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Zeitzeugenschaft?
Ein Erinnerungslabor


Erinnerungslabor: Januar bis Juli 2024
Ausstellung: 19. September 2024 bis 4. Mai 2025
Wie wird Erinnerung weitergegeben? Was macht Erzählungen über die Vergangenheit bedeutend für die Gegenwart? Kennen Sie jemanden, den Sie als Zeitzeug*in bezeichnen würden? Was ist Ihnen an ihrer*seiner Geschichte wichtig? Was heißt das überhaupt, Zeitzeugenschaft? Sehen Sie sich selbst als Zeitzeug*in? Was soll man in Zukunft von Ihrem Leben heute wissen? Um diese Fragen soll es im Erinnerungslabor gehen. Zusammen mit einer Gruppe unterschiedlicher Frankfurter*innen suchen wir nach individuellen und persönlichen Antworten.

Ausgangspunkt des Erinnerungslabors ist die Bibliothek der Generationen, ein künstlerisches Erinnerungsprojekt, das es schon seit fast 25 Jahren im Historischen Museum gibt. In dieser Zeit haben uns schon über 100 Personen oder Gruppen ihre Zeitzeugnisse gegeben, die von sehr unterschiedlichen Erfahrungen berichten: Es geht um Flucht und Verfolgung zu verschiedenen Zeiten und unter anderen Regimen, um Migration und das Ankommen in Frankfurt; es geht um alte Häuser und ihre Geschichten, um Kindheit und Jugend unter verschiedenen Bedingungen, um die Veränderungen der Stadt, um politische Kämpfe oder um das Leben und Lieben in Frankfurt. In der Bibliothek der Generationen werden viele und vielfältige Geschichten und Erinnerungen gesammelt. Wer ist Ihre Zeitzeug*in aus der Bibliothek der Generationen? Was bedeutet das Zeugnis für Sie? Mit diesen Fragen möchten wir das Erinnerungslabor starten. Die Ergebnisse werden ab dem 19. September 2024 in einer Ausstellung gezeigt, mit der wir auch das 25jährige Bestehen der Bibliothek der Generationen feiern möchten.

Ende der Zeitzeugenschaft?


Ab September 2024 wird neben dem Erinnerungslabor auch die Sonderausstellung „Ende der Zeitzeugenschaft?“ gezeigt, die vom Jüdischen Museum Hohenems zusammen mit der Gedenkstätte Flossenbürg erarbeitet worden ist. Wir zeigen diese Ausstellung, weil unsere Vorstellung von Zeitzeugenschaft maßgeblich durch Gespräche und Interviews mit Holocaust-Überlebenden geprägt worden ist. 

Über 75 Jahre nach Kriegsende gibt es kaum noch Überlebende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die aus eigener Erfahrung sprechen können – oder von jenen Menschen berichten, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Jedoch sind viele ihrer Erinnerungen in schriftlichen Zeugnissen sowie unzähligen Videointerviews in öffentlichen wie privaten Archiven, NS-Dokumentationszentren sowie Museen oder von zivilgesellschaftlichen Initiativen bewahrt. Am „Ende der Zeitzeugenschaft“ stellt sich für die Institutionen daher die Frage, wie sie mit diesem Erbe in Zukunft umgehen wollen. An jeder Ausstellungsstation wird eine spezifische Antwort vorgestellt. Für Frankfurt haben wir uns vorgenommen, zum einen die Vielfalt des Materials zu zeigen: Es gibt professionell aufgenommene Interviews und Amateuraufnahmen, Erzählcafés und Gespräche vor Schulklassen, öffentliche Veranstaltungen oder privat aufgezeichnete Gespräche. In der Ausstellung geben wir einen Einblick in die Vielfalt der Interviews und die vielen unterschiedlichen Gesprächsanlässe ebenso wie die unterschiedlichen Verwendungszwecke, die von der reinen Aufnahme bis hin zu professionell aufbereitetem didaktischen Material reichen.

Dabei geht es zum einen konkret um die Frage wie die Erzählungen gesichert werden können, weil viele Tonträger wie VHS- oder Audio-Kassetten bald nicht mehr lesbar sind. In Frankfurt stellt sich diese Frage besonders virulent, da hier besonders viele zivilgesellschaftliche Akteur*innen den Kontakt mit Überlebenden gepflegt und Interviews aufgezeichnet haben. Viele dieser Interviews sind noch nicht digitalisiert. Mit der Unlesbarkeit der Tonträger droht daher das Verschwinden der Stimmen. Deshalb wird das HMF eine offene Digitalisierungswerkstatt einrichten, in der Interviews über die NS-Zeit kostenlos digitalisiert werden können. Interessierte Personen oder Initiativen können sich wenden an angela.jannelli@stadt-frankfurt.de.