffen, die durch ihre schnelle Alterung teilweise bereits sehr stark geschädigt sind. Aber auch die Silberfiligranarbeiten an Rosenkränzen oder Trachten-Schmuckstücken mit ihren vorstehenden Dekorationselementen können leicht verbiegen und verlangen ein sehr vorsichtiges Hantieren und Befestigen.

Restaurierungen 2009

Restaurierung der Feststandarte der Sachsenhäuser Weingärtnerzunft von 1840
Die 17 für den Festzug des Frankfurter Gutenbergfestes angefertigten Zunftfahnen stellen in der Textilsammlung ein aussagekräftiges Zeugnis zur Frankfurter Sozial- und Kunstgeschichte um 1840 dar. Das darin enthaltene facettenreiche historische Spiegelbild der Frankfurter Bürgergesellschaft soll durch die wissenschaftliche und konservatorische Bearbeitung dieses Konvolutes erneut sichtbar gemacht werden, um so ein außergewöhnlicher Bestandteil in den künftigen Dauerausstellungen werden zu können.
 
Vorab wurde die bemalte Standarte der Sachsenhäuser Weingärtner für die Sonderausstellung „Heinrich Hoffmann – Peter Struwwel” restauriert. Die vorliegenden Schäden (Risse und Deformationen im Textil, gelockerte Dekorationselemente, Malschichtabhebungen und -abpuderungen, Verschmutzungen und Schädlingsbefall) forderten eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der Textil- und der Gemälderestaurierung. Die 2009 an dieser Fahne gewonnenen Erkenntnisse zu den verwendeten Materialen und Verarbeitungstechniken leisten einen Beitrag für die kunsttechnologische Erforschung der bislang nur wenig untersuchten Objektgruppe der bemalten Fahnen.